Schöpfungsverträglichkeit
„Leben mit Jesus hat Folgen“
Schöpfungsverträglichkeit. Davon redet nur, wer an einen Schöpfer glaubt. Zum Beispiel Thomas Schmidt und Nathalie Korf. Mit einer „dynamischen Stelle“ treten der Priester und die Ordensfrau für Nachhaltigkeit ein. Von Barbara Schmidt
Auf ihren Visitenkarten steht klein unter dem Namen ein für die katholische Kirche ungewohnter Titel: Referent beziehungsweise Referentin für Nachhaltigkeit, Schöpfungsverträglichkeit. Die Ordensfrau Nathalie Korf (42) und der Priester Thomas Schmidt (63) teilen sich seit Anfang des Jahres eine „dynamische Stelle“ im Bezirk Main-Taunus, mit der ein Thema stärker gemacht werden soll, das viele möglicherweise gar nicht mehr auf Anhieb mit dem christlichen Glauben in Zusammenhang bringen werden. Denn Nachhaltigkeit ist zwar längst in aller Munde, dass sie aber nicht nur in Wirtschaft und Politik eine Rolle spielt, macht der nachgeordnete Begriff deutlich: „Schöpfungsverträglichkeit“.
Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde
Von einer solchen wird nur jemand reden, der auch an einen Schöpfer glaubt. Gleich an „oberzentraler Stelle“, erinnert Thomas Schmidt, werde im christlichen Glaubensbekenntnis Gott als „Schöpfer des Himmels und der Erde“ bezeichnet. Ein schöpfungsverträgliches Leben gehöre daher zum „Kernbestand unserer Glaubensverkündigung und Glaubenspraxis“, was Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato sí“ noch einmal verdeutlicht habe, so Schmidt. Der 63-Jährige war viele Jahre in Frankfurt als Arbeiterpriester tätig. Gerechtigkeit sei dabei immer ein wichtiges Thema gewesen, sagt Schmidt, und kann hier gut anknüpfen an seine neue Aufgabe. „Es gibt keine ökologische Lösung ohne soziale Gerechtigkeit“, ist der Theologe überzeugt und kann auch hier auf den Papst verweisen, der deutlich mache, es gelte, die Klage der Armen und die Klage der Schöpfung zu hören.
Schwester Nathalie Korf von der Congregatio Jesu (CJ) verweist gern auf das verheißene „Leben in Fülle“. Das gelte auch allen, „die darunter leiden, wie wir hier leben“, sagt die Gemeindereferentin. Beide hatten nach eigener Aussage „richtig Lust“ auf diese Aufgabe, die vom Bistum bezahlt und auf drei Jahre befris-tet ist. Dass sie die Stelle teilen, war zwar zunächst so nicht Absicht, beide finden es aber gut. Ein Mann und eine Frau aus zwei unterschiedlichen Generationen und mit sehr unterschiedlichen Lebenserfahrungen, das allein schon ergebe „eine andere Dynamik“, als wenn ein Einzelner diese Stelle ausfüllen würde. Zu zweit zu sein, sei aber auch deshalb ein Vorteil, „weil dann zumindest einer immer Hoffnung hat“, sagt Nathalie Korf mit einem Lächeln. Die Hoffnung wollen sie stark machen, auch wenn sie selbst manche Negativ-Nachricht mal herunterzieht.
Die geistliche Seite ihrer Arbeit, die sie unter anderem in Gemeindegottesdienste führt, die sie gestalten, ist das eine. Damit am Ende auch das Handeln der Menschen schöpfungsverträglich wird, geht es zum anderen um eine Veränderung des konkreten Tuns. In einem neuen geistlichen Lied heiße es so schön, „Leben mit Jesus hat Folgen“, erinnert Thomas Schmidt. Dass sich eine ganze Reihe von Gruppen inner- und außerhalb der Kirchen bereits auf den Weg gemacht haben, selbst anders zu leben und sich für Veränderung einzusetzen, haben Schmidt und Korf in den ersten Wochen ihrer Tätigkeit feststellen können. Eine stärkere Vernetzung wollen sie gern fördern, was auch schon ein Ziel des „Schöpfungsmarktes“ war, den der Bezirk Main-Taunus im vergangenen Jahr organisiert hatte. „Daran können wir anknüpfen“, freut sich Schmidt.
Persönlicher Lebensstil und politische Lösungen
Was sonst in den drei Jahren, die vor ihnen liegen, umsetzbar sein könnte, das wollen der Priester und die Ordensfrau nun erkunden. Die erste Zeit gehört dem Kennenlernen von Akteuren. In jedem Fall müsse es um mehr gehen als Änderungen im persönlichen Lebensstil, die nur ein Viertel der Problemlösung seien, sagt Schwester Nathalie. Thomas Schmidt ergänzt: „Viele kleine Schritte sind gut. Die Lösungen müssen aber auch politisch sein. Wir brauchen gesellschaftliche Veränderungen.“ Die ersten Reaktionen sind ermutigend. Wo immer sie anklopften, begegne man ihnen mit viel Offenheit. Thomas Schmidt spricht sogar von einer „Erleichterung“ mit der viele begrüßten, „dass sich die Kirche mal wieder um die relevanten Dinge kümmert.
Von Barbara Schmidt