Ein Traum wurde Wirklichkeit

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Wallfahrt Bad Doberan: die ehemalige Schülerin Marie-Theres Rother, Grundschulleiter Clemens Kastner, Hortleiterin Eva-Maria Albrecht
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Foto: Andreas Hüser

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Am Stand der Schule bei der Wallfahrt zur Wallfahrt Bad Doberan: die ehemalige Schülerin Marie-Theres Rother (links), Grundschulleiter Clemens Kastner, Hortleiterin Eva-Maria Albrecht. 

Eine katholische Schule in Rostock? Jahrzehnte war daran nicht zu denken. Die Schule, die es gab, wurde 1938 geschlossen. Dann kam die DDR. Dann die
Wende. Und plötzlich ging alles ganz schnell – damals, vor 25 Jahren.

Eva-Maria Albrecht, von Anfang an Leiterin des Don-Bosco-Hortes, kann davon erzählen. Vor mehr als 25 Jahren gehörte sie – damals junge Mutter und Erzieherin in der Kita St. Martin –  zu den treibenden Kräften der Schulgründung.  

Angefangen hatte alles mit der Kita, die schon 1991 gegründet wurde. Die Kinder wuchsen, die ersten kamen ins Einschulalter. Und was nun? „Da entstand ein Bedürfnis unter den Eltern – wie wichtig wäre es, dass es im gleichen Geist weiterginge!“ Das hieß: eine neue Schule gründen. Die Beteiligten spürten, dass dieser Auftrag in der Luft lag. Eva-Maria Albrecht: „Der Bildungsauftrag war da. Aber konnten wir es uns leisten, ihn weiterzuführen?“  

Es gab skeptische Stimmen, aber auch Befürworter. Und es gab eine starke Elterninitiative, die an Erzbischof Ludwig Averkamp herantrat. „Er sagte: Wenn das der Wunsch der Gemeinde ist, sei er dafür.“ Ein großer Unterstützer sei Matthias Crone, Leiter des Erzbischöflichen Amtes Schwerin, gewesen. „Er riet uns: Gründet zuerst einen Förderverein.“ Und die künftige Hortleiterin erinnerte sich, wie eine Schar von 30 Eltern und Aktiven der Christusgemeinde eines Abends zusammensaßen. „Wie sollte der Förderverein heißen? Die Schule gab es noch nicht, und einen Namen für diese Schule auch nicht.“ Nun warfen die Anwesenden Vorschläge in den Ring. Dietrich Bonhoeffer? Edith Stein? Die Namen einiger Heiliger wurden diskutiert. „Aber dann hat Helga Gaberle von Don Bosco erzählt“, erinnert sich Eva-Maria Albrecht. „Und sie hat es geschafft, dass am Ende 30 Leute sagten: Ja, der passt!“ Das Weitere lief nicht ohne Hindernisse, aber zügig.


Keine Lehrer? Die Lösung kam aus Thuine


Die Don-Bosco-Schule in Trägerschaft der Christusgemeinde bekam eine Genehmigung. Die Hortleiterin, Frau Albrecht, wwar „gesetzt“. Auch ein Schulgebäude wurde gefunden. Es musste zwar erst umgebaut werden, aber auch dafür gab es eine Übergangslösung. Nur eine Frage blieb offen: „Wir haben versucht, Lehrer zu finden. Aber das war schwierig. In unserer Region gab es zwar katholische Erzieher, aber keine katholischen Lehrer“, erzählt Eva-Maria Albrecht. „Und das Problem wurde langsam ernst. Die Listen füllten sich mit Anmeldungen, in einem halben Jahr sollte der Unterricht beginnen, und wir hatten keine Lehrer!“ Wer konnte helfen? „Wir schreiben nach Thuine!“ Die Thuiner Franziskanerinnen waren seit 80 Jahren in Rostock tätig, Schule gehört zum Profil des Ordens, auch vor dem Krieg waren Thuiner Schwestern Lehrer­innen in Rostock gewesen. Die Kongregation half tatsächlich. Sie schickte eine erfahrene Ordensfrau, Schwester Birgit Heidelbach, als erste Schulleiterin nach Rostock. Zwei weitere Lehrkräfte wurden aus dem Ruhrgebiet und dem Emsland „importiert“. Und pünktlich am ersten Schultag 1998 standen Annette Elsner, Helmut Tellmann und Schwester Birgit vor ihren Klassen. 

Ursprünglich sollte eine erste und eine zweite Klasse starten. Aber eine Gruppe von Eltern fragte: Warum nicht auch eine dritte Klasse? Eva-Maria Albrecht: „Wir hatten erst Bedenken: Wollt ihr das wirklich? Eure Kinder haben sich doch auf ihren Schulen eingewöhnt!“ Aber die Eltern wollten es. Und so ging auch eine dritte Klasse an den Start.  

Marie-Theres Rother gehört zu den Kindern, die als „Quereinsteiger“ in diese dritte Klasse kamen. „Ich fand das gut. Denn ich war mit Freundinnen zusammen, die ich aus der Christusgemeinde kannte und die jetzt auch von anderen Schulen kamen“, sagt sie. Marie-Theres Rother ist heute Mutter von Kindern, die inzwischen auch auf die Don-Bosco-Schule gehen. Was war damals neu an dieser neuen, katholischen Schule? „Na, allein die Klassengröße! Die Klasse war viel kleiner“, sagt Marie-Theres Rother. „Dann gab es den Morgenkreis und viele Feste. Bei der Eröffnung des Neubaus haben wir Großen ein Theaterstück aufgeführt. Wir selbst spielten den Bischof, den Schulverein und die Lehrer. Ich war Schwester Birgit.“  

Tatsächlich gab es noch mehr Unterschiede zu anderen Schulen. Das pädagogische Konzept heißt „Marchtaler Plan“: keine Stuhlreihen, vernetzter, fach­übergreifender Unterricht, Zusammenarbeit mit dem Hort. Eva-Maria Albrecht: „Ich habe Schule und Hort immer als ein Lebensort für Familien verstanden. Wir tun viel dafür, dass auch die Eltern zueinander finden.“ 

Die Gründung der Schule 1998 hatte noch ein zweites Kapitel. Die Eltern der älteren Schüler wünschten sich: Es soll weitergehen. 2005 wurde die Don-Bosco -Schule um eine Regionale Schule/Gymnasium erweitert. Heute lernen in Grund- und weiterführender Schule 750 Schüler in 30 Klassen. Was abenteuerlich begonnen hat, ist längst eine allgemein respektierte Größe in der Rostocker Schullandschaft. Und viele Schüler kommen täglich von weit her, um auf diese Schule gehen zu können. 

Andreas Hüser