Alte Mauern, neues Leben: Kleinheiligkreuz

Urlaub in der Wallfahrtskirche

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Kleinheiligkreuz
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Foto: Evelyn Schwab

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Gotteshaus und Gaststube – Ensemble in Kleinheiligkreuz

„Alte Mauern – neues Leben“: Einmal im Monat führt diese Reiseseite zu Stätten, an denen einst kirchliches Leben blühte. Die Wallfahrtskapelle Kleinheiligkreuz überlebte ihren geplanten Abriss als Scheune und Stall. Im Westteil der Kirche befindet sich eine Ferienwohnung. Von Evelyn Schwab

Kleinheiligkreuz liegt in einem reizvollen Tal am Waldrand. Gotteshaus und Gaststube mit Biergarten – dicht beieinander. Foto Evelyn Schwab


Kein Luxusappartement, sondern eine urig-einfache Wohnküche. Per Wendeltreppe geht es hinauf in zwei Schlafräume, die bis zu acht Personen aufnehmen können. Es gibt WC und Dusche, Kühlschrank, Elektro-Herd und Kaffeemaschine. Alles untergebracht an der Stirnseite der Wallfahrtskapelle im Lüdertal. Kleinheiligkreuz ist Station auf der Bonifatiusroute. Aus Richtung Mainz kommend, erreicht man hier die letzte Etappe, etwa 15 Kilometer vor dem Ziel Fulda.
Direkt neben dem Gotteshaus befinden sich ein schattiger Biergarten und ein drei Jahrhunderte altes Fachwerkhaus mit Gaststube. Beide gehören zum modernen Hotel Jagdhof, das als „Landgasthaus mit der Kirche“ für sich wirbt. Ein Familienbetrieb unter dem Namen Wehner, nach eigener Auskunft „erbeingesessen seit 1702“.
Etwa 27 Meter lang und zwölf Meter breit ist der Kirchenbau. Er liegt erhöht am Ende eines idyllischen kleinen Tals. Eine erste Umrundung des Gebäudes lässt drei Portale entdecken, über denen jeweils das Wappen des Erbauers, die Jahreszahl 1696 und eine lateinische Inschrift angebracht sind: Adalbert von Schleiffras, fuldischer Dekan und Propst von St. Andreas, sorgte „für den Bau von Grund auf“.

"Toskanischer Barock" 

Auch im Inneren der Wallfahrtskapelle findet sich das Erbauer-Wappen, ganz oben in der Decke des Chores. Dieser Neubau war damals sehr modern: toskanischer Barock. Und trotzdem sollte die Kirche ein gutes Jahrhundert später abgerissen werden. Im Zeitalter der Säkularisation waren alle Wallfahrten dorthin verboten. Das Gotteshaus sollte verschwinden und wurde 1805 zum Abbruch meistbietend versteigert. Den Zuschlag erhielt der Hofbauer von nebenan, Johannes Wehner. Er verkaufte die Innenausstattung an die Kirche in Salzschlirf, die Glocke nach Haimbach und übergab der Pfarrkirche zu Giesel den Erlös samt Kapellenfonds. 
Die Familie Wehner ließ ihr neues Eigentum nicht abreißen, sondern nutzte es während der nächsten 100 Jahre als Scheune und Stall. Johann Adam Wehner, der Sohn des Käufers, trennte 1850 den ehemaligen Chorraum vom Langhaus durch eine Wand ab und richtete mit Zustimmung der bischöflichen Behörde Fulda eine Hauskapelle ein. Bischof Josef Damian Schmitt erwarb 1909 die Kirche und den Kirchplatz wieder für das Bistum Fulda. Der Bau wurde renoviert und wiederhergestellt. Im Oktober 1913 wurde Kleinheiligkreuz neu konsekriert. In 1959 konnte eine gründliche Renovierung abgeschlossen werden. Im Januar 1961 erfolgte die politische Umgemeindung des Ortes von Giesel nach Kleinlüder. Seitdem ist kirchlich die Pfarrei St. Johannes der Täufer in Kleinlüder zuständig.
Gleich links vom Portal befindet sich im Kircheninneren die Stempelstelle für den Pilgerpass der Bonifatiusroute. Und vorbei am kleinen Schriftenstand geht es zur Empore und zur Pilgerwohnung. Im Zuge einer gründlichen Sanierung und weiteren Renovierung bis 1970 waren die Wohnräume ausgebaut worden, um sie für Familien, Jugendliche oder Pilger nutzen zu können. 

"Etwas anderer Urlaub"

Der Fuldaer Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) verwaltet die Ferienwohnung in der ehemaligen Einsiedelei und bietet sie für den „etwas anderen Urlaub“ an: In den Zimmern in der Kirche kann man sich entweder selbst verpflegen oder als gern gesehener Gast direkt  nebenan im Jagdhof mitversorgen lassen. Der Familienbetrieb in Kleinheiligkreuz wurde 2002 von Ernst und Uschi Wehner an Jürgen und Melanie Wehner übergeben. Ihren Schlüssel für die Wohnung erhalten Pilger und Urlauber an der Rezeption des Landgasthauses. Dort geben sie ihn nach dem Aufenthalt auch wieder ab. Der Übernachtungspreis beinhaltet alle Energiekosten sowie ebenfalls Bettwäsche und Handtücher. Von November bis April wird zusätzlich eine Heizkostenpauschale erhoben.

Die Ferienwohnung in Kleinheiligkreuz hat drei Räume zu je 17 Quadratmetern 
Die erste Nacht für eine bis vier Personen kostet 45 Euro, jede weitere 40 Euro. Jeder zusätzliche Gast (maximal acht) entrichtet 7,50 Euro pro Nacht. Ist der Wunschtermin frei, wird ein Vertrag unterschrieben und die Hälfte der Kosten gezahlt.

Der Fuldaer KAB-Diözesanverband beantwortet Terminanfragen für einen Aufenthalt über Telefon 0661 / 7 34 33. 

Evelyn Schwab