Spannende Diskussionen auf der Weltsynode im Oktober erwartet

Wie weit dürfen die Reformen gehen?

Runde Tische Weltsynode

Foto: kna/Vatican Media

Der Papst berät mit: Die runden Tische waren bei der Weltsynode im vergangenen Jahr eine Neuheit.

Vier Wochen lang tagen Bischöfe, Priester und Ordensleute aus aller Welt im Vatikan. Sie diskutieren, wie Verantwortung in der katholischen Kirche besser geteilt und Entscheidungen gemeinsam getroffen werden können.

Die runden Tische sind das Symbol der Weltsynode. Wer Bilder anderer Synoden vor Augen hat, weiß, welche Revolution diese Tische bedeuten. Früher tagten die Synoden in der Synodenaula des Vatikans. Ein Hörsaal, in dem Kardinäle und Bischöfe nach Rangfolge wie Studierende in aufsteigenden Sitzreihen saßen. Ihnen gegenüber ein Vorstandstisch mit dem Papst und dem Synodenpräsidium. Heute sitzen die 368 Synodalen an eben diesen runden Tischen in der Audienzhalle des Vatikans. Keine Rangordnung ist erkennbar, Kardinäle und Bischöfe kommen vielfach im Anzug, nur Ring und Brustkreuz zeigen ihren Status. Und das Wort „Bischof“ ist aus dem Titel der Synode gestrichen.

Mit der Sitzung im Oktober geht ein vierjähriger Prozess zu Ende. 2021 hatte Papst Franziskus die Synode über die Synodalität ins Leben gerufen. Es gab Beratungen in den Diözesen, in den Bischofskonferenzen sowie auf kontinentaler Ebene. In Deutschland fiel dieser Prozess zusammen mit dem Reformprozess des Synodalen Weges. Der nahm viele Ressourcen in Bistumsverwaltungen und bei den Bischöfen in Anspruch, weshalb die lokalen Beratungen für den weltweiten Prozess überschaubar ausfielen. 

Dabei sind die Anliegen durchaus ähnlich, die Wege aber unterschiedlich. Das Ziel der Weltsynode: „Von einer pyramidalen Art der Autoritätsausübung zu einer synodalen“ zu kommen, wie es im Arbeitspapier für die jetzt beginnende Sitzung steht. Heißt: Die bei Bischöfen und Priestern konzentrierte Macht soll verteilt werden. In die Kirche sollen mehr Transparenz und Mitbestimmung einziehen, ohne die besondere Rolle der geweihten Amtsträger abzuschaffen. Das betont das Arbeitspapier: „In einer synodalen Kirche ist die Entscheidungskompetenz des Bischofs, des Bischofskollegiums und des römischen Papstes unantastbar (…).“ Aber da steht auch: „Sie ist jedoch nicht bedingungslos.“ So wartet das Arbeitspapier durchaus mit Kritik an den Amtsträgern auf: Die Bischofsweihe als höchste Stufe des Weiheamtes sei „keine Rechtfertigung für ein bischöfliches Amt, das tendenziell ‚monarchisch‘ ist und als Anhäufung von Vorrechten verstanden wird“.

Erstmals Frauen mit Stimmrecht dabei

In den weltweiten Beratungen und in der ersten Vollversammlung der Synode im Oktober 2023 wurden die Themen gesammelt, über die es zu sprechen gilt, um Papst Franziskus’ Ziel einer synodalen Kirche näherzukommen. Trotz großer Unterschiede zwischen den lokalen Kirchen weltweit gibt es viele gemeinsame Themen: Entscheidungen sollen stärker gemeinsam getroffen werden. Autoritäten wie der Bischof oder der Pfarrer sollen nicht nur der höheren Instanz gegenüber rechenschaftspflichtig sein, sondern auch der Gemeinschaft, der sie vorstehen. Und: Die Rolle vonLaien und insbesondere von Frauen soll gestärkt werden. 

Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche nehmen Frauen mit Stimmrecht an der Synode teil. Fast 60 Synodale sind Frauen. Die Mehrheit haben mit mehr als 272 Teilnehmern nach wie vor die Bischöfe. Aus Deutschland nehmen neben Bischof Georg Bätzing (Limburg), dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, die Bischöfe Stefan Oster (Passau), Bertram Meier (Augsburg), Franz-Josef Overbeck (Essen), Felix Genn (Münster) und Bohdan Dzyurakh, Bischof der in Deutschland und Skandinavien lebenden Ukrainer, teil. Mit Overbeck und Bätzing sind zwei Befürworter des Synodalen Weges in Rom dabei, mit Oster einer der Kritiker. Außerdem gehört der Chef des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, zu den Synodalen. Daneben sind noch einige Experten aus Deutschland dabei, unter anderem der Bochumer Neutestamentler und ZdK-Vizepräsident Thomas Söding, die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens oder Bischofskonferenzsprecher Matthias Kopp. Bischof Genn ist vom Papst als Mitglied in die dreiköpfige Kommission zur Klärung von Streitfragen berufen worden.

Dass es Reformen geben muss, scheint weltweit unumstritten zu sein. Die Frage ist, wie weit sie gehen dürfen. Für manche Bischöfe ist schon die Diskussion über das Weiheamt für Frauen fast ein schismatischer Akt. Papst Franziskus hat daher die ganz heißen Eisen aus der Synode in zehn Studiengruppen verlagert. In ihnen soll über die Auswahl und das Profil von Bischöfen, die Aufgaben der Papstbotschafter, Zulassungsbedingungen zum Priesteramt oder die Frage des Diakonats von Frauen gesprochen werden. Im nächsten Jahr sollen die Gruppen ihre Ergebnisse vorlegen. 

Diskussionen hinter verschlossenen Türen

Anders als beim Synodalen Weg in Deutschland finden die Diskussionen in Rom hinter verschlossenen Türen statt. Es wird zwar über Inhalte in Pressekonferenzen berichtet. Es wird aber nicht mitgeteilt, wer was gesagt hat. So sollen Vertrauen und Mut wachsen. Ein weiterer Unterschied zum deutschen Weg: Dort wurde die inhaltliche Arbeit weitestgehend in Foren erledigt. In der Vollversammlung wurden nur noch Änderungen aufgenommen und über die Vorschläge abgestimmt. In Rom arbeitet die ganze Versammlung zusammen. Dafür müssen die Synodalen vier Wochen vor Ort sein. 

Am 2. Oktober eröffnet der Papst die Synodensitzung mit einem Gottesdienst auf dem Petersplatz, am 27. Oktober beendet er sie auf diese Weise. Dazwischen wird gearbeitet, in der Regel an sechs Tagen die Woche. Ein wesentlicher Kritikpunkt am deutschen Synodalen Weg dürfte damit auch auf die Synode im Vatikan zutreffen. Normales Kirchenvolk kann sich an einer solchen Beratung eher nicht beteiligen. Es sind vor allem kirchliche Mitarbeiter und Funktionäre, die dort zusammenkommen.

 
Ulrich Waschki

Zur Sache: Am Vorabend der Synode wird es einen öffentlichen Bußakt wegen der Verfehlungen der Kirche geben, insbesondere im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Die Sünden der Kirche sollen öffentlich bekannt werden. Danach will Papst Franziskus Gott und die gesamte Menschheit um Vergebung bitten.