Klosterneubau

Ein Segen, dass Sie da sind

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Drei Schwestern stehen vor einem blauen Bungalow.
Nachweis

Foto: Hans-Joachim Kohl

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Noch wohnen sie in dem Bungalow im Hintergrund: die Schwestern Savitha, Blecilla und Shanthi (v. li.).

In Klink segnete Generalvikar Sascha-Philipp Geißler den Neubau des einzigen katholischen Klosters in Mecklenburg. Dort ziehen drei Schwestern des in Indien gegründeten Ordens „Kleine Blume von Bethanien“ ein, die Patienten einer benachbarten Klinik pflegen und die Kirchengemeinde im nahegelegenen Waren unterstützen.

Hell und freundlich sind die Räume des Neubaus in Klink. Sein zeitgenössisches Aussehen mit seinen klaren Rechtecken und Kanten sowie Balkongängen lässt kaum vermuten, dass es sich um ein Kloster handelt – dazu noch um das einzige katholische Kloster in Mecklenburg. Errichtet hat es die Avila-Gruppe, die 2004 vom Erzbistum Berlin die Wohnungsbaugesellschaft Petruswerk übernommen hat. Beziehen werden den Neubau die Schwestern Shanthi, Savitha und Blecilla voraussichtlich Ende September. Sie leben schon seit fast drei Jahren in dem knapp 1200 Einwohner zählenden Ort auf einer Landzunge zwischen Kölpinsee und Müritz, bislang allerdings in einem Ferienbungalow aus Holz. Gleich nebenan befindet sich die ebenfalls zur Avila-Gruppe gehörende Müritzklinik, eine Fachklinik für Rehabilitation und Prävention, in der die Schwestern Shanthi und Savitha als Pflegerinnen arbeiten. Schwester Blecilla unterstützt die Seelsorge der Pfarrei Seliger Niels Stensen im nahegelegenen Waren. Die drei gehören dem Orden „Sisters of the Little Flower of Bethany“ an, zu deutsch: Schwestern der kleinen Blume von Bethanien. Er wurde 1921 in der südwestindischen Stadt Mangaluru, dem früheren Mangalore, gegründet, aus der auch die Schwestern stammen. Der Orden ist seit 40 Jahren zudem in Deutschland tätig.

Generalvikar P. Sascha-Philipp Geißler SAC segnete den Neubau. Foto: Hans-Joachim Kohl

„Sie sind ein Segen und schön, dass sie da sind". sagte Generalvikar Sascha-Philipp Geißler bei der Segnung des Neubaus an Mariä Himmelfahrt (15. August). Er sei „sehr dankbar“, dass die Schwestern in direkter Nachbarschaft der Klinik präsent seien und zudem die katholische Gemeinde unterstützten. Ferner freue er sich, dass in dieser Zeit ein neues Konventsgebäude möglich sei. „Normalerweise erleben wir Rückgang.“ Hier aber seien Menschen, die sagten: Wir fangen was Neues an zum Wohle der Menschen, mit denen wir unterwegs sind. Das Motto seiner Worte war: Mit beiden Beinen auf der Erde, mit den Augen zum Himmel und mit dem Herzen bei den Menschen. „In Mecklenburg mussten wir erleben, dass aus Nachwuchsmangel eine Schwesterngemeinschaft nach der anderen aufgegeben werden musste“, sagte Franziskanerbruder Martin Walz, Leiter der Pfarrei Seliger Niels Stensen. Keine Frage, dass auch er sich darüber freut, dass eine Schwesternkongregation in Mecklenburg wieder Fuß fasst.

Medizinische Versorgung spielt für den Orden eine große Rolle

Der Orden „Kleine Blume von Bethanien“ legt viel Wert auf Schulbildung von Mädchen und Frauen. Wichtig sind auch Nähen und Weben, damit in Indien Mädchen und junge Frauen in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Manche der Schwestern studieren auch. Heutzutage können nur Mädchen mit einem Schulabschluss in den Orden eintreten. „Wenn Frauen Bildung erhalten“, erzählt Schwester Blecilla, „sind Frauen und Männer auf gleicher Ebene. Das ist Emanzipation“. Unter Christen in Indien sei der Bildungsstand hoch. „Viele Kinder unter ihnen gehen zur Schule, einige studieren.“ Zudem spiele medizinische Versorgung auf den Dörfern eine wichtige Rolle für den Orden. In der Region Mangaluru, in der der Überlieferung nach der Apostel Thomas schon im 1. Jahrhundert missionierte, gebe es viele kleine Krankenstationen mit Schwangerschaftsberatung.

Der Neubau, in den die Schwestern voraussichtlich Ende September ziehen werden. Foto: Hans-Joachim Kohl

Schwester Shanthi ist seit neun Jahren in Deutschland, hat den indischen Bachelor in Englisch, Psychologie und Geschichte. Sie hat von 2017 bis 2020 eine Ausbildung als Pflegehelferin in Aachen gemacht. „Wir nehmen Patienten auf, nehmen Blut ab und begleiten sie. Wir bereiten für sie die Medikamente vor und planen die Visiten“. Schon sehr früh wollte Shanti in den katholischen Orden „Kleine Blume von Bethanien“ eintreten. „Das war mein Wunsch als ich in der dritten Klasse war“, erzählt sie. „Auch das Leben von Mutter Theresa hat mich dazu inspiriert.“ Der Orden orientiert sich am leben der heiligen Theresia von Lisieux, die Ende des 19. Jahrhunderts in Nordfrankreich dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen angehörte. Ihr Leben hat auch Schwester Blecilla geprägt: „Ihr Beispiel, Kleinigkeiten im Leben mit Liebe zu machen, das inspiriert mich persönlich. Sie hatte ja so eine Liebe zu Christus in sich gehabt. Das ist wichtig für unseren Orden. Was ich auch tue, das geschieht aus Liebe zu Gott. Das inspiriert mich“.

Schwester Blecilla kam 1973 nach Viersen bei Düsseldorf, wo sie zur Krankenschwester und Hebamme ausgebildet wurde. Schon damals glichen die Schwestern aus Indien Nachwuchsmangel aus, und zwar in der Pflege bei einem Seniorenheim.

Hans-Joachim Kohl