Auf dem Weg ins Heimatland

Image
Eine Schwester reicht einer im Bett liegenden Person einen Trinkbecher.
Nachweis

Foto: Bernd Lasdin

Caption

Die Liebe zu den Menschen ist im Dreikönigshospiz in jeder kleinen Hilfe zu spüren. Schwester Simone Bohrmann, stellvertretende Pflegedienstleiterin, am Bett der 82-jährigen Sabine Ahlgrimm. 

Im Neubrandenburger Dreikönigshospiz leben Menschen ihre letzten irdischen Tage. Aber im Vordergrund steht nicht der Mensch, der geht. Sondern der Mensch, der bleibt. 20 Jahre lang besteht diese segensreiche Einrichtung.

In diesem Jahr beging das Dreikönigshospiz in Neubrandenburg feierlich sein 20-jähriges Bestehen. So fand unter anderem am zwölften Juli ein Sommerfest mit 250 Menschen statt. Franziskanerbruder Gabriel Zörnig eröffnete das Fest mit einer „fröhlichen Seelsorge“, einem Mutmacher nach überstandenen schweren Coronajahren. Zum Gelingen des Festes hatten viele ehrenamtliche Mitarbeiter beigetragen. Dieses Engagement war es auch, welches es überhaupt ermöglichte, einen Hospizdienst in Neubrandenburg anbieten zu können, sagt Regina Prachtl, die Hospiz-Verantwortliche des Dreikönigsvereins.

Begonnen hatte die Arbeit Mitte der 1990er Jahre mit einem ambulanten Hospizdienst. Er bestand größtenteils aus Ehrenamtlern, die die Patienten in ihren Wohnungen betreuten. Daraus entwickelte sich die Hospizarbeit in Neubrandenburg weiter. Im Jahr 2003 bezog man eine Villa, welche um einen Neubau ergänzt wurde. In diesem Neubau befinden sich die zehn Zimmer der Bewohner. Beate Gogacz, die seit 2021 das stationäre Hospiz sowie den ambulanten Hospizdienst geschäftlich führt, legt besonderen Wert auf diese Bezeichnung: „Bewohner“. 

Denn, so sagt Beate Gogacz: Bewohner sind ein Teil des Hauses, sie machen den Charakter der Einrichtung aus und leben mit den anderen Bewohnern in einer Gemeinschaft. 

„Ein Mensch, der bleibt, auch wenn er geht“

Seit 2003 betreute man im Dreikönigshospiz rund 2000 Bewohner und leistete neben der medizinischen und sozialen Betreuung auch ein spirituelles Angebot. Jedoch besteht das Angebot ohne missionarischen Auftrag. Die Bewohner seien frei in der Wahl, ob sie die spirituelle Betreuung zuließen oder nicht, willkommen sei jeder, so Gogacz. Rainer Prachtl, der Vorsitzende des Dreikönigsvereins, der auch Träger des Hospizes ist, beschrieb die Aufgabe dieser Einrichtung. 
 

Ein Ort des Lebens: Beim Sommerfest wurde das 20-jährige Bestehen des Dreikönigshospizes gefeiert. | Foto: Bernd Lasdin


In dem Hause solle ein soziales Netzwerk entstehen, das die Bewohner einbeziehe, ebenso wie die Mitarbeitenden. Es ginge um Aufbruch und Ankunft gleichermaßen und um ein Ziel für den letzten irdischen Weg der Bewohner. Geschehen solle all dies im geschützten Raum des Hospizes. Rainer Prachtl fügte an: „gewissermaßen unter dem Glanz des Sterns“. Die Heiligen Drei Könige sind nicht nur namensgebend für das Hospiz, sondern prägen auch dessen Philosophie. So wird von den drei Königen in der Bibel berichtet: „Und sie kehrten auf einem anderen Weg in ihr Heimatland zurück.“ So sollten auch die Bewohner des Hospizes ihren Weg in ihr Heimatland finden. 

Ebenso wie die drei Könige ist auch der heilige Christophorus, der als Schutzpatron des Hospizes fungiert, ein Suchender. Seine lebensgroße Statue findet sich vor dem Übergang der alten Villa zu dem 2003 neuerrichteten Komplex, in dem die Zimmer der Bewohner untergebracht sind. 

Auch weitere Kunstwerke bedeutender Künstler finden sich im Dreikönigshospiz. Kunst lässt sich auch in der hauseigenen Kapelle finden, so wird diese stets von natürlichem Licht erfüllt, welches durch die farbenfrohen Bleiglasfenster fällt. „Unser Anliegen, unser Thema ist nicht der Tod, das Sterben, sondern der jeweilige Mensch, der einen Namen, eine Lebenssehnsucht, eine eigene Wahrheit, seine vielfältigen ‚Lieben‘ hat. Ein Mensch also, der bleibt, auch wenn er geht“, so Regina Prachtl. Am Ende seiner Rede bedankte sich Rainer Prachtl für die große Teilnahme an dem Sommerfest und außerdem bei zwei wichtigen Förderern des Hospizes: Karl Otto Hopmann (Otto-Versand) und der Reemtsma-Stiftung. „Ohne sie wäre das Hospiz nicht möglich gewesen.“ 

Kai Wilhelm