Hochwasser in Norddeutschland

„Das geht jetzt langsam an die Psyche“

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Eine Kirche wird von Hochwasser bedroht
Nachweis

Foto: privat

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Die St.-Georg-Kirche von Kluse-Steinbild im Emsland steht direkt am Ufer der Ems. Foto: privat

Viel zu viel Regen – seit Weihnachten stehen viele Regionen im Norden unter Wasser. Das Bistum Osnabrück hat einen Krisenstab eingerichtet. Der Ort Steinbild im Emsland war kurzzeitig von der Außenwelt abgeschnitten.

Normalerweise gibt Andrea Schwarz mit ihren spirituellen Texten anderen Menschen einen Halt im Glauben – jetzt braucht die Autorin, die auch für den Kirchenboten schreibt, selbst einmal Unterstützung. Wenn sie aus dem Fenster ihres Arbeitszimmers guckt, dann sieht sie in erster Linie Wasser, denn die nahe Ems ist über die Ufer getreten. Steinbild, wo die St.-Georg-Kirche steht, war vor dem Jahreswechsel kurzzeitig nicht erreichbar, bis die Feuerwehr zumindest eine Straße zur B 70 hin passierbar machte. „Das geht jetzt langsam an die Psyche, wir sitzen im Chaos“, sagte sie im Gespräch mit der Redaktion.

Gleichwohl möchte sie anderen beistehen. Ein für den morgigen Mittwoch geplanter Gottesdienst soll unbedingt stattfinden, „auch wenn vielleicht nur zehn Leute kommen können“. Aber es helfe sicherlich, „denn wir wissen ja nicht, wie es weitergeht. Wir blicken voller Sorge auf die Pegelstände und den heraufziehenden Regen.“ Und da stelle sich schon die Frage, wie lange die Kräfte noch reichten. „Wir haben Wasser im Keller und müssen alle fünf Stunden eine Pumpe laufen lassen.“ Anderen gehe es da sicherlich noch viel schlechter.

Bistum Osnabrück bietet Kommunen Hilfestellung an

Der erste Anruf bei Philip Hergt kam aus Oesede. Eine Kindertagesstätte musste evakuiert werden. „Hilfe von uns war aber nicht nötig, das wurde alles vor Ort organisiert“, sagt der Leiter des Krisenstabs des Bistums. „Aber für unser Gesamtbild der Lage war es doch eine wichtige Information.“ Auch als in Meppen zwei Altenheime geräumt wurden, musste der Krisenstab nicht aktiv werden. Immerhin wurde auf zwei Dinge aufmerksam gemacht, mit denen das Bistum immer helfen kann: die technischen Ressourcen, unter anderem Netzwerkaggregate und Dieselheizungen, außerdem die Gebäude, die als Rückzugsorte nutzbar sind.

Hergt weiß von vielen kirchlich Engagierten, die die Weihnachtstage „an den Nagel gehängt haben, um zu helfen. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen“. Auch Weihbischof Johannes Wübbe, derzeit als Administrator Leiter des Bistums, war voll des Lobes für die Helfer: „Sie stellen ihren eigenen Wunsch nach einem Fest mit Familie und Freunden hinten an, um anderen zu helfen“, sagte er in einer Stellungnahme.

Auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer äußerte sich in einer Stellungnahme: „Ich bete für den Schutz aller Menschen in Niedersachsen und den weiteren Bundesländern, die vom Hochwasser betroffen sind, sowie für die unzähligen Helferinnen und Helfer, die seit Tagen gegen die Wassermassen im Einsatz sind", sagte er. "Ich bin allen haupt- und ehrenamtlichen Hilfs- und Rettungskräften sehr dankbar. Sie leisten Großartiges."

Matthias Petersen