Was uns diese Woche bewegt

KI im Journalismus

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In der aktuellen Ausgabe unseres Magazins geht es um die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Kirche. „Die Maschine wird niemals den Menschen ersetzen“, heißt es groß über einem Artikel. Das stimmt. KI ersetzt den Menschen nicht – sie macht ihn effizienter. Gerade im Journalismus. Das ist eine These, die ich vor zwei Jahren noch angezweifelt hätte. 

Ich erinnere mich noch gut an das Ende meines Studiums. Meine Bachelorarbeit hatte ich mit einer 1,0 bestanden. Einen Monat später kam ChatGPT auf den Markt, ein Chatbot, der Texte auf menschenähnliche Weise erzeugt. Zum Glück gab es das Programm am Tag meiner Abgabe noch nicht. Sonst hätte es vielleicht geheißen: Das war bestimmt nur KI. Gleichzeitig dachte ich: Na gut. Das war’s jetzt für den Journalismus. Denn: Eine KI, die Texte in Sekunden formuliert, Fragen detailliert beantwortet, Codes für ganze Websiten und Programme schreibt und endloses Wissen speichert. Wie sollen Journalisten da noch mithalten? 

Heute sehe ich das anders. KI ist kein Ersatz, sondern ein Werkzeug. Ich nutze sie zum Beispiel, um meine Texte auf Verständlichkeit und Fehler zu überprüfen. Schicke meinen Text in das Chatfenster und frage: „Lies das so, als hättest Du keine Ahnung vom Thema. Wo hättest Du Verständnisschwierigkeiten, was ist unklar?“ So weiß ich, an welche Stellen im Text ich nochmal ranmuss. Künstliche Intelligenz transkribiert Interviews in Minuten, früher hätte ich dafür Stunden gebraucht. Sie hilft mir nach der Recherche, ordnet meine Notizen, strukturiert sie.

Doch die KI hat auch klare Grenzen. Sie kann weder verlässliche Fakten recherchieren, noch eine richtige Tiefe in Texten schaffen. Ein guter Text lebt von menschlicher Erfahrung, Empathie und sauberer Recherche. Will sagen: Journalismus bleibt menschlich. Und wer Künstliche Intelligenz klug nutzt, gewinnt Zeit für das, was wirklich zählt: guten Journalismus.

Lisa Discher