Bistumswallfahrt

Boten der Hoffnung

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Viele Menschen sitzen im Petersdom.
Nachweis

Foto: Marco Chwalek

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Pilger aus dem Norden feiern den Gottesdienst im Petersdom.

Noch Papst Franziskus hatte für das Heilige Jahr 2025 zur Wallfahrt nach Rom aufgerufen. Aus dem Erzbistum Hamburg, das sein 30-jähriges Bestehen feiert, machten sich 800 Gläubige auf den Weg. Eindrücke eines Pilgers.

Eine knappe halbe Stunde nahm sich Papst Leo XIV. Zeit für das Gespräch mit Weihbischof Horst Eberlein (li.) und Erzbischof Stefan Heße. Foto: Vatican Media

Montag: Der erste Höhepunkt ist der gemeinsame Gang durch die Heilige Pforte in den Petersdom. Unterhalb der Engelsburg geht es los, das Pilgerkreuz wird von Jugendlichen aus Flensburg getragen. Singend und betend führt der Weg zum Zentrum des Petersdoms.

Unterhalb des von Gian Lorenz Bernini gestalteten Hauptaltars befindet sich das Grab des heiligen Petrus. Nach einer Zeit der Stille betet die Gruppe gemeinsam das Glaubensbekenntnis. Im Raum zwischen dem Hauptaltar und dem Glasfenster, auf dem die Taube den Heiligen Geist symbolisiert, wird eine Pilgermesse gefeiert. Die Weite des Raumes, das gemeinsame Hineingehen symbolisiere, dass Gott den Weg frei mache, sagt Erzbischof Stefan Heße. Hoffnungsträger zu werden und die Weite des Herzens zu erfahren, das wünsche er den Pilgern.

Dienstag: In kleinen Gruppen geht es in die Kirche Santa Maria Maggiore. Die dort befindliche byzantinische Ikone der Gottesmutter – die Salus Populi Romani – ist Schutzpatronin der Stadt und gilt als bedeutendste Marien-Ikone Roms. Papst Franziskus besuchte die Ikone vor und nach jeder Auslandsreise. In ihrer Nähe ist sein Grab zu finden. Nach dem Gang durch die Heilige Pforte in dieser Kirche nehmen Touristen und Pilger ihr Handy, um das Grab zu fotografieren. Weihbischof Horst Eberlein und ich dürfen dort einen Moment still beten; später betet auch der Erzbischof dort.

Auf dem Petersplatz ist die Weltkirche versammelt

Stilles Gebet: Erzbischof Stefan Heße am Grab von Papst Franziskus.
Foto: Anna Slawek

Mittwoch: Schon früh am Morgen machen sich die Pilger auf den Weg zur Generalaudienz auf den Petersplatz. Ich treffe eine der Pilgergruppen aus dem Erzbistum, schließe mich ihnen an. Neben uns sitzen Pilger aus Indonesien, dahinter Gläubige aus Frankreich. Ich spüre meine Zugehörigkeit zur Weltkirche. Dann fährt Papst Leo XIV. im Papamobil an uns vorbei. In seiner Predigt spricht er vom Weg der Jünger nach Emmaus. Traurig gingen sie aus Jerusalem weg, doch nach der Begegnung mit dem Auferstandenen kommen sie als glückliche Zeugen zu den Jüngern zurück. Diese Wandlung durch die Begegnung mit Christus sei auch heute noch eine Quelle der Kraft, sagt der Papst. Eine Quelle, um in dieser Welt trotz aller Bedrohungen, die traurig und mutlos machen, Boten der Hoffnung zu werden.

Am frühen Abend dann eine heilige Messe in San Anselmo, der Kirche der Benediktiner auf dem Aventin. Erzbischof Stefan erinnert daran, das Papst Johannes Paul II. das Erzbistum Hamburg gegründet hat. Die Predigt ist auch ein Werben für das pastorale Projekt der Sendung und Sammlung.

Propst Giering in San Bartolomeo mit einem Erinnerungsstück an die Lübecker Märtyrer. Foto: Marco Chwalek

Im Gepäck hatten die Pilger eine Erinnerung an die Lübecker Märtyrer, ein Stück der Ornamentik aus dem damaligen Beichtstuhl der Propsteikirche Herz Jesu. Es wird am späteren Abend in San Bartolomeo durch den Lübecker Propst Christoph Giering übergeben. San Bartolomeo ist seit 2002 eine Gedenkstätte für die Märtyrer verschiedener Konfessionen aus dem 20. Jahrhundert. Ein Messbuch von Erzbischof Oscar Romero und eine Reliquie von Kardinal Clemens August von Galen befinden sich zum Beispiel dort.

Ein Stück Lübecker Kirchengeschichte in Rom

„Sehr froh und ein bisschen stolz“ zeigt sich Propst Giering später. „Ein Stück Kirchengeschichte aus Lübeck gehört jetzt irgendwie zur Weltgeschichte, jedenfalls zur Weltgeschichte des kirchlichen Martyriums“, sagt er. Und: „Auch wir haben ein Stück an dieser Christentumsgeschichte geschrieben.“ Außerdem soll ein Faksimile der Rechnung, die die Nationalsozialisten der Witwe Karl Friedrich Stellbrinks für die Enthauptung und Kremierung ihres Mannes stellten, dort ihren Platz finden. Die Lübecker Luther-Melanchton-Gemeinde hat das verstörende  Dokument zur Verfügung gestellt.

Erzbischof Heße beim Gottesdienst am Kathedra Petri Altar im Petersdom. Foto: Marco Chwalek

Donnerstag: Um 9 Uhr beginnt die letzte große Pilgermesse in der Lateranbasilika, der Bischofskirche des Papstes, der „Mutter aller Kirchen“, wie sie genannt wird. Überraschenderweise ziehen Bischof Nicolás Baisi aus Iguazú und Generalvikar Sascha-Philipp Geißler als Hauptzelebranten mit uns ein. Der Erzbischof und der Weihbischof sind auf dem Weg zum Papst, wie sich später herausstellt – genau eine halbe Stunde bevor dieser König Charles III. und Queen Camilla empfängt. Bilder davon gehen an diesem Tag um die Welt.

Bei der Audienz überreichen die Hamburger Bischöfe die Fotografie einer von Bruder Ansgar Stukenborg aus dem Kloster Nütschau geschriebenen Ikone. Heße spricht später von einer „sehr freundlichen Begegnung“, die im Gegensatz zum Treffen wenige Wochen zuvor diesmal nicht wenige Sekunden, sondern eine knappe halbe Stunde gedauert habe und in der er viel aus dem Erzbistum habe berichten können.

Am Nachmittag treffen sich dann die Pilgergruppen zu einem Picknick im Park der Villa Borghese. Es ist die letzte größere Zusammenkunft vor dem Tag der Abreise der meisten Pilger. Als Priester, der ich als Einzelpilger und Konzelebrant intensive Momente miterleben durfte, habe ich viele überraschende Antworten auf meine persönlichen Fragen bekommen mit denen ich nach Rom gereist war.

 

Viele der zahlreichen Pilger aus Mecklenburg versammelten sich zum Gruppenfoto mit Erzbischof Stefan Heße an Santa Maria Maggiore. Foto: Gereon Lemke
Pfarrer Gereon Lemke