Chorgesang im Erzbistum
Junge Töne am Dom

Foto: Matthias Schatz
Domkantor Ulrich Cordes in Aktion mit einer 3. Klasse im Musikraum der katholischen Grundschule in Hamburg-Farmsen.
Wenn Erzbischof Stefan Heße am 12. Juli um 12.30 Uhr wie jedes Jahr im Sommer die Pforten des Bischofshauses und seines Gartens für eine bestimmte Gruppe öffnet, werden viele Kinderstimmen ertönen. Denn diesmal lädt er zur Begegnung mit allen ein, die sich haupt- und ehrenamtlich in den Gemeinden und an den Orten kirchlichen Lebens musikalisch einbringen. Und dazu zählt – neben dem Dommusikdirektor, Organisten und Chören – seit rund einem Jahr auch die Domsingschule mit Mädchen und Jungen im Alter ab sieben Jahren.
Domkantor Ulrich Cordes will mit ihr „ein durchgängiges Angebot aufbauen, das alle musikalischen Formen umfasst, die an einer Domkirche erklingen“, wie er sagt. Das beginnt bei Ordinariumsvertonungen, die Bestandteil der Messe sind, und führt über Motetten bis hin zu klassischem und modernem Repertoire etwa des britischen Komponisten John Rutter. „Gleichzeitig sollen die Kinder aber auch Spaß haben, Freude an der Musik und der Chorarbeit entwickeln“, sagt Cordes.
Derzeit geht es noch darum, eine Basis für die Domsingschule zu schaffen. Der Aufbau fängt mit den Kindern der 2. Klasse an. Sie treffen sich stets dienstags von 16.30 bis 17.15 Uhr im Pfarrsaal neben dem Mariendom an der Danziger Straße. Mittwochs folgen von 16.30 bis 17.15 Uhr Schüler der 3. und 4. Klasse, anschließend kommen die Jugendlichen ab der Klasse 5 dort zusammen.
Zusammenarbeit mit katholischer Grundschule
Zudem arbeitet Cordes mit der katholischen Grundschule im Hamburger Stadtteil Farmsen zusammen, die sich auf dem Gebiet der Pfarrei Seliger Johannes Prassek befindet. „Wir suchen zunächst Kinder, die Interesse an Musik haben.“ Er versucht dann, ihre Stimmen auszubilden, bis sie vom Blatt singen können. Im Gespräch sind derzeit ähnliche Kooperationen mit zwei weiteren katholischen Grundschulen in Hamburg.
Das kann nicht ohne Anspruch gelingen. „Die Kinder müssen wirklich dranbleiben“, betont Cordes, der Studien der Kirchenmusik und des Gesangs in Köln und Paris abschloss und über seine Tätigkeit als Domkantor hinaus ein gefragter Oratoriensänger ist. Für den Gesangsunterricht in sogenannten Randstunden am Donnerstag, also nach dem Unterricht in den anderen Fächern, haben sich in den beiden Altersstufen insgesamt 50 Kinder gefunden. „Einige Kinder haben hervorragende Sopranstimmen“, so Cordes.
Ziel ist es, mit den Jahren eine Chorstruktur vom Vorchor bis zum Konzertchor aufzubauen. Der Konzertchor besteht dann aus Jugendlichen ab der 8. Klasse, also Jugendlichen, die nach dem Wechsel auf eine weiterführende Schule der Domsingschule treu bleiben. Wer nach der 4. Klasse dabei bleibt, sollte Noten lesen und Töne präzise nachsingen können. Nach oben hin gebe es keine Altersbegrenzung, auch wenn infolge des Stimmbruchs eine Pause eingelegt werden müsse, sagt Ulrich Cordes.
Natürlich sind auch Auftritte geplant. Stets gibt es ein Adventssingen, dazu Auftritte an den Schulen. Mindestens einen Gottesdienst sollen die Kinder pro Jahr auch im Dom mitgestalten. Mit 25 Kindern wird Cordes im Juli zum internationalen Kinder- und Jugendchorfestival nach München fahren, das der katholische Chorverband Pueri Cantores veranstaltet. „Im nächsten Jahr werden Kinder der Domsingschule dann auch bei der Aufführung der Matthäuspassion und des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach mitsingen.“
Chorgesang ist verbindendes Gruppenerlebnis
Die Zusammenarbeit mit der Schule hat auch einen pädagogischen Zweck. „Das Singen im Chor ist ein Gruppenerlebnis. Es verbindet, wenn alle zur gleichen Zeit den gleichen Ton treffen“, weiß Cordes. Wenn ein Kind noch nicht ganz so gut sei wie die anderen, dann lerne es, dass die Gruppe es auffange. „Zudem lernen die Kinder Bühnenpräsenz, sich also vor einer größeren Gruppe zu artikulieren, aus sich herauszukommen.“ Musikalische Bildung fördere überdies, Strukturen wahrzunehmen.
Das Angebot der Domsingschule steht Kindern aller Konfessionen offen und ist komplett kostenlos. Anmeldungen können jeweils zu Beginn des Schuljahres im September erfolgen. Cordes: „Dann können die Kinder mit ihren Eltern zu einer Probe bei mir vorbeikommen und wir gucken dann, ob es ihnen gefällt.“ Kontakt per E-Mail: ulrich.cordes@erzbistum-hamburg.de oder Telefon 0178/134 83 80.