Klösterreise: Von den Orden lernen

Zauberwörter der Evangelisation

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Kloster der Oblaten in Huenfeld
Nachweis

Foto: OMI Hünfeld

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Besteht seit mehr als 120 Jahren: das Kloster der Oblaten im osthessischen Hünfeld. 

„Klösterreise – Von den Orden lernen“: Die Jahresserie der Kirchenzeitung führt in Klöster der Region. Heute sind wir zu Gast bei Felix Rehbock im Bonifatiuskloster Hünfeld. Der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz der Oblati Mariae Immaculatae (OMI), erzählt, wie es gelingt, missionarisch Christ zu sein – auch in Deutschland. Von Evelyn Schwab

Der Klosterkomplex in Hünfeld. Foto: OMI Hünfeld


Im Bonifatiuskloster Hünfeld leben und arbeiten mehr als 30 Oblatenmissionare. Sie verkünden, dass Gottes Liebe jeden Einzelnen erreicht und dass ein Leben aus dem Glauben Stütze und Orientierung gibt. Doch wie gelingt es, dafür bei den Menschen echtes Interesse zu wecken? 
„Das sind ganz einfache Dinge“, sagt Pater Felix Rehbock und nennt die „Zauberwörter einer Sprache der Evangelisation“: „Ich träume – das ist eine Vision. Ich möchte – das ist eine Erwartung, dass etwas passiert. Ich lade ein, ich rufe auf, ich bitte.“ Das sei eine ganze Reihe von Begriffen mit besonderer Wirkung. Als unverzichtbar für einen Missionar beschreibt er noch die „Leidenschaft“ aus der eigenen Beziehung zu Gott.
 

Gründung der Ordens durch Eugen von Mazenod

Die Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria sind eine missionarische Ordensgemeinschaft. Unmittelbar nach der Französischen Revolution spielte in Frankreich der christliche Glaube bei vielen keine bedeutende Rolle mehr. Der französische Adelige und Priester Eugen von Mazenod wollte das ändern und gründete 1816 zunächst die „Missionare der Provence“. Zehn Jahre später entstanden die „Oblati Mariae Immaculatae (OMI)“ als Kongregation päpstlichen Rechts und verbreiteten sich in Frankreich. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wirkten die Oblaten vor allem in den französischen Kolonien und in Kanada, später auch in Ceylon, den Vereinigten Staaten, Algerien und Südafrika. 
Die erste Niederlassung in Deutschland entstand 1895 mit dem Hünfelder Bonifatiuskloster. Ausgebildet wurden dort Missionare für die Seelsorge in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Hünfelder Oblaten wirkten auch in der südafrikanischen Provinz Nordkap und im südamerikanischen Paraguay. 
Derzeit sind die OMIs weltweit in über 70 Ländern vertreten, insgesamt mit rund 3800 Ordensangehörigen. Noch immer widmen sie ihr Leben allen, die Jesus Christus nicht kennen oder die ihn vergessen haben. Die mitteleuropäische Provinz unterstützt von Deutschland, Österreich und Tschechien aus Missionsprojekte in aller Welt. In ihr wirken 98 Ordensangehörige in 13 Niederlassungen.


Hünfeld ist das Mutterhaus

Pater Felix Rehbock
Pater Felix Rehbock, Provinzial der mitteleuropäischen Provinz des Ordens Foto: OMI Hünfeld

Pater Felix trägt als Ordenstracht eine schwarze Priestersoutane. Um den Hals hängt an einer dunklen Kordel das schwarz-goldene Professkreuz – im Gürtel festgesteckt. Provinzial der mitteleuropäischen Provinz ist der 52-Jährige seit 2019. „Wir betrachten Hünfeld als Mutterhaus“, sagt er. „Es war die erste Niederlassung in Deutschland. Von dort aus sind wir in die Welt gegangen.“ Etliche Jahrzehnte lang befand sich das Provinzialat in Mainz. Das große Haus der Oblaten dort wurde aber 2017 geschlossen, geblieben ist nur eine kleine Niederlassung. Die Leitung der Provinz kam nach Hünfeld: „Dahin, wo sie hingehört.“ 
Für Pater Felix gilt auch Deutschland als Missionsland: „Wir sind satt, stehen allem sehr kritisch gegenüber und meinen, wir brauchen den Glauben nicht so.“ Es gelte, gegenzuhalten: „Wir haben eine gute Botschaft!“ 
Von den OMIs angetan war Felix Rehbock selbst bereits als Teenager. Während  seiner  Schulzeit  im  Internat  des St. Nikolausklosters  in  Jülich  habe  er die Oblaten als „jung, frisch und normal“ erlebt. Er hält fest: „Die Zeit mit der Gemeinschaft hat mir geholfen, meinen Weg im Leben zu finden.“ Noch heute ist ihm wichtig, „dass unsere Türen offenstehen für junge Leute.“ Seit 2016 befindet sich in Fulda das Zentrum der OMI-Mission mit der Jugend: Vier junge Oblaten leben in der Kommunität Mario Borzaga, einem Treffpunkt für Jugendliche, junge Erwachsene und Oblaten, die mit der Jugend arbeiten – aus dem Bereich der ganzen Mitteleuropäischen Provinz.
Den Begriff „Gemeinschaft“, ein „Grundpfeiler von Kirche“, bezeichnet Pater Felix ebenso als Zauberwort in Sachen Evangelisation: „Im Glaubensleben bin ich nie alleine.“ Nicht nur die Oblatenmissionare, Brüder und Patres verwirklichen den Auftrag ihres Ordensgründers, das Evangelium zu verkünden. Es gibt eine ganze „Mazenodfamilie“. Sie besteht aus Oblatinnen – dem 1997 in Spanien gegründeten weiblichen Zweig der Gemeinschaft – aus den Assoziierten – die Laienbewegung der Oblaten mit Männern und Frauen – aus der OMI-Jugend und aus den OMI-Kids. Als Administrator ist der Provinzial nun viel unterwegs in Europa. Auch das tut er aus Leidenschaft und versteht sich dabei als „Mutmacher“. „Die Menschen brauchen eine frohe Botschaft“, unterstreicht Pater Felix: „Denn sie lässt Schlimmes ertragen, hohe Mauern überwinden, aus tiefen Schluchten heraus kommen.“
 

HINTERGRUND

Veränderungsfreude

Missionarische Begeisterung und interkulturelles Leben: Die Oblatenfamilie will die Verschiedenheit von Einstellungen und Ansichten, von Herkunft und Kultur wahrnehmen. Mission sei ja gerade nicht, etwas irgendwo hinzubringen, von dem „ich meine, dass alle das wissen müssen“, sagt Provinzial Felix Rehbock. „Inzwischen haben wir neun Mitbrüder aus der Weltkirche in unserer Provinz. Die verändern uns, die bringen etwas zu uns.“ Umgekehrt arbeiten etliche Mitbrüder aus der Mitteleuropäischen Provinz im Ausland, aktuell in Namibia, Südafrika, Paraguay, Kanada oder dem Libanon. Weltweit gebe es interkulturelle Kommunitäten. Das sei oftmals auch eine Herausforderung – so eine „Gemeinschaft, in der jeder anders ist“. Interkulturalität bedinge eine dynamische Grundhaltung. „Sich verändern zu lassen“, auch das sei ein bedeutender Wesensaspekt. Missionarisch sein, das verlange, alles mit dem Blick der Liebe und der Hoffnung zu tun: „Gott nimmt mich an, mit Gott ist alles möglich.“
Der Dienst in der Mission ist oft mit Entwicklungsförderung verbunden. Die Oblaten unterhalten Schulen und soziale Einrichtungen. Ermöglicht wird das auch durch finanzielle Unterstützung von Freunden und Förderern. Die Missionsprokur der Oblatenmissionare in Südlohn-Oeding nimmt Spenden für Projekte entgegen. Sogar Sachspenden, etwa gut erhaltene Kleidung oder medizinisches Gerät, werden regelmäßig von Burlo und Mainz aus per Container in die Missionsländer befördert. Nicht zuletzt gibt es Menschen, die täglich für die Mission beten und Solidarität zeigen durch einen Jahresbeitrag als Mitglieder des Marianischen Missionsvereins mit Sitz in Mainz. (ez)

https://oblaten.org/de

https://bonifatiuskloster.de/de

Evelyn Schwab