Fuldaer Franziskaner auf dem Frauenberg

Seit 400 Jahren auf dem Berg

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Seit vier Jahrhunderten leben die Fuldaer Franziskaner auf dem Frauenberg. Ihre Geschichte ist spannend. Und an der Zukunft muss gearbeitet werden. Nach wie vor kommen jeden Tag Menschen zu Gespräch und Beichte ins Kloster. Von Evelyn Schwab



Das Kloster der Franziskaner hoch über Fulda auf dem Frauenberg


„Vor 400 Jahren hatten die Brüder zunächst gezögert, auf den Berg zu ziehen, denn sie wollten lieber bei den Menschen mitten in der Stadt leben.“ So blickt Pater Cornelius Bohl zurück. Als
Guardian, also Hausoberer, ist er heute für die Gemeinschaft auf dem Frauenberg zuständig. Laut Bohl siedelten sich die ersten Franziskaner bereits 1237, gut zehn Jahre nach dem Tod des heiligen Franziskus, in der Nähe der heutigen Fuldaer Stadtpfarrkirche an. Dort blieben sie über 300 Jahre. Vom ersten Klosterbau ist nichts mehr erhalten.

Am Freitag vor dem Palmsonntag

Am Freitag vor Palmsonntag 1623 zogen dann sechs Franziskaner aus der Innenstadt zu ihrer neuen Niederlassung auf der Erhebung  – in einer Prozession und in Begleitung zahlreicher Repräsentanten. Die Benediktinerpropstei oben auf dem Berg stand seit den Verwüstungen der Bauernkriege leer. Fürstabt Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg erklärte sich bereit, sie den Franziskanern zur Nutzung zu überlassen.
Zwei Unterbrechungen liegen in den vier Jahrhunderten der Franziskaner auf dem Frauenberg. Bohl berichtet: „1875, im Kulturkampf, wurde das Kloster aufgehoben, zahlreiche Brüder gingen damals in die USA. Erneut wurde das Kloster 1940 von den Nationalsozialisten geschlossen. Der vorletzte Guardian Thaddäus Brunke kam ins KZ Dachau und starb dort an Hunger und Erschöpfung. Unmittelbar nach Kriegsende, am Weißen Sonntag 1945, konnten die Brüder zurückkehren.“
Vom Frauenberg aus waren die Franziskaner einst in die Mission aufgebrochen: 1906 nach Japan und 1937 nach Mato Grosso/Brasilien. Bis 1968 bestand auf dem Frauenberg sogar eine eigene Ordenshochschule. Bohl: „Mitte der 1960-er Jahre lebten dort gut 70 Brüder, darunter 23 Studenten. Fast ein Drittel waren Laienbrüder, überwiegend qualifizierte Handwerker.“
„1623 kamen sechs Brüder auf den Frauenberg, heute leben dort neun Franziskaner“, nimmt der Guardian Bezug auf die aktuelle Situation. „Sie arbeiten zum Teil als Seelsorger. Sie feiern die Gottesdienste in der Klosterkirche und im nahen Herz-Jesu-Krankenhaus. Nach wie vor kommen jeden Tag Menschen, die das Sakrament der Versöhnung empfangen wollen oder um ein seelsorgliches Gespräch bitten. Brautpaare geben sich gerne hoch über der Stadt das Jawort. Zwei Gruppen franziskanisch orientierter Frauen und Männer haben auf dem Frauenberg ihre geistliche Heimat. Ein Bruder ist als Sakristan für die Kirche verantwortlich, ein anderer führt eine Klosterschneiderei. Eine wichtige Aufgabe der Brüder ist auch die Sorge für die 17 älteren und zum Teil pflegebedürftigen Brüder unten in der Seniorenkommunität im Theresienheim, das von den Barmherzigen Schwestern von Fulda getragen wird.“

Statt zu einer Festmesse laden die Franziskaner ein zum Hoch-Oben-Gottesdienst mit Bruder Markus Fuhrmann, Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz – am Dienstag, 11. April, 18 Uhr.
 

ZUR SACHE

Andersort
Um die Zukunft ihres Klosters zu sichern, begannen die Fuldaer Franziskaner 2016 eine Kooperation mit „antonius: gemeinsam Mensch“. Die beiden Partner haben seit mehr als 120 Jahren eine gemeinsame Geschichte: Im ehemaligen „Antoniusheim“ arbeitet bis heute ein Bruder als Seelsorger. Das jetzige Kloster auf dem Frauenberg ist Eigentum der Diözese. Franziskaner und „antonius“ versuchen gemeinsam, den Frauenberg als geistlichen Ort zu erhalten. Unterstützt werden sie von den 200 „Freunden des Frauenbergs“. (pm/ez)

Von Evelyn Schwab