Doppeljubiläum in Lingener Gemeinde

Handarbeiten seit 50 Jahren

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Zwei Frauen in einem Geschäft
Nachweis

Foto: Elisabeth Tondera

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Seit 50 Jahren engagieren sich Rosi Linkert (links) und Anni Meiners im MK-Lädchen.

Gleich zwei Einrichtungen in der Lingener Kirchengemeinde Maria Königin feiern am ersten Oktober-Wochenende runde Geburtstage: Die katholische Bücherei wird 60 Jahre alt, der Handarbeitsbasar blickt auf 50 Jahre zurück. Dahinter steht viel ehrenamtliches Engagement.

Was die Ehrenamtlichen anfertigen, ist vor allem im "MK-Lädchen" zu sehen und erwerben. "MK" steht dabei für die Maria-Königin-Gemeinde. In der Nähstube sieht es nach Arbeit aus; Nähmaschinen und Kästchen mit Nähzubehör stehen auf den Tischen, dazwischen liegen zugeschnittene Stoffe, Nähgarnrollen, Scheren. Im Raum nebenan stapeln sich die fertigen Erzeugnisse: Kinderkleider in verschiedenen Größen, Babyschlafsäcke, Krabbeldecken und Jäckchen füllen die Regale der vier bis an die Decke reichenden Schränke, auf den Tischen stehen Körber voller Mützchen, Babyschühchen und was Babys sonst noch so brauchen.

Frauen an Nähmaschinen
Im MK-Lädchen finden junge Eltern liebevoll gefertigte Sachen für ihre Kleinen. 

All das wird ehrenamtlich für einen guten Zweck gehandarbeitet und das schon seit 50 Jahren. Rosi Linkert und Anni Meiners sind von Anfang an dabei und haben viel zu erzählen. Als junge Mütter folgten sie damals dem Aufruf von Hildegard Eilermann, die eine Nähgruppe ins Leben rief – ursprünglich, um Tischdecken für die Treffen der katholischen Frauengemeinschaft anzufertigen. „Eines Abends kam mein Mann vom Elternbeirat des Kindergartens nach Hause und sagte: ‚Ich habe dich auch angemeldet‘“, erzählt Rosi Linkert. Anfangs hätten die erfahrenen Handarbeitsfrauen allerdings den jungen Freiwilligen nicht viel zugetraut. „An die Nähmaschinen durften wir lange nicht heran“, berichtet Rosi Linkert schmunzelnd.

Jeden Dienstag geöffnet

Was mit Tischdecken begann, wurde zum festen Bestandteil der Gemeinde: Handarbeiten für den Basar beim Pfarrfest und – seit rund 20 Jahren – regelmäßiger Verkauf im "MK-Lädchen" jeden Dienstag. Die Trends haben sich gewandelt. In den ersten Jahren waren aufwendig bestickte Tischdecken, Norwegerpullover, Wollhöschen, Schürzen, Gobelinbilder und gehäkelte Klopapierhüte gefragt. Rosi Linkert weiß noch, dass die Frauen zeitweise bis zu 100 Norwegerpullis pro Woche gestrickt hatten.

All das ist Geschichte. Klassische Handarbeiten sind nicht mehr gefragt, inzwischen nähen die Frauen fast nur noch Kindersachen. „Und auch da wird es weniger, vor allem seit Corona“, stellt Anni Meiners fest, fügt aber gleich etwas Erfreuliches hinzu: „Schön ist, dass in der letzten Zeit immer häufiger Väter kommen, um Kindersachen zu kaufen.“ Eine Nachfrage wie in den Anfängen könnten die Näherinnen auch nicht mehr bewältigen. Zwischendurch haben rund 100 Frauen genäht, gestrickt, gestickt und gebastelt, heute sind es noch 20 zwischen 45 und 90 Jahren.

Der Reinerlös fließt in weltweite Hilfsprojekte – etwa nach Tansania, auf die Philippinen oder in die Partnergemeinde in Albanien. Besonders am Herzen liegt der Gruppe ein Mädchenwohnheim in Indien. Die Mädchen dort haben sich sauberes Wasser gewünscht, deshalb hat die Handarbeitsgruppe einen Brunnen finanziert, außerdem Tische und Bänke für den Unterricht. Manchmal helfen die Frauen auch ganz spontan – etwa bei einer Familienhilfe vor Ort oder für eine neue E-Orgel in der Marienkapelle.

Doch die Handarbeitsgruppe ist mehr als nur ein Ort des Engagements, sie bietet sozialen Rückhalt. „Für manche ist es das Highlight der Woche“, meint Rosi Linkert und Anni Meiners fügt hinzu: „Es ist wirklich eine gute Gemeinschaft.“ Zum Jubiläum gönnte sich die Gruppe in diesem Jahr einen besonderen Ausflug – zur Feier des Tages mal nicht für andere, sondern für sich selbst.

Jubiläum auch in der Bücherei

Direkt nebenan in den Räumen der Bücherei warten über 11 000 Medien auf neugierige Leseratten: Bücher, Spiele, Tonies und mehr – mit rund 20.000 Ausleihen im Jahr ist die Bücherei ein fester Bestandteil des Gemeindelebens.

Besonders wichtig ist dem 19-köpfigen Team aus Ehrenamtlichen die Leseförderung: Seit sechs Jahrzehnten begleiten sie kleine und große Leserinnen und Leser mit spannenden Geschichten und kreativen Projekten. In Zusammenarbeit mit den vier Kindergärten und zwei Grundschulen der Gemeinde bietet die Bücherei unter anderem: Klassenführungen für Grundschulen, "Bibfit" – den Büchereiführerschein für Vorschulkinder, Lese-AGs, Buchausstellungen und Autorenlesungen.

Die Jubiläumsfeier am 5. Oktober bietet die ideale Gelegenheit, die Vielfalt der Bücherei und die liebevoll gefertigten Arbeiten des MK-Lädchens kennenzulernen.

 

Elisabeth Tondera

Sowohl die Bücherei in den Sandbergen 29 in Lingen als auch das MK-Lädchen daneben im ehemaligen Schwesternheim in Lingen öffnen am Sonntag, 5. Oktober, von 10 bis 18 Uhr – mit Aktionen, Einblicken und jeder Menge Gelegenheit zum Stöbern und Staunen.

Das Handarbeitslädchen ist jeden Dienstag von 14.30 bis 17 Uhr und von 19.30 bis 21 Uhr geöffnet.