Bezahlbarer Wohnraum wird knapp

Was geht uns das an?

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Schild Zuhause
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Foto: Pezibear/Pixabay

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Ein gemütliches Zuhause: das können sich immer weniger Menschen leisten.

Der Katholikenrat im Bistum Osnabrück lädt zum Gespräch über ein Thema, das sozialen Sprengstoff beinhaltet: Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Was Kirche da tun kann.

Es ist ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Und es birgt Zündstoff. Überall in Deutschland fehlt es an Wohnraum, der verbliebene wird deshalb immer teurer. Der Katholikenrat im Bistum Osnabrück lädt deshalb zu einem Online-Gespräch ein, um der Frage nachzugehen, was die Kirche dagegen tun kann, wo es gute Ideen gibt, was ein erster Schritt sein müsste. Katharina Abeln, Vorsitzende des Laiengremiums, sagt es so: „Wir müssen schauen, was denkbar ist. Und dann sehen, was machbar ist.“

Heiner Pott war Oberbürgermeister von Lingen und kennt die Problematik aus dem Blickwinkel der Kommune. Nach dieser Zeit war er Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen. Damals hat er mal ein Bündnis für Wohnraum gefordert, „und Niedersachsen hat das tatsächlich umgesetzt. Jetzt müsste es eine Neuauflage geben“, sagt er, der heute Vorsitzender des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) in Lingen ist. Wegen seiner Expertise hat ihn der Katholikenrat als Gesprächspartner eingeladen.

Aber Pott ist keiner, der vorschnell zu einfachen Schlüssen kommt. Klage allein reicht ihm nicht, er spricht von einer „grundlegenden gesellschaftlichen Krise“. Denn die Wohnungsproblematik betrifft aus seiner Sicht alle, von Jung bis Alt. Die Kinder, weil die jungen Familien keine bezahlbare Wohnung finden, die Wirtschaft, weil angeworbene Fachkräfte nicht kommen, wenn sie keine Wohnung haben, die Senioren, die gerne länger zu Hause leben würden, sich das aber nicht mehr leisten können und deshalb, kommen wir also zum Ende der Kette, in die Pflegeheime drängen. Heiner Pott nennt es ein „Rennen um die Heimplätze“.

Es geht nicht nur um Gewinn, wir müssen sozialverträglich hinschauen.

Günstiger Wohnraum ist in den vergangenen 20 Jahren immer weniger geworden, weil Mietobjekte nach Fristablauf aus der sogenannten Sozialbindung herausfielen und, so Pott, „der Staat zu wenig Geld zur Verfügung gestellt hat, um neuen sozialen Wohnraum zu schaffen“. Die Folge: „Politische Kräfte, die uns nicht gefallen können, greifen das Thema auf.“ Indem zum Beispiel gegen Geflüchtete gewettert wird, die angeblich den Wohnraum verknappen.

Erst nach einem solchen Exkurs kommt Pott wieder zur Frage, was das Thema die Kirchen angehen könnte. „Wir haben viele Liegenschaften, unbebaute Grundstücke, Pfarrheime, die zu groß sind, die aber zentral liegen. Man sollte nachdenken, wie damit umgegangen wird.“ Pott rückt dabei zunächst die Kirchengemeinden selbst in den Fokus: Gerade Senioren seien doch die diejenigen, die die Arbeit der Gemeinden unterstützten. Darunter wiederum vor allem Frauen, die zu über 60 Prozent mit einer geringen Rente auskommen müssten. Deshalb: „Altengerechte Wohnungen im Zentrum eines Ortes schaffen – das hätte eine Signalwirkung über den Tag hinaus.“

Und deshalb möchte der Katholikenrat mit diesem Online-Forum Möglichkeiten schaffen, sich gegenseitig von Ideen zu berichten. „Sicherlich wäre es einfach, die betreffenden Immobilien auf den freien Markt zu werfen, damit so viel Gewinn wie möglich erwirtschaftet werden kann“, sagt Katharina Abeln. „Aber das ist nicht gemeint. Es geht nicht nur um Gewinn, wir müssen sozialverträglich hinschauen.“ Und weil nicht allein Fragen der Seelsorge behandelt würden, sondern auch finanzielle, seien zu dem Gespräch ausdrücklich auch Mitglieder der Kirchenvorstände eingeladen. Denn da sitzen die Entscheider.

Matthias Petersen
Termin

Zu einem Online-Gespräch mit Heiner Pott aus Lingen lädt der Katholikenrat für das Bistum Osnabrück am Dienstag, 21. Januar, von 19 bis 20.30 Uhr ein. Meeting-ID: 956 9833 1154, Kenncode: 590028