Görlitzer Christen luden zum Klimafasten ein

Das eigene Handeln ändern

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Görlitzer Christen haben in der vorösterlichen Bußzeit zum Klimafasten eingeladen. Ziel ist es, sensibler in Fragen der Schöpfungsbewahrung zu werden. Beim fünften Treffen ging es im Jakobus-Gemeindehaus um das Licht.

Gemeinsam über die Bewahrung der Schöpfung nachdenken. Dies ist das Ziel des Klimafastens.
Foto: Holger Jakobi

 

„Das Thema interessiert mich sehr“, so die Görlitzerin Christa Möbus. Sie sagt: „Wir sparen im Haushalt überall, mein Mann und ich schauen immer wieder, in welchen Bereichen wir noch besser werden können. Im Garten gießen wir mit Regenwasser. Ich finde, wenn jeder einen Beitrag leistet, dann können wir gemeinsam viel erreichen.“ Christa Möbus nahm am Klimafasten teil, das die Umweltbeauftragte des Bistums Görlitz, Gabriele Kretschmer, Janet Conrad und Pfarrer Jan Mävers von der Evangelischen Innenstadtgemeinde auf den Weg gebracht haben. Zusammen bildeten sie das Klimafasten-Starterteam.

Jede Gemeinde gestaltet einen Abend
Gemeinsam als Christen der Stadt etwas tun, ist eine der Intentionen von Kretschmer,  Conrad und Mävers. „Es gibt in Görlitz eine Vielfalt an christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Wir können zusammengehen, besonders beim Thema Umwelt und Klima“, sagt Gabriele Kretschmer. Das Starterteam schrieb die Gemeinden an und schnell stellte sich heraus, sechs von ihnen machen mit. Jeder Abend wird von der mitmachenden Gemeinde selbstständig zu den vorgegebenen Themenbereichen gestaltet.
Als Umweltbeauftragte des Bistums  weiß Gabriele Kretschmer darum, wie mühevoll es sein kann, immer wieder die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Klima zu vermitteln. Sie betont: „Es gibt keine andere Alternative, als aktiv zu werden. Das Klimafasten ist ein Experiment für die Christen unserer Stadt und für unsere Stadt.“ Wichtig ist es, die gemeinsame biblische Botschaft von der Schöpfung weiterzutragen.
Für ihren eigenen Abend zum Thema Licht hat sich Gabriele Kretschmer viele Gedanken gemacht. Die Teilnehmer kommen zum fünften Mal zusammen, über 30 Leute sind ins Sankt Jakobus-Gemeindehaus gekommen. Sätze zum Licht werden angesprochen: „Wo Licht ist, da ist auch Schatten“; „Besser ein Licht anzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen“ oder „Das Licht nicht unter den Scheffel stellen.“ Ein Ziel des Klimafastens ist die Sensibilisierung. So verdeutlicht ein Foto die Lichtverschmutzung in Europa. Die Ballungsräume sind hell erleuchtet. Ein anderes Bild zeigt das Kohlekraftwerk Reichenberg (Bogatynia) in Polen. Bedrohlich wirkt diese Aufnahme. Zusammen mit ihren Gästen Martin Ritz vom Senckenbergmuseum, Matthias Bohl von den Stadtwerken und Torsten Tschage, Amtsleiter in der Stadtverwaltung, kommt Kretschmer ins Gespräch. Niemand stellt in Frage, dass Lichtverschmutzung ein Problem ist. Torsten Tschage verweist darauf, dass inzwischen alle in den kommunalen Verwaltungen das ihre tun, diese gering zu halten. Allerdings gibt es bei den Anwohnern ein gefühltes Unsicherheitgefühl, wenn die Straßenbeleuchtung nicht so hell ist. Torsten Tschage: „Manche schreiben mir, ,in meiner Straße ist es zu dunkel‘ andere ,in meiner Straße ist es zu hell‘. Da bleibt nichts anderes übrig, als einen Mittelweg zu gehen.“

Auf Solarlampen kann jeder verzichten
Martin Ritz sagt: „Der Mensch von heute vermag sehr viel, er denkt aber selten darüber nach, welche Auswirkungen sein Handeln hat.“ Der Biologe erinnerte daran, dass in Europa die Anzahl der sogenannten Lichtquellen einfach zu hoch ist. „Für die Tiere ist das verheerend. Über Millionen von Jahren haben sich unsere Tiere ohne die Einwirkung von künstlichem Licht entwickelt. Die allermeisten Lebewesen irritiert Licht.“ Licht zieht Insekten stark an, auch wenn niemand weiß, so Herklotz, warum dies so ist. „Die Insekten können nicht weg, sie flattern hin und her und sterben an Erschöpfung.“ Früher, als die Lichtquellen wesentlich heißer waren, verbrannten die Tiere qualvoll. Veit Herklotz, dessen Spezialgebiet die Vögel sind, berichte auch über deren Nöte: „Sie verlieren die Orientierung.“ So sind beispielsweise Leuchttürme für Vögel richtig gefährlich.
Zum Abschluss lädt Gabriele Kretschmer dazu ein, mit achtsamen Augen durch die Stadt zu gehen: „Zuhause können sie schauen, wie sie ihre Lampen aufgestellt haben. Brauchen sie wirklich jede Lichtquelle? Und auf die Solarlampen im Garten oder auf dem Balkon kann jeder verzichten.“
Klimafasten ist ein Angebot in der Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag innezuhalten. Es geht darum, das eigene Handeln zu überdenken. Die Teilnehmer können so zu einem verantwortungsvollen, klimagerechten Lebensstil finden. Klimafasten ist ein gemeinsamer Weg, der einlädt, achtsam mit Gottes Schöpfung umzugehen. In jeder der sieben Fastenwochen geht es um ein anderes Thema. In diesem Jahr stand die Aktion unter dem Motto „So viel du brauchst“.

Von Holger Jakobi