Evangelische Nordkirche fasst die Regionalteile des Gesangsbuches zusammen

Singst du gregorianisch oder op Platt?

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Mehrere Gesangsbücher liegen aufgeschlagen nebeneinander
Nachweis

Foto: Edmund Deppe

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Braucht man eines oder mehrere? Gesangbücher (hier das Gotteslob) stiften Identität. Foto: Edmund Deppe

Sich auf gemeinsame Lieder in einem Gesangbuch zu einigen, erfordert viel Diplomatie. Die katholischen Bistümer im Norden haben schon ein gemeinsames Gotteslob. Das Gleiche geschieht jetzt in der evangelischen Kirche.

Ein neues Gesangbuch einzuführen, ist eine sensible Angelegenheit. Denn in wenigen Büchern sind die Gläubigen so zu Hause wie in ihrem Gesangbuch. Die Einführung des deutschlandweiten „Gotteslob“ war 1975 wie eine Revolution. Auch die Neuauflage 2013 sorgte für Aufsehen. Da jede Region ihre eigenen Lieblingslieder hat, gibt es Regionalteile. Das heutige Gotteslob hat einen gemeinsamen Teil für die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück. 300 Seiten sind für den Norden reserviert.

Nun wollen sich auch die evangelischen Christen im Norden zusammentun. Erstmals wird es einen gemeinsamen Teil mit regionalen Liedern für das neue evangelische Gesangbuch geben, das 2027 erscheinen soll. Auf rund 100 Lieder wollen sich Kirchenmusiker aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen einigen. Bisher gibt es auf diesem Gebiet drei verschiedene Regionalteile, dazu zahlreiche Ergänzungsliederbücher und Beihefte wie Lebensweisen, Freitöne, ein Deutsch-Dänisches Gesangbuch, das Plattdüütsche Gesangbook oder den Band „Himmel, Erde, Luft und Meer“.

Auf der anderen Seite der Elbe geht es weiter

Das neue Buch soll Verbindungen schaffen. „Es ist ein schönes Signal, wenn wir über die Landeskirchengrenzen hinweg die Regionalteile des Gesangbuchs zusammenfassen und zeigen, dass es auf der anderen Seite der Elbe weitergeht“, sagt Hans-Jürgen Wulf, Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche. 500 Jahre nach Erscheinen der ersten gedruckten Gesangbücher sei das Singen der Gemeinde noch immer ein Markenzeichen der lutherischen Kirche.

Während die norddeutschen Musiker den Regionalteil planen, wird im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) auch der Stammteil des Gesangbuchs überarbeitet, damit auch aktuelle Lieder ihren Platz darin finden. Schon seit vier Jahren sichten und sortieren rund 80 Mitglieder einer Kommission an die zehntausend Stücke – gregorianische Hymnen und Kirchenlieder aus dem 16. Jahrhundert genauso wie neue geistliche Lieder oder Songs von Kirchentagen. Letztlich wollen sie sich auf 500 bis 600 Lieder für das gedruckte Evangelische Gesangbuch einigen.

Andreas Hüser