Was uns diese Woche bewegt
Halbzeit
Tja, frage ich den Menschen im Badezimmerspiegel, was bewegt mich diese Woche? Ganz schön viel. Ein Schulterzucken. Im Radio läuft Weltuntergang, ich putze mir die Zähne und denke an die Kolumne, die ich heute noch schreiben werde. Obwohl ich noch nicht weiß, was mich konkret bewegt.
Denn vor allem beschäftigt mich die Weltlage: Drohnen, laute Parolen von lauten Präsidenten, heftige Realitäten. Dazu meine Ausbildung – schon halb vorbei. Das ging schnell. Mit der Frage im Kopf, ob ich der Verantwortung gewachsen bin, höre ich das Radio zwischen Eilmeldungen fast seufzen: „Du bist zu spät dran, die Welt brennt längst.“
Später, auf dem Rad zu Arbeit, denke ich: Wie berichten, ohne dass alle nur noch Rot sehen? Nachrichten hauen mich manchmal um wie ein Schlag mit dem Hammer. Wumms. Dann erinnere ich mich an den Kommunikationswissenschaftler Michael Brüggemann: „Journalismus muss selbstbewusster werden.“ Klartext statt Verunsicherung, Aufrütteln ohne Wumms. Vielleicht eher ein „Wümmselchen“.
Auch mein Ausbildungsbeginn in der Bistumsredaktion war so ein „Wümmselchen“: Umzug, Neuanfang – vor einem Jahr saß ich zum ersten Mal am Schreibtisch und schrieb über das, was mich bewegte. Ein Jahr später habe ich viel gelernt, vor allem, wie konstruktiver Journalismus funktioniert: Es geht nicht nur ums Schreiben schöner Texte und guter Nachrichten, sondern um Lösungen, Perspektiven, Hoffnung – ohne zu beschönigen.
Diese Haltung hilft mir, nicht taub zu werden zwischen all dem Lärm. Dem Wumms der Welt. Denn ja, die Welt ist oft düster, manchmal will ich mein Radio morgens eigentlich nur im Klo versenken. Aber es gibt sie: Menschen, die für andere da sind – aus denen unsere Geschichten oft gestrickt sind. Und es gibt auch sie: die Journalist:innen, die nicht im Zynismus landen, Verantwortung tragen – und anstatt Wumms auch Hoffnung geben.
Was mich bewegt? Den Lärm der Welt zwar hören, aber darin einen eigenen Ton zu finden. Das Unperfekte akzeptieren. Sich nicht von Eilmeldungen erschlagen lassen, sondern dranzubleiben – an den Geschichten, die es neben den negativen Schlagzeilen der Welt noch gibt. Denn auch eine Welt, die brennt, braucht Hoffnung, Ehrlichkeit und verlässliche Nachrichten – dafür ist es nie zu spät. Und genau das habe ich in diesem ersten Jahr gelernt – ein Text mit Hoffnung zwischen den Zeilen kann nachhaltiger sein als jeder Wumms. Das habe ich auch in meinem letzten Text über islamischen Religionsunterricht versucht. Den können Sie übrigens auf den Seiten 24 bis 27 unserer neuen Ausgabe lesen.