„Große Klappe“ in St. Sophien
Foto: Matthias Schatz
Ein „büschen“ kennt er Hamburg schon. Dann lacht Pater Augustinus Hildebrandt. Denn das ist schon selbstironisches hanseatisches Understatement. Der Dominikaner wurde nämlich 1984 in Hamburg geboren und wuchs hier auch auf, wie man an seinem Slang erkennt. „Da muss man aber ‚Süderelbe‘ dazusagen“, ergänzt er gleich bei dem Gespräch in einem Besprechungsraum des Dominikanerklosters an der Barmbeker Kirche St. Sophien. Er stamme nämlich aus Harburg. Zudem habe er aber auch viele Erinnerungen an Winterhunde, weil dort eine seiner Großmütter gelebt habe, bei der er als Kind viel Zeit verbracht habe. Von daher hat Pater Augustinus auch viele Bezüge zu Barmbek „bis hin zu den Mundsburgtürmen“, also dem Gebiet der Gemeinde St. Sophien, in der er seit Anfang September als Pastor und Kirchenrektor wirkt.
„St. Sophien war ein Geschenk der Vorsehung für mich“, sagt Pater Augustinus sogar. „Ich kenne St. Sophien seit zehn Jahren.“ – seit er im Rahmen seines Noviziats bei den Dominikanern in Worms ein Praktikum im Hamburger Kloster absolvierte. Anschließend sei er jedes Jahr eine Woche in St. Sophien gewesen – und habe zugleich seine seine Familie besucht. „Die Gemeinde ist mir über die Jahre schon ans Herz gewachsen.“ Zudem verehre er Johannes Prassek sehr, der in St. Sophien getauft worden sei. „Prassek ist ein Vorbild für meinen priesterlichen Dienst.“
Dabei kommt Pater Augustinus aus einer evangelischen Familie, die ihn aber nicht taufen ließ. Zur christlichen Kirche, nämlich der evangelischen, fand Pater Augustinus erst kurz vor dem Abitur an, dass er 2006 absolvierte – zuvor hatte er einen Realschulabschluss, verbrachte zwei Jahre bei der Marine und legte anschließend die Hochschulreife auf einem Wirtschaftsgymnasium ab. „Und dann wollte ich wirklich wissen, worum es im Glauben geht und habe angefangen, evangelische Theologie in Göttingen zu studieren.“
Ihn habe schon damals die Vorstellung gereizt, sein Leben in den Dienst des Glaubens zu stellen. Dieser Wunsch, ins Kloster zu gehen, habe ihn auch zur katholischen Kirche gebracht. Zunächst lebte er in einem Konvent der Benediktiner. „Ich habe aber gemerkt, dass ich nach den benediktinischen Regeln nicht ein ganzes Leben verbringen möchte.“ So sei er nach St. Georgen in Frankfurt gewechselt, habe dort zwei Jahre katholische Theologie studiert – und die Dominikaner kennengelernt.
„An den Dominikanern hat mich zum einen die Verbindung von klösterlichem Leben und Seelsorge fasziniert. Ich brauche einerseits die klösterliche Ruhe, andererseits aber will ich auch in der Seelsorge tätig sein.“ Zum zweiten hätten die Dominikaner von Beginn an eine Kultur der Beteiligung der Mitbrüder auf allen Ebenen gepflegt. „Wir wählen alle unsere Oberen selbst, beschließen alle wichtigen Dinge gemeinsam.“ Das sei seit 800 Jahren ein Beispiel an Synodalität. „Das hat mich fasziniert, weil ich auch eine große Klappe habe und zu allem was sagen muss.“
Sowohl Citypastoral als auch Gemeindearbeit
Nach dem Postulat und Noviziat in Worms und dem Studium in Mainz wechselte Pater Augustinus nach Freiburg. „Diese letzten sechs Jahre waren für mich die prägendste Zeit.“ Er sei währenddessen Diakon, dann Priester geworden, habe die katholische Glaubensinformation in Freiburg verantwortet, erwachsene Taufbewerber begleitet. Zudem sei er in der Citypastoral tätig gewesen. Über die Jahre hinweg wuchs er dann aber stärker in die Seelsorge der Gemeinde St. Martin in Freiburgs Innenstadt hinein. „Da habe ich dann auch meine Liebe für die Gemeindearbeit entdeckt.“
Beides sieht er auch in St. Sophien gefordert. Die Gemeinde sei „ein büschen“ an der Grenze – nicht mehr richtig Innenstadt, aber auch nicht nur klassische Gemeinde. Oder anders ausgedrückt: eine Gemeinde, die aber so ausgestattet sei und so zentrumsnah liege, dass sie auch Angebote darüber hinaus mache, wie sie für die Citypastoral typisch seien – also etwa Glaubenskurse, Erwachsenenbildung und Beichtpastoral.
Den Titel Pastor empfindet der Dominikanerpater als treffend für seine Kernaufgabe: „Nämlich ein Hirte zu sein.“ Dabei stünden nicht Macht und Entscheidungsbefugnis im Zentrum, sondern Konsens, Vertrautheit, Eintreten für und sich stark machen für andere. „Ich will ein offenes Ohr haben und mit den Menschen zusammen Gemeinde leben“, sagt Pater Augustinus. Zugleich schlage sein Herz für die Sakramentenpastoral, dafür, Menschen zu begleiten auf dem Weg zu einem vertieften Glauben, einem vertieften Leben aus den Sakramenten heraus