MOBALNI – Das mobile Badezimmer

Auch eine Dusche kann Würde sein

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Allein in der Stadt Hannover leben 500 Menschen auf der Straße. Vernünftige Körperpflege ist für sie kaum möglich. Die Malteser wollen das ändern. Ihre Idee: MOBALNI, ein mobiles Badezimmer.


Improvisierte Körperpflege. Ein Obdachloser freut
sich, dass er in einem Hinterhof ein Waschbecken
entdeckt hat.

Deutschland streitet über das Duschen. Wie warm darf das Wasser sein? Purer Hohn in den Ohren von Obdachlosen, die nur selten die Möglichkeit zu menschenwürdiger Körperpflege haben. Abhilfe schaffen die Malteser in Hannover. Ihre Idee:  MOBALNI – das mobile Badezimmer für Menschen auf der Straße. „Eigenlich hatten wir das Geld schon zusammen. Aber die Preisexplosion macht uns einen Strich durch die Rechnung. Allein können wir das Projekt nicht stemmen“, sagt MHD-Geschäftsführer Jens Engel.

Die offizielle Statistik sagt: In Deutschland leben rund 37 400 Menschen auf der Straße, 500 sollen es in Hannover sein. Nur selten gerät ihr schweres Leben in die Schlagzeilen, wenn etwa ein Obdachloser erfriert oder ermordet wird. Tatsächlich sind Betroffene vor allem durch Kälte und Gewalt existenziell gefährdet. Mangelhafte Körperpflege ist dagegen zwar nicht unmittelbar lebensgefährlich, gefährdet aber langfristig die Gesundheit – und oft auch das Selbstwertgefühl.

Dagegen setzen die Malteser in Hannover nun eine Zugmaschine mit Dusch­anhänger. Ab Frühsommer soll das Badezimmer auf Rädern zur Verfügung stehen. Bis auf Strom ist der Anhänger autark und kann weitgehend standort­unabhängig eingesetzt werden.

Um einen strukturierten Duschablauf zu sichern, werden auf einer Tafel Zeiträume von 20 Minuten vergeben. Im Schnitt können so etwa 20 bis 25 Personen pro Tag duschen. Einmal pro Woche wird es einen Frauentag geben. Eines der Badezimmer ist für Menschen mit Behinderungen konstruiert. Nach jeder Benutzung werden die Badezimmer desinfiziert und gereinigt. Ein überdachter, beheizter Vorbereich sorgt für Schutz und Privatsphäre. Darüber hinaus werden die Malteser ihren Duschgästen Seife, Handtuch, saubere Unterwäsche und Socken anbieten. Abgerundet wird das Projekt durch soziale Beratung durch Helferinnen und Helfer.

MOBALNI schenke den Obdachlosen in Hannover „private Badezimmerzeit“ und steigere damit ihr Wohlbefinden und Selbstwertgefühl, sagt Projektleiterin Katrin Rütt von den Maltesern. Im Idealfall schaffe dies Mut und Motivation bei der Suche nach einer Unterkunft, reduziere Hemmungen bei Behördengängen und helfe so beim ersten Schritt in ein normales Leben.

Nach ähnlichen Projekten in Hamburg und Berlin ist MOBALNI das dritte Angebot dieser Art in Deutschland. Dabei profitieren die Malteser von den Erfahrungen dieser Vorbilder. Dennoch bleiben die technischen Herausforderungen groß, da die Malteser teilweise eine andere Konstruktion nutzen. Viele Einbauten bei MOBALNI sind sehr speziell und werden zum ersten Mal angefertigt.

Das kostet! Aufgrund großer Preissteigerungen haben sich die Gesamtkosten für den Bau des Anhängers auf rund 280 000 Euro verdoppelt. Die Stadt Hannover hat eine Förderung zugesagt und großzügige Unterstützung kommt auch vom Bistum Hildesheim. Dennoch bleibt eine finanzielle Lücke, die der katholische Hilfsdienst mit Spenden schließen muss. „Dabei hoffen wir auf Menschen, die Obdachlosen einen Teil ihrer Würde zurückgeben möchten“, sagt Rütt, „denn wir sind der Meinung, jeder Mensch muss eine Möglichkeit zur Körperhygiene haben.“

Michael Lukas

 

Sind Sie auch dabei?
Im Sommer waren wir im Godehardjahr als Pilger unterwegs, mit dem Fahrrad von Niederaltaich nach Hildesheim. Ohne die Malteser hätten wir das Projekt nicht stemmen können. Obwohl sie wegen Corona, Ukrainekrieg und Flüchtlingsbetreuung über das Limit hinaus mit Arbeit eingedeckt waren, haben sie uns nicht hängen lassen. Die Mischung aus Kompetenz und Hilfsbereitschaft, Humor und Improvisationstalent hat uns alle schwer beeindruckt.  Unsere Erfahrung: Wenn die Malteser sich für eine Sache einsetzen, dann mit Herz und Hand!

Jetzt sind die Malteser auf Hilfe angewiesen, damit sie ihre Idee eines mobilden Badezimmers für Menschen auf der Straße in die Tat umsetzen können.

Diese Idee ist super. Und ich bin überzeugt, dass es 150 Leserinnen und Leser der KirchenZeitung gibt, die das Projekt MOBALNI mit jeweils 50 Euro unterstützen werden. Ich bin dabei. Sie auch?

Ihnen einen herzlichen Gruß,
Stefan Branahl