Die Ökumene des Blutes

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Feier zur Todesstunde der Lübecker Märtyrer in der Krypta der Lübecker Propsteikirche
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Foto: Marco Heinen

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Um 18 Uhr beginnt in der Krypta der Lübecker Propsteikirche traditionell die jährliche Feier zur Todesstunde der Lübecker Märtyrer. Die Geistlichen versammeln sich dort und das „Martyrologium“ wird verlesen. 

Zu den runden Jahrestagen der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer sind immer prominente Gäste gekommen. In diesem Jahr war es der Generalsekretär der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom, Cesare Zucconi.

„Mit Freimut haben sie keinen Hehl um ihren Glauben und ihre Grundüberzeugungen gemacht – und die beim Namen gemacht“, sagte Erzbischof Stefan Heße im Lübecker Gedenkgottesdienst. Statt einer Predigt gab es eine Lesung aus den Abschiedsbriefen der vier Märtyrer. In einem Geleitwort  zur Hinführung charakterisierte Lucia Justenhoven diese Texte so: „Es sind Worte, die zu Herzen gehen. Es sind Worte der Hoffnung und der Stärke und einer tiefen Glaubensgewissheit“.

Am Ende des Gottesdienstes war es dann Cesare Zucconi, Generalsekretär der geistlichen Gemeinschaft Sant’Egidio, der das Wort ergriff. Er sagte, die Märtyrer stünden „beispielhaft für das, was Papst Franziskus die Ökumene des Blutes nennt“. Er stellte die vier in die Reihe anderer Opfer von Christenverfolgung im 20. und 21. Jahrhundert. „In einigen Regionen der Welt bedeutet die Tatsache, am Sonntag zur Messe zu gehen, eine mutige Entscheidung, denn dort werden Christen, die wehrlos beten, feige von Terroristen angegriffen“, so Zucconi. 


Auch in der Gegenwart gibt es Märtyrer


Exemplarisch nannte er den französischen Pfarrer Jacques Hamel, der 2016 von zwei jungen Muslimen getötet wurde, und den erst 26-jährigen Kongolesen Floribert Bwana Chui, Verantwortlicher von Sant’Egidio im kongolesischen Goma und Zollbeamter, der 2007 entführt und getötet wurde, weil er sich weigerte, den Transport von verdorbenen Lebensmitteln über die Grenze zuzulassen, die den Menschen geschadet hätten. „Doch als Christ betete er, er dachte an die anderen und entschied sich dafür, ehrlich zu sein und sagte Nein zum Schmutz der Korruption.“

Zwei Beispiele von Menschen, die Zucconi als „die neuen Märtyrer des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete, „keine mutigen Helden, sondern Menschen, die sich entschlossen haben, für das Evangelium zu leben“.

Im Gedenken an Menschen wie Pfarrer Hamel und Bwana Chui habe Saint’Egidio in der Basilika San Bartolomeo all’ Isola auf der Tiberinsel mitten in Rom in den vergangenen 20 Jahren einen Ort eingerichtet, an dem der Verstorbenen mit Reliquien und Andenken gedacht werde. „Es geht um Christen aus allen Konfessionen, die getötet wurden, weil sie Christen sind und nicht, weil sie katholisch oder protestantisch oder orthodox sind“, sagte der Generalsekretär.

Erzbischof Heße nahm den Ball auf: „Da müssen die Lübecker Märtyrer auch hin, die fehlen da noch in San Bartolomeo.“
 

Marco Heinen