Der Theo-Cup in Mainz
Kicken mit Gott

Foto: Christian Wellner
Voller Einsatz der Mainzer in Weiß gegen das Team aus Bonn.
Seit 1995 treffen sich Theologie-Studierende zum Fußballspielen: Das Turnier heißt Theo-Cup. Für mich als Fußballfan auf alle Fälle eine interessante Kombination. In diesem Jahr richtete die Fachschaftsvertretung der Katholischen Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz das Turnier aus.
„Passen Fußball und Theologie eigentlich zusammen?“, wollte ich bei meinem Trainingsbesuch eine Woche vor dem Turnier von den Mainzer Kickern und Kickerinnen wissen. „Sehr gut“, sagen Simon, Leon und Tillmann. Simon fühlt sich an die urchristliche Gemeinschaft erinnert. Und Leon kann beim Sport besser überlegen und auch mal in andere Richtungen denken. Er kann sich gut vorstellen, später Fußball und pastorales Arbeiten zu verbinden – etwa im Jugendbereich. Und für Tillmann ist Theologie doch ein ganz normales Studienfach, es wird nur eben nicht so oft gewählt.
Pro Mannschaft dürfen zwei „Nicht-Theologie-Studierende“ aufgestellt werden. Die Mainzer Teams werden von Studierenden aus der Sozialen Arbeit, Physik, Ethnologie und Architektur unterstützt. „Sie haben frischen Wind in unsere theologisch geprägte Truppe gebracht – und das Training noch ein Stück bunter gemacht. Ein bisschen wie Fastnacht eben: kunterbunt, ein bisschen verrückt – und doch mit System“, erzählt das Trainerteam Judith und Johannes.

Die Teams sind gemischt: junge Männer und Frauen, einige spielen in Vereinen, einige zum Spaß. Judith ist eine von sechs jungen Frauen im Team aus Mainz. Sie spielt seit 15 Jahren beim FFC 08 Niederkirchen. Viele, die sich jetzt hier als Mannschaft gefunden haben, haben sich vorher nicht gekannt. Ich spüre große Begeisterung und Vorfreude auf das Turnier.
Jeder rennt für den anderen
Ob sie sich als Theologie-Studierende eine Bibelstelle als Motto herausgesucht haben, will ich beim Training noch wissen. Johannes gibt zu: „Da haben wir ehrlich gesagt keine bestimmte Bibelstelle, die uns begleitet. Wenn wir Sport machen oder ein Spiel vor uns haben, stehen eher praktische Fragen im Vordergrund.“ Und Verena, Judiths Schwester, die mit im Team ist, fügt hinzu: „Wenn man etwas aus der Bibel mitnehmen möchte, dann vielleicht Themen wie Zusammenhalt oder Ausdauer – aber für unsere Motivation sind eher das gegenseitige Anfeuern, kleine Gesten, oder einfach die Freude am Spiel entscheidend. Wir ticken da wahrscheinlich nicht viel anders als andere Teams – egal ob mit oder ohne religiösen Bezug.“ Und Judith ergänzt: „Der Glaube ist irgendwie mit drin, aber eher still, im Hintergrund. Nicht so verkopft. Für uns zeigt sich der Glaube nicht in Bibelversen, sondern im Miteinander auf dem Platz. Uns hilft der Gedanke, dass jeder für den anderen rennt. Dass man sich einsetzt, wenn der andere nicht mehr kann.“ Sie sieht darin „etwas sehr Christliches: nicht alleine stark sein müssen, sondern gemeinsam. Nicht groß darüber reden – sondern tun. Das Miteinander, das Tragen, das Kämpfen füreinander – das ist für uns ein Ausdruck von Glaube. Vielleicht sogar mehr als viele Worte.“
Am Turniertag Ende Mai treffe ich die Spielerinnen und Spieler wieder. Aus Mainz sind gleich vier Teams am Start: Die Moguntia Maradonas (mit Ehrgeiz bei der Sache), die Johannes Gutenbolzer (Hauptsache Spaß), die Milvische Krücke (Dozierende unter sich) sowie Gnade vor Technik (protestantisch). Dass sich „mit vier Teams rein rechnerisch die Wahrscheinlichkeit, vorne mitzumischen, erhöht“, erkennt auch Konrad Huber, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. In seinem Grußwort im Stadionheft ist zu lesen: „Auch und gerade auf dem sprichwörtlichen Rasen, der die Welt bedeutet, zählt wie im Leben insgesamt nicht allein die rechnerische Wahrscheinlichkeit, es braucht auch das Quäntchen Talent, den persönlichen Einsatz, tatkräftige Unterstützung, das nötige Glück und – aus theologischer Sicht entscheidend – die Hilfe von oben.“
Kreative Namen wie Inter Heiland oder FC Bavaria Mönchen
Auf dem Fußballplatz der Universität Mainz herrscht reges Treiben; insgesamt 18 Teams haben sich gemeldet. Wie die Mainzer waren die anderen Teams kreativ in der Namensfindung – beispielsweise FC Gegenpapst 1517 (Halle/Leipzig/Jena), Engel auf dem Feld (Siegen), Bönnsche Bierapostel (Bonn), Inter Heiland (Würzburg), Die CORLeones (Eichstätt), TüThe Legenden (Tübingen), FC Bavaria Mönchen (München) oder Schwiitzergarde (Luzern). Die Teams haben sich viel Unterstützung mitgebracht. Denn neben dem sportlichen Sieg wird am Ende der überzeugendste Fansupport mit dem Pokal „Rampensau“ ausgezeichnet. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist vor Ort dabei. Mit seinem Anstoß geht das Turnier los.

Die Mainzer Taktik, mit vier Teams anzutreten, ging insofern auf, als dass die Moguntia Maradonas das Halbfinale erreichten. Gewonnen hat am Schluss das Team aus Würzburg. Und so skandierten alle am Schluss „Heiland, Heiland“ über den Platz.
Ob Theologie-Studierende mit dem Glauben im Rücken anders Fußball spielen? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Allerdings war ich selten auf einem Fußballturnier oder bei einem Fußballspiel, wo so viel Begeisterung zu spüren war. Keiner war ein Gegner. Es war ein Miteinander. Eine große Freude, sich zu begegnen. Ein Studienfach, das untereinander verbindet. Das Gemeinschaft schafft. Wie der Glaube. Also ja: Theologie und Fußball passen sehr gut zusammen.
Zur Sache
Der Theo-Cup fand vom 23. bis 25. Mai in Mainz statt. Ausgerichtet wurde er von der Fachschaftsvertretung der Katholischen Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität. Mit dabei waren 17 Teams aus Deutschland und ein Team aus der Schweiz.