Basare sind ein Geschenk

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Frau auf Weihnachtsbasar
Nachweis

Foto: Marco Heinen

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Katharina Stauber schmückte und füllte den Geschenkebaum.

Adventszeit ist Basarzeit in den Gemeinden. Bevor der Verkauf losgeht, werden viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit investiert. Ein Einkaufsbummel über den Adventsmarkt der Gemeinde St. Hedwig in Norderstedt.

Ob in Schleswig-Holstein, Hamburg oder Mecklenburg: In zahlreichen Kirchengemeinden finden Ende November und Anfang Dezember Basare statt, bei denen der Erlös einer guten Sache zugute kommt. Oft kümmert sich ein eigenes Basarteam darum, dass im Laufe des Jahres ehrenamtlich in Handarbeit tolle Geschenke entstehen, die dann zu Beginn der Adventszeit verkauft werden. Viele Stunden Arbeit fließen in die Vorbereitung eines solchen Marktes, der auch die Gemeindemitglieder ein Stück weit näher zusammen bringt.

Beispiel Norderstedt: Dort fand am vergangenen Wochenende die 51. Ausgabe des Gemeindebasars statt, der – ausgenommen die Coronajahre – meist über 10 000 Euro für eine gute Sache in die Kassen spült. In diesem Jahr waren es unterm Strich 6 500 Euro Verkaufserlös, die dem gemeinnützigen Verein „Interplast Germany“ zugute kommen sollen, der sich für kostenlose plastische Operationen von Menschen in Entwicklungsländern engagiert. Menschen mit Gesichtsfehlbildungen oder Menschen, die mit entstellenden Narben in Folge von Unfällen oder Kriegsfolgen leben müssen, erhalten Hilfe, was ihnen die Re-Integration in ihre Gemeinschaft erleichtert. 

Zwei Tage lang gab es am ersten Adventswochenende nicht nur tolle Dinge zu kaufen und Leckeres zu essen, sondern auch ein Konzert wurde noch organisiert. Obwohl im Stadtpark diesmal ein viel beworbener kommerzieller Adventsmarkt Konkurrenz machte, war schon am Samstag richtig viel los in den Gemeinderäumen von St. Hedwig. „Es werden alles selbstgemachte Sachen angeboten. Darauf legen wir sehr viel Wert“, erläutert Anja Speidel vom Gemeindeteam. Lediglich die Waren vom Flohmarkt und die antiquarischen Bücher wurden nicht selbst hergestellt, dafür aber von Gemeindemitgliedern gespendet.

Das ganze Jahr über wird gebastelt und gestrickt

„Die Hedwiger sind sehr großzügig, seit vielen Jahren. Wenn die wissen, worum es geht und wir garantieren, dass das Geld auch ankommt, dann gibt es zusätzlich zum Verkaufserlös viele Spenden“, berichtet Speidel. Es ist also durchaus möglich, dass auch in diesem Jahr die 10 000 Euro-Marke wieder geknackt wird.

Das ganze Jahr über hat die Kreativgruppe der Gemeinde sich schöne Dinge überlegt und sich dann ans Werk gemacht: Holzspielzeug, Adventskränze, Weihnachtsdekoration in verschiedensten Varianten, Gestricktes und Gehäkeltes, Kekse und Marmeladen und vieles mehr konnte für kleines Geld mit nach Hause genommen werden. Vor Ort gab es Waffeln, Kuchen und Gegrilltes, sodass auch diejenigen gerne verweilten, die vielleicht keine Geschenke kaufen wollten. 

Mindestens 30 Gemeindemitglieder – darunter Pfadfinder und das Zeltlager-Team – beteiligten sich an Auf- und Abbau sowie am Verkauf. Dennoch gibt es ein bisschen Sorge um die Zukunft. „Wir müssen uns dringend verjüngen“, so Anja Speidel. Als sie am Samstag nach einer Eröffnungsandacht von Pfarrer Hans Janßen das Wort ergriff, hatte sie den Tod einer Frau aus der Gemeinde zu verkünden, die zu den Helfern des Weihnachtsbasars gehörte.

Eine, die schon lange dabei ist, ist Hildegard Schubert. Die 72-Jährige ist seit zehn Jahren in der Basarleitung tätig. „Die Leute fiebern auf den Termin hin. Das ist unser Highlight, das ist unsere gute Sache, und das wollen wir unbedingt“, sagt sie. Corona war deshalb eine ziemliche Katastrophe: „Da hat unser Herz echt geblutet“, so Schubert. Um trotzdem etwas zu verkaufen, stand sie dann nach den Gottesdiensten in der Kälte und verkaufte Socken und anderes, stellte die Sachen sogar ins Internet. Immerhin kamen noch um die 5000 Euro zusammen.

Holzspielzeug gibt es schon für kleines Geld

Dass sich auf den Basaren toll einkaufen lässt, ist keine Frage: Pfarrer und Familienvater Hans Janßen hat beispielsweise ein Holzspielzeug für ein Enkelkind gekauft. Bei Johannes Kuck­hoff, Bruder des emeritierten Domkapitulars Nestor Kuckhoff, „gibt es immer etwas Gutes zu finden“, sagt er. Johannes Kuckhoff, gelernter Ingenieur, macht tatsächlich tolle Kinderspielzeuge. Am Stand von Marianne Well­mann gibt es schöne Geschenke: Adventssterne, die aus Teebeutelverpackungen gefaltet wurden, zum Beispiel. „Ich habe die Sterne gerne gebastelt und Marmeladen haben wir gekocht“, erzählt sie. Zeitaufwand? Für einen Stern über eine halbe Stunde. Verkaufspreis: 1 Euro. Zweifellos steckt unheimlich viel Enthusiasmus und Freude am Basteln hinter diesen Adventsmärkten. Das Beste ist, dass am Ende alle gewinnen: die Bastler, die Käufer und die wohltätigen Organisationen, denen der Gewinn zufließt. Denen, die sich dafür reinhängen, gebührt ein großes „Danke!“.

Marco Heinen