Der Heilige, der Strukturen schuf

Herzlichen Glückwunsch, Bonifatius!

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 Der „Apostel der Deutschen“ stärkte den Einfluss des Papstes in Mitteleuropa. Dass Bonifatius vor 1300 Jahren zum Bischof geweiht wurde, ist sicher. Vermutet wird ein zweites Jubiläum: sein 1350. Geburtstag im Jahr 2022. Von Evelyn Schwab


Am 30. November 722 weihte Papst Gregor II. in Rom einen Bischof für eine weit entlegene Missionsgegend und ohne festen Bischofssitz: den Angelsachsen Winfrid. Unter dem Namen Bonifatius ist er heute als "Apostel der Deutschen" bekannt. Festgehalten wurde das Ereignis seiner Bischofsweihe im Liber Pontificalis, einer Sammlung von Papst-Biographien. Ein Zeichen dafür, dass man dem Neuen von Anfang an eine gewisse Bedeutung zuwies? 
Im Jahrzehnt davor hatte der Benediktinermönch seine Heimat im Südwesten Englands verlassen, um auf dem Kontinent den christlichen Glauben zu predigen. Schon 719 weilte er in Rom beim Papst und erhielt dort den Namen Bonifatius. Damals wurde ihm die Missionstätigkeit im überwiegend nichtchristlichen Germanien aufgetragen. Nun war er als Bischof unterwegs, eng an den Papst gebunden und mit Empfehlungsschreiben an die Mächtigen der Stämme.
Im Auftrag des Papstes begann der wohl 50-Jährige als neuer Bischof vor allem mit der Errichtung fester Strukturen. In Thüringen, Hessen und Bayern missionierte Bonifatius erfolgreich. Dabei sollte er auch den Einfluss Roms nördlich der Alpen festigen. Die christlichen Gemeinden im Frankenreich waren eng mit den lokalen Herrschern verbunden. Bischöfe hatten ihre Territorien und Rechte von den jeweiligen Monarchen erhalten und konnten nicht unabhängig von der weltlichen Macht agieren. Der Einsatz von Bonifatius zugunsten der Anerkennung hierarchisch-amtlicher Zuständigkeiten des Papstes kollidierte mit etlichen Zeitgenossen, die ihren Fokus weniger auf Rom legten. 
Um Bonifatius zu stärken, machte Papst Gregor III. ihn 732 zum Missionserzbischof – mit dem Recht, Bischöfe zu weihen und Bistümer zu errichten. Zum dritten Mal reiste Bonifatius 738 nach Rom und wurde zum päpstlichen Legaten ernannt.
Dem Apostel der Deutschen gelang es innerhalb von zwei Jahrzehnten, ein organisiertes Netzwerk aufzubauen, indem er Klöster als Stützpunkte für die Missionsarbeit gründete und Bischofssitze errichtete, die er mit Schülern und Verbündeten besetzte. Damit erhielten die Päpste stetig wachsenden Einfluss auf das politische Geschehen. Die fränkischen Herrscher ihrerseits erkannten erst nach und nach, dass diese durchorganisierten Strukturen auch für ihren eigenen Machterhalt hilfreich sein konnten.

Von Evelyn Schwab

 

CHRONIK

Klosterleben
Bonifatius kam aus einer Familie freier Gutsbesitzer im Königreich Wessex. Sein genaues Geburtsjahr ist nicht belegt. Wird es auf 672 datiert, dann wäre 2022 auch die Wiederkehr des 1350. Geburtstags. Mit etwa acht Jahren wurde Winfrid dem Kloster Exeter geschenkt. Eine solche Oblation war damals ein rechtlich anerkannter und unwiderruflicher Akt der Eltern oder eines Vormunds. Mit etwa 28 Jahren wechselte Winfrid in das Kloster Nursling nach Hampshire. In seinen Vierzigern brach er zur ersten Missionsreise auf. Sie führte 716 nach Friesland. In seinem beginnenden achten Lebensjahrzehnt, schon ein Greis und von einigen Krankheiten geplagt, brach Bonifatius zu einer letzten Reise nach Friesland auf. Während einer Firmspendung in der Nähe von Dokkum wurden er und seine Gefährten überfallen und ermordet. Schon lange war bestimmt, dass Fulda seine Grablege sein sollte. Über Mainz kam der Leichnam zurück. (ez)

 

STICHWORT

Privileg
Das Kloster Fulda, 744 im Auftrag von Bonifatius durch Sturmius gegründet, hatte eine besondere Stellung. Es unterstand direkt der Autorität des Papstes. Bonifatius konnte dieses Privileg der sogenannten Exemtion 751 von Papst Zacharias erwirken. Damit war Fulda rechtlich allein dem Apostolischen Stuhl verpflichtet. Niemand anderer durfte darüber verfügen oder in die Eigentumsverhältnisse eingreifen. (ez)