Weltsynode

Experiment mit offenem Ausgang

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Weltsynode tagt in Audienzhalle
Nachweis

Foto: Vatican Media/Romano Siciliani/kna

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Die Weltsynode tagt in der großen Audienzhalle im Vatikan, hier fotografiert bei einer Generalaudienz.

Mehr als 300 Teilnehmer werden vier Wochen im Vatikan über die Zukunft der Kirche beraten und diskutieren. Erstmals sind bei der Weltsynode auch nichtgeweihte Kirchenmitglieder stimmberechtigt. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Treffen.


Worum geht es bei der Weltsynode?

In dem auf drei Jahre angelegten Prozess soll die katholische Kirche vor allem einen anderen Beratungs- und Entscheidungsstil einüben. Nach einer lokalen und einer kontinentalen Phase (erstes Jahr) beginnt jetzt das erste von zwei Treffen auf Weltebene im Vatikan; es dauert einen Monat. 

Viel Wert legen die Organisatoren – allen voran der Papst – auf den geistlichen Aspekt. So werden die Beratungen von Gebeten und Gottesdiensten begleitet. Es gilt herauszufinden, welche Entscheidung Gottes Willen entsprechen könnte. Unvoreingenommenes Zuhören und das Reflektieren sollen geübt werden

Stets betont das Synodensekretariat die Offenheit des Prozesses. Eine typisch katholische Form der Synodalität müsse noch gefunden werden, räumte der Inhalte-Koordinator der Veranstaltung, Kardinal Jean-Claude Hollerich, ein. Dazu soll die kommende Synode ein Weg sein.

 

Wie ist der zeitliche Ablauf?

Die Versammlung dauert vom 4. Oktober bis 29. Oktober. Doch schon am Samstagabend vor dem Beginn ist als stimmungsvoller Einstieg auf dem Petersplatz ein großes ökumenisches Abendgebet geplant. Dazu werden Tausende junge Menschen in Rom erwartet.

Am 1. Oktober ziehen sich die Synodalen zu Besinnungstagen in ein Haus nahe Rom zurück. Am 4. Oktober wird die Synode dann mit einer feierlichen Messe eröffnet. Die erste Gesamtversammlung wird auch online übertragen. Die Beratungen danach finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.


Wie sind die Beratungen organisiert?

Die Synode tagt in der großen Audienzhalle im Vatikan. Beraten wird auf Grundlage des im Juni veröffentlichten 70-seitigen „Instrumentum laboris“ (Arbeitspapier) im Plenum und in Gruppensitzungen. Nach sprachlicher und inhaltlicher Präferenz werden die Arbeitsgruppen aus jeweils rund zwölf Personen zusammengesetzt.

Die Beratungen umfassen drei Phasen. Zu Beginn werden sich alle Gruppen mit dem ersten Teil des Arbeitspapiers auseinandersetzen. In den folgenden zwei Wochen arbeiten die Teams an den drei thematischen Modulen des Papiers: Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe. Aufgrund der etwa 30 geplanten Teams werden sich immer mehrere Sprachgruppen mit einem Thema beschäftigen. Deutsch wird keine offizielle Sprachgruppe sein.

In der dritten Phase präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum. Nach der Zusammenfassung der Resultate folgen eine abschließende Lesung und die Genehmigung des Papiers. Die finalen Dokumente sollen ausdrücklich eine Ergänzung zu den Papieren aus der kontinentalen Phase sein.

 

Wer darf abstimmen, wer berät mit? 

Unter den 363 Stimmberechtigten aus allen Erdteilen sind erstmals auch ungeweihte Kirchenmitglieder; sie machen bei der Versammlung ungefähr ein Viertel aus. Etwa jede siebte Stimme ist weiblich. Ergänzt werden die stimmberechtigten Mitglieder durch internationale Berater, unter anderen Thomas Söding. 

Mit 73 Prozent sind die Bischöfe in der Überzahl, aber sie haben sehr unterschiedliche Vorstellungen zur Zukunft der Kirche. So hat Franziskus auch einen der schärfsten Kritiker seines Projekts berufen: Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Der Papst will möglichst viele mitnehmen bei der Klärung der Frage, wohin es in der katholischen Kirche geht.


 

Logo Weltsynode
Das Logo der Weltsynode

Was kann rauskommen – und was nicht?

Die Weltsynode ist kirchenrechtlich eine Bischofssynode; seit 1965 dient sie in regelmäßigen Abständen als Beratungsorgan für den Papst. Die Synode kann abstimmen und dem Papst Empfehlungen vorlegen, die letzte Entscheidung liegt aber bei ihm. Nicht immer wurde sich in „Nachsynodalen Schreiben“ an die Empfehlungen gehalten. Meint Franziskus es mit mehr Teilhabe in der Kirche ernst, wird er diesmal vielleicht anders handeln.

Bei diesem ersten Treffen sind Abstimmungen zu Reformen etwa zum Weiheamt für Frauen oder zur Lockerung der Ehelosigkeit bei Priestern nicht geplant. Die Organisatoren warnen hier vor zu hohen Erwartungen. Allerdings kann die Synode eine Vorbereitung für das folgende Beratungstreffen sein. Wenn sie gelingt, könnte die kommende Bischofssynode dann zu konkreten Fragen auch der kirchlichen Lehre abstimmen.


Welchen Einfluss werden die Deutschen mit ihren Themen haben?

Deutschen mit ihren Themen haben?Viele Anliegen des deutschen Synodalen Wegs werden weltweit diskutiert, etwa mehr Teilhabe für Frauen und eine nicht ausgrenzende Sexualmoral. Sie sind Gegenstand im Arbeitspapier für das Treffen im Vatikan.

 

Wie verhält sich die Weltsynode zum deutschen Synodalen Weg?

Der Synodale Weg setzt auf konkrete Reformen. Bei der Weltsynode geht es zunächst nur um die Methode des Beratens und Entscheidens. Die Synodalversammlung in Rom versteht sich nicht als eine demokratische Veranstaltung mit Mehrheitsentscheidungen. Stattdessen ist es das Ziel, Einmütigkeit zu finden: durch Gespräche, intensives Zuhören und den Versuch, Gottes Willen für die Kirche zu erfassen.


Mit welchen Erwartungen gehen die Vertreter aus Deutschland in die Beratungen?

Neben dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing sind die Bischöfe von Augsburg, Essen, Münster und Passau dabei. Augsburgs Bischof Bertram Meier sieht in dem Treffen eine Möglichkeit, mehr über Synodalität als Lebensstil der Kirche zu begreifen. Bischof Stefan Oster (Passau) hofft auf ein besseres Verständnis der Idee von Papst Franziskus. Essens Bischof Franz-Josef Overbeck möchte sich für das Thema Gerechtigkeit einsetzen. Bätzing fühlt sich von den Themen in dem Arbeitspapier bestärkt und hofft, dass sie bei der Synode nicht aus dem Blick geraten. Der Münsteraner Bischof Felix Genn hofft, dass ein gutes synodales Miteinander die Grundlage für den Weg der Erneuerung ist.


Wie geht es nach der Versammlung weiter?

Nach den Beratungen soll es einen Synthesenbericht geben. Er wird veröffentlicht. Bis zur Vollversammlung im Herbst 2024 in Rom wird es weitere Beratungen in den Ortskirchen geben. Beim Abschlusstreffen werden die Teilnehmer endgültige Handlungsempfehlungen beschließen. Über die entscheidet der Papst.
 

Severina Bartonitschek