Aktion der Meppener Stadtpastoral für den Frieden
365 Kraniche im Schaufenster

Foto: Petra Diek-Münchow
Filigrane Papierarbeit: Schwester Ulrike Diekmann und Otto Quaing falten kleine Kraniche für das Jahresmotto der Meppener Stadtpastoral.
Schwester Ulrike Diekmann legt sich das Papierquadrat zurecht und schaut zu Otto Quaing hinüber. „Wie muss ich jetzt noch mal anfangen?“, fragt sie und der zeigt gleich in der Praxis, wie der Origami-Kranich gebastelt wird. Seiten auf Seiten, Ecken auf Ecken, Kanten an die Mittellinie, ein paar Mal hin und her falten, zusammendrücken – und in drei Minuten ist der Vogel bereit zum Abflug ins Schaufenster der Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ (KIM). Dort hängen schon 120 solche Mini-Kraniche und bis zum Ende des Jahres sollen noch 245 weitere dazu kommen: für jeden Tag ein weiteres Symbol für Frieden und Glück.
365 Tage für den Frieden
Die filigrane Bastelarbeit begleitet das Jahresmotto der Stadtpastoral „365 Tage für den Frieden“. Schwester Ulrike und Otto Quaing gehört zum Team von KIM, sie bereiten mit anderen Haupt- und Ehrenamtlichen eine Veranstaltungsreihe vor. Quaing, geprägt von der Friedensorganisation „pax christi“, trieb zu Beginn des Jahres die Gefühlslage um, dass „viele Menschen sehr pessimistisch und bedrückt wirken“. Ukraine, Wirtschaftskrise, Extremismus, Trump: Diese Stichworte fallen ihm ein. Schwester Ulrike denkt an die zunehmende „Verrohung der Gesellschaft“ im Umgang: „Der Ton ist richtig fies geworden, da werden Menschen in ihrer Würde angegriffen.“
Die Stadtpastoral in Meppen plädiert für mehr Zuversicht, Hoffnung und sendet einen Appell aus. „Wir wollen Zeichen setzen, dass wir uns nicht entmutigen lassen – dass wir uns aber auch jeden Tag für den Frieden einsetzen müssen“, erklärt Otto Quaing. Der Kranich als Jahressymbol geht zurück auf das japanische Mädchen Sadako Sasaki. Sie ist erst zwei Jahre alt, als die Atombombe 1945 auf Hiroshima fällt. Sadako überlebt zwar die unmittelbare Katastrophe, erkrankt aber als Spätfolge an Krebs und stirbt 1955. Vorher hat sie versucht, 1000 Kraniche zu falten, in ihrer Heimat ein Zeichen für Glück. Nach ihrem Tod entsteht ein Friedensdenkmal, das sie mit einem stilisierten Kranich gezeigt – als stetige Mahnung.
In Meppen falten Otto Quaing und andere Engagierte regelmäßig Papierkraniche, damit das KIM-Team jeden Tag einen neuen ins Fenster hängen kann. Und auch bei den für fast jeden Monat geplanten Aktionen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich ans Papierwerk machen. Bisher gab es Mahnwachen zum Holocaust-Gedenktag und zum Jahrestag des Ukraine-Krieges, es gab Hoffnungs-Lose gegen Hoffnungslosigkeit, es gab Bastelstunden für Jungen und Mädchen. „Kinder sollen im Glück leben können“, sagt Schwester Ulrike und zeigt auf Fotos, die emsländische Familien für eine Ausstellung geschickt haben.
Für die nächsten Wochen stehen weitere Projekte im Programm. Im Mai heißt es zum Jahrestag der Befreiung vom Nazi-Terror „Befreit zum Frieden“. Erwachsene und Jugendliche können sich bei der Stadtpastoral treffen, Friedenslieder singen, Bilder anschauen und sich gegenseitig von Erfahrungen erzählen. Im Juni gibt es einen Sommerabend, der das Herz mit Musik und Texten berühren soll. Im Juli plant das Team erneut eine biblische Radtour, die sich dieses Mal an Psalmen zum Frieden orientiert. Ende August wird es bunt in der Meppener Fußgängerzone. Lange Tischreihen mit gelben, roten, blauen, grünen Decken wollen die KIM-Leute in guter Kooperation mit der Stadt aufstellen. Örtliche Gruppen und Vereine können diese für ein Gastmahl decken und Passanten einladen, sich hinzusetzen und miteinander zu speisen. „Meppen isst bunt“ heißt das Fest, das nach Wunsch von Diekmann und Quaing zu einem Signal für Offenheit, Vielfalt, Toleranz und Gemeinschaft werden soll. „Wir brauchen solche Zeichen für Zusammenhalt und Hoffnung“, finden beide.
„Die Hoffnung sendet uns“
Hoffnung bleibt ein zentraler Begriff für das Jahr – und steht über weiteren Aktionen, die das Team ausarbeitet. Wie beispielsweise einen Pilgerweg zu Orten der Hoffnung wie dem Hospizverein oder auch Beratungsstellen. Wie einen Trauerspaziergang als Lichtblick im Dunkeln. Oder Straßenexerzitien, um nach Worten von Schwester Ulrike „Gott in der Stadt, an verschiedenen Orten, in den Menschen, bei Begegnungen“ und beim Austausch am Ende entdecken zu können. „Die Hoffnung sendet uns. Das ist die Herausforderung für uns“, sagt sie und bringt die Haltung mit einem Ruf aus dem Gottesdienst auf den Punkt: „Geht hin und bringt Frieden.“
Die Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ hat ihre Räume am Markt 34 in der Fußgängerzone, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 17 Uhr sowie Samstag 10 bis 12.30 Uhr. Dort gibt es weitere Informationen zum Jahresmotto „365 Tage für den Frieden“, ebenso auf der Homepage:www.kirche-in-meppen.de