Mit kritischem Blick

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Erzbischof Stefan Heße predigt.
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Foto: Stephan Pflug

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Erzbischof Stefan Heße predigte am Tag der Deutschen Einheit beim ökumenischen Gottesdienst in St. Michaelis.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit hat Erzbischof Stefan Heße auch Ängste in der Bevölkerung angesprochen. Caritasdirektor Matthias Timmermann warnt vor Einschnitten in das soziale Netz.

Erzbischof Stefan Heße hat zum Tag der Deutschen Einheit kritisch auf die Situation in Deutschland und in der gesamten Welt geblickt. Aktuelle Entwicklungen würden Ängste provozieren, sagte er in seiner Predigt während des ökumenischen Gottesdienstes, der anlässlich der Feierlichkeiten im Hamburger Michel stattfand. Er wurde über Medien von rund 527 000 Menschen verfolgt.

Heße sprach insbesondere die Situation der Geflüchteten auf der ganzen Welt an und forderte eine Reform des europäischen Asylrechts. Gleichzeitig machte Heße, der auch Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, aber auch Mut: „Halten wir die Hoffnung groß!“ Gegenüber dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de hat er zudem die deutsche Einheit als „eines der größten Wunder“ in der Geschichte des Landes bezeichnet. „Man hatte die Hoffnung doch schon fast aufgegeben, und dann kam es doch noch zur Wiedervereinigung.“

Gefahren durch geplante Kürzungen

Zum Tag der Deutschen Einheit hatte es nach dem Gottesdienst einen Festakt in der Elbphilharmonie gegeben, bei dem neben dem Ersten Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher, auch Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, eine Rede hielt. Später am Tag übergab Tschentscher den Staffelstab für die Bundesratspräsidentschaft symbolisch an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig – Mecklenburg-Vorpommern übernimmt ab dem 1. November als nächstes für ein Jahr die Bundesratspräsidentschaft.

Der Direktor des Caritasverbandes im Erzbistum Hamburg, Matthias Timmermann, hat anlässlich des 3. Oktober eindringlich vor Einschnitten in das dicht geknüpfte soziale Netz gewarnt, das durch die Wiedervereinigung im Osten Deutschlands entstanden ist. „Die von der Bundesregierung geplanten finanziellen Kürzungen im sozialen Bereich gefährden im Osten ein Netz sozialer Infrastruktur. Insbesondere in den neuen Bundesländern kann das Vertrauen in unser System der Daseinsvorsorge, das soziale Sicherheit auf viele Schultern verteilt, leicht erschüttert werden – mit erheblichen Folgen für die Zustimmung zu unserer freiheitlichen Ordnung.“

Timmermann spricht damit die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen bei der Finanzierung sozialer Projekte an, von denen auch die Hilfs- und Beratungsangebote der Caritas betroffen wären. Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass einige der sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen dem Osten und Westen Deutschlands bis heute bestehen. Die Caritas wolle den Tag der Deutschen Einheit nutzen, um auf die sozialen Herausforderungen aufmerksam zu machen. Der 3. Oktober sei aber auch eine Gelegenheit, die deutsche Einheit zu würdigen und die Bedeutung von Freiheit, Demokratie und Solidarität in der Gesellschaft zu betonen.

Bereits zum 33. Mal feierte Deutschland am 3. Oktober die Wiedervereinigung. In Hamburg wurde zu diesem Anlass ein großes Bürgerfest in der Innenstadt ausgerichtet, zu dem laut Hamburg Tourismus mehr als 700 000 Besucher kamen. Hamburg hat nun seit etwa einem Jahr die Bundesratspräsidentschaft inne und war deshalb Veranstaltungsort für die offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit.

Mit Material von kna

Melanie Giering