Heraus aus der Routine!

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Einmal etwas ganz Neues ausprobieren? Eine Tätigkeit, die es bisher in der Kirche nicht gab? Ideen sind gefragt. Und es gibt Geld für die Umsetzung. Ab diesem Jahr fördert das Erzbistum innovative pastorale Initiativen.


Ursula Soumagne-Nagler und Jens Ehebrecht-Zumsande (Pastoralen Dienststelle) erhoffen sich vom neuen Fonds viele Impulse für eine Pastoral von morgen. | Foto: Andreas Hüser

In einem jetzt eingerichteten Fonds für innovative pastorale Projekte stehen dazu jährlich 500 000 Euro zur Verfügung. Anträge können alle katholischen Personen ab 16 Jahren stellen. Geld gibt es vor allem für anfallende Sachkosten. Projekte, die gefördert werden können, müssen zur Ausrichtung des Pastoralen Orientierungsrahmens passen. Ist ein Vorhaben spirituell ausgerichtet? Unterstützt es Arme und Bedürftige? Zeigt es eine gastfreundliche Kirche? Orientiert es sich an den Bedürfnissen der Menschen in der Umgebung? Setzt es auf freiwilliges Engagement? Ist hier eine „lernende Kirche“ tätig? Engagiert sich das Projekt für Frieden, Gerechtigkeit und Schutz der Umwelt?

Auf mindestens drei dieser sieben Fragen muss die Antwort „ja“ lauten. Dann kann ein Antrag zur Förderung über die Internetseite www.innovationsfonds-erzbistum- hamburg.de gestellt werden. Ob und wieviel Geld es aus dem Innovationsfonds gibt, entscheidet ein Vergabeausschuss, der in Kürze vom Diözesanpastoralrat ernannt wird.

Ursula Soumagne-Nagler und Jens Ehebrecht-Zumsande von der Pastoralen Dienststelle haben maßgeblich an dem neuen Fonds mitgearbeitet. Sie sagen, worum es hier geht:

Wie kam es zu dem Plan, einen solchen Innovationsfonds aufzulegen?

Ehebrecht-Zumsande: Die Idee hatten wir schon vor fünf Jahren. Damals hat das Erzbistum den Pastoralen Orientierungsrahmen veröffentlicht. Und wir haben gesagt: Das, was der Orientierungsrahmen will, das sollten wir auch kräftig unterstützen unter anderem durch einen solchen Fonds.

Soumagne-Nagler: Es war klar, dass wir viel Phantasie, viele frische und kreative Ideen brauchen – es geht um neue Möglichkeiten, wie wir Kirche sein wollen. Und das muss sich nicht auf die vorhandenen Strukturen beschränken. Alle, die eine Idee haben und sie umsetzen wollen, können dazu Anschubhilfe bekommen.

Was heißt dabei „innovativ“? Muss das Projekt etwas sein, was es noch nie gegeben hat?

Ehebrecht-Zumsande: Es sollte etwas sein, was die bestehende Routine am Ort unterbricht. Das ist das Wichtige. Wenn es etwas Gutes ist, was schon anderswo realisiert wird, umso besser. Wir wollen ja, dass die Ideen Kreise ziehen und andere sagen: Das machen wir auch! 500 000 Euro sind für dieses Jahr im Topf.

Was passiert, wenn der Fonds ausgeschöpft ist?

Ehebrecht-Zumsande: Das wäre das Beste, was passieren kann. Denn das hieße ja, dass sich sehr viele mit vielen Vorschlägen beteiligen. Erst einmal frage ich mich aber: Haben wir genügend Ideen und kreatives Potential? Und wie schaffen wir es, den Fonds überhaupt bekannt zu machen? Es sollen ja vor allem auch Menschen angesprochen werden, die bisher nicht zum „inneren Kreis“ im kirchlichen Leben gehören.

Ich könnte also auch eine private Initiative ins Spiel bringen, die nicht in meiner Gemeinde eingebunden ist?

Soumagne-Nagler: Es geht nicht primär um die Gemeinde. Nur ein Teil der Katholiken ist ja in seiner Gemeinde aktiv. Es geht gerade darum, über diese kirchliche Sozialform hinaus zu denken. Wir wollen unterstützen, den Sozialraum einzubeziehen, und die Menschen in den Blick zu nehmen, für die wir da sind. Das heißt auch zu gucken, mit wem ich kooperieren kann, zum Beispiel ökumenisch.

Auch wenn der Fonds noch ganz neu ist – gibt es schon Projekte, die Vorbilder sein können?

Ehebrecht-Zumsande: Ja, die gibt es. Mir fällt etwa die Gedenkstätte Lübecker Märtyrer mit ihren Aktivitäten ein. Das ist vielleicht kein typischer Fall. Aber Innovation bedeutet ja nicht, dass wir uns von unseren Traditionen abkoppeln. Sondern: Wir nutzen diese Traditionen und suchen neue Wege, sie zu kommunizieren, weil sie uns heute etwas sagen – in diesem Fall hier mutiger Einsatz für die Menschenwürde und die Demokratie.

Soumagne-Nagler: Viele Initiativen aus dem Erzbistum Hamburg sind heute schon innovativ, zum Beispiel die Online-Formate, die wir in der Coronazeit entwickelt haben. Ich glaube, dass wir in unserem Bistum schon einen weiten Horizont haben und großes Potential. Viele von außen sagen: Erstaunlich, was bei euch möglich ist!

Mehr Informationen und das online-Formular zur Antragstellung gibt es auf der Internetseite: www.innovationsfondserzbistum- hamburg.de

VON ANDREAS HÜSER