Probleme wie vor 100 Jahren

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Blick in den Flur der Beratungsstelle
Nachweis

Foto: SkF-Hamburg

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So schaut es heute in der Beratungsstelle des SkF Hamburg für Schwangere und junge Mütter aus.

1924 gründete der Sozialdienst katholischer Frauen eine Niederlassung in der seinerzeit noch eigenständigen Stadt Altona. Wie damals, so kümmert er sich auch heute um alleinstehende Mütter – und zwar aus den gleichen Gründen.

„Unsere gesellschaftliche Relevanz als Gesamtverein und auf Ebene der Ortsvereine nimmt in Hamburg zu.“ Daria Schoenfeld,   stellvertretende Vorsitzende im Hamburger Ortsverband des Sozialdienstes katholischer Frauen, kurz SkF, sagt dies aus Erfahrung. Und aus gutem Anlass. Denn dieses Jahr feiert der SkF die Gründung des Ortsvereins in Altona vor 100 Jahren.

Altona war damals,1924, noch eine eigenständige Stadt und kein Bezirk von Hamburg, wo bereits 1917 der SkF eine Niederlassung gegründet hatte. Im Februar 2022 fusionierten beide Ortsvereine, was ebenfalls schon Anlass zum Feiern war – und zu Synergien führte und als Folge davon auch zu vermehrten Anfragen für Kooperationen und von Behörden nach Eröffnung weiterer Geschäftsfelder, wie die Vorsitzende Andrea Kürner hervorhebt. „Jetzt  feiern wir das Engagement der Mitarbeitenden in allen Einrichtungen und machen gleichzeitig aufmerksam auf die schwierigen Lebenssituationen von Frauen in unserer Stadt“, erklärt Daria Schoenfeld. 

An dieser Situation habe sich seit 1924 nichts geändert, wie auch die Vorsitzende des Hamburger SkF, Andrea Kürner, deutlich macht. „Auch heute noch geraten leider immer wieder besonders Frauen in Not.“ Frauen in besonderen Notsituationen hätten – früher wie heute – keine Lobby, weder politisch noch gesellschaftlich und seien vielfach auf sich selbst gestellt, ergänzt Schoenfeld. „Der SkF stärkt  diese Frauen für die nächsten Schritte im Leben, insofern hat sich das Selbstverständnis der Arbeit des SkF nicht geändert.“

Psychologische Hilfe ist hinzugekommen

Wie damals, so kümmert sich der SkF auch heute noch vornehmlich um alleinstehende Frauen. „Einen großen Teil machen Frauen aus, die ungeplant schwanger geworden sind und nun in finanzielle Not geraten“, berichtet Andrea Kürner. „Auch wenn sich das gesellschaftliche Rollenverständnis von Frauen geändert hat, so sind die Probleme der alleinerziehenden Frauen in prekären Lebenssituationen unverändert geblieben“, weiß auch Schoenfeld. Wie schon in den Anfangsjahren des SkF gehe es darum, einen angemessenen Wohnraum für sie zu finden sowie die finanzielle Absicherung und die Kindererziehung zu gewährleisten. Diese Frauen werden beim SkF von Beraterinnen bei der Antragstellung an die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ sowie durch Soforthilfen wie Windelpakete oder Babyausstattung unterstützt. 

Hinzugekommen ist ein weiterer Schwerpunkt: Frauen mit psychischen Erkrankungen. „In diesem Bereich betreiben wir drei vollstationäre Häuser“, berichtet  Kürner. Dies ist zum Ersten eine nach der SkF-Gründerin Agnes Neuhaus benannte Einrichtung  –ür ältere Frauen mit psychischen Erkrankungen in der Hinrichsenstraße 7–9 im Stadtteil Hohenfelde. Zum Zweiten handelt es sich um „Johanna-Wohngruppen“, eine psychosoziale Übergangseinrichtung für 24 junge Frauen an der Straße „Bei der Jonaniskirche“ in Altona. Und zum Dritten ist dies das erst im vergangenen Jahr eröffnete „Anna und Elisabeth Zillken Haus“. Es ist eine stationäre Wohneinrichtung für alleinerziehende Mütter und Väter ab 16 Jahren mit psychischen Erkrankungen und sozialen Schwierigkeiten sowie Kindern unter sechs Jahren am Feldahornweg 4 in Barmbek.

Seit Anfang Februar bietet der SfF Hamburg zudem eine niedrigschwellige anwaltliche Beratung für von Wohnungslosigkeit bedrohte und von Obdachlosigkeit betroffene Menschen. Den Frauen und Männern soll somit geholfen werden, ihre Rechte bei Behörden, Ämtern und Gerichten durchzusetzen, um noch größere Not und beispielsweise den Verlust von Wohnungsraum abzuwenden. 

„Der SkF vermittelt ein positives Bild von Kirche“

Besonders ist die Situation für den SkF aufgrund der Diasporasituation in Hamburg, das zudem wie viele Großstädte ein immer größeres säkular geprägtes gesellschaftliches Umfeld aufweist. „In der Diaspora ist die Erklärungsbedürftigkeit des katholischen Selbstverständnisses prägend“, sagt denn auch Daria Schoenfeld. Was das kleine „k“ bedeute, bleibe als Frage immer begleitend. „Letztlich verbinden Menschen aus dem säkularem Umfeld mit dem SkF aber ein positives Bild von Kirche, karitatives Wirken, Zugewandtheit den Menschen gegenüber. Das freut uns natürlich sehr, dass uns diese Wahrnehmung gespiegelt wird“, meint Schoenfeld weiter. „Wir machen auch die Erfahrung, dass trotz des Fachkräftemangels wir als ein attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden und auf ausgeschriebene Stellen eine sehr positive Resonanz erfahren.“ Für den Vorstand sei die Auseinandersetzung mit dem „k“ eine Chance, „unser Selbstverständnis zu überprüfen und zu reflektieren, was letztlich zu einem positiven Entwicklungsprozess führt. Nichts ist selbstverständlich.“ Das „S“ stehe für „sozial“ – und sozial sei, was stark mache. 

Gleichwohl sei es aufgrund der Diaspora problematisch, Ehrenamtliche für den Vorstand zu finden, wie Andrea Kürner beklagt. „Im Norden sind katholische Frauen rar. Die Satzungen lassen jedoch nur in begründeten Ausnahmefällen Frauen mit anderen christlichen Konfessionen in diesen Führungspositionen zu. Hier gilt es umzudenken.“ Der Gesamtverein habe bereits dafür neue Leitungsmodelle erarbeitet.

Für das Projekt zur anwaltlichen Unterstützung freut sich der SkF Hamburg über finanzielle Unterstützung. Spendenkonto: Bank für Kirche und Caritas, IBAN 57 4726 0307 0021 7111 00, Verwendungszweck: Anwaltliche Beratung – Soziale Beratungsstelle. Weitere Informationen gibt es unter www.skf-hamburg.de

Matthias Schatz