Bistum Fulda
Kirche zeigt sich modern in der Stadt

Das neue Katholische Regionalhaus KA.RE an der Kirche St. Peter und Paul in Marburg bei der Einweihungsfeier im Advent. Inzwischen laufen erste Projekte und Angebote (Foto: Maximilian Glorius)
Kirche mitten in Marburg „offen und gastfreundlich erlebbar machen“, das ist der Anspruch, mit dem das Team des Katholischen Regionalhauses KA.RE in Marburg seine Arbeit aufgenommen hat. Der Ort scheint gut gewählt: Rundherum brummt das Leben der Stadt. Kino, Schulen, Universität, Stadthalle – und nun reiht sich ein neues Konzept von Kirche ein, das neugierig machen will.
„Insgesamt ist das KA.RE schon sehr präsent in Marburg“, sagt Pfarrer Martin Stanke aus dem Leitungsteam, der bis zum vergangenen Sommer noch Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Marburg war. Das KA.RE bietet zwar auch Veranstaltungsräume, für die sich bereits einige Marburger Unternehmen interessieren. Vor allem wollen die Macher dort aber einen Ort schaffen, an dem Kirche unkonventionell für Menschen da ist. Getreu dem Wort Jesu „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ gibt es im KA.RE kaum einen Bereich, den es nicht gibt. Eine Kita ist dort eingezogen. 14 Studierende nutzen einen Teil als Wohnheim. Im Bistro verbringen Menschen ihre Mittagspause oder treffen sich auf einen Kaffee. Laut Stanke ist es bereits sehr angesagt, da der Caterer „einen guten Ruf“ habe. Einige Räume werden für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt. Auch die KHG verwirklicht im KA.RE neue Projekte.
Tür an Tür mit der Pfarrkirche
Nach Gottesdiensten ist das KA.RE ein gern genutzter und barrierefrei erreichbarer Versammlungsort: „Das Haus schmiegt sich direkt an die Kirche St. Peter und Paul. Es war uns bei der Planung wichtig, dass es eine direkte Verbindungstür zwischen Kirche und KA.RE gibt. So können Neugierige auch immer ganz einfach in der Kirche vorbeischauen“, erklärt Martin Stanke. Das Markenzeichen des neuen Regionalhauses sei es, niedrigschwellig auf Menschen aller Lebensentwürfe zuzugehen, so Stanke. So gab es am Heiligabend etwa eine Weihnachtsfeier im KA.RE, zu der besonders Menschen aus der queeren Community eingeladen waren. Sie stand unter dem Motto „Bunt und verbunden – komm vorbei, so wie du bist“. Auch mit der KHG und den evangelischen Gemeinden sind gemeinsame Projekte in Planung. Wissenschaft, Kunst, Literatur – all das darf im KA.RE aus unterschiedlichen Perspektiven entdeckt und erlebt werden. Stanke sieht das Haus als Chance, um der Gesellschaft zu zeigen, wie Kirche sein kann.
Manchmal werde er etwas skeptisch gefragt: „Glauben Sie denn, dass durch das neue Haus mehr Leute in die Kirche kommen?“, sagt Martin Stanke. „Ich sage dann, nein, aber wir leben hier eine Vision von Kirche, die dialogisch und transparent ist.“ Letzteres werde auch architektonisch durch die breite Glasfront zum Vorplatz hin ausgedrückt. Besonders freut Stanke sich über den Rückhalt des Bischofs für das KA.RE: „Er brennt dafür und fragt uns regelmäßig, was wir für unsere Arbeit brauchen“, berichtet Martin Stanke.
Frischer Wind im Denkmal
Rund 130 Kilometer südöstlich vom KA.RE wurde im vergangenen Jahr ebenfalls fleißig gebaut: Die Katholische Stadtpfarrei Fulda hat mit dem Haus der Kirche Lioba Munz einen neuen Treffpunkt. Anja Kamrad, die Verwaltungsleiterin der Innenstadtpfarrei ist, hat das Projekt betreut. Seit 2022 wurde das denkmalgeschützte Haus in der Fuldaer Innenstadt zu einem modernen Pfarrzentrum umgestaltet. Einst arbeitete hier die Benediktinerin und Künstlerin Lioba Munz. Zwar sei man in der Pfarrei auch traurig darüber, dass für das Projekt andere Häuser der Pfarrei abgegeben werden mussten und müssen, so Kamrad. Nach langen Überlegungen sei dies aber die beste Lösung gewesen: „Wir können nun die Angebote unserer Pfarrei an einem Ort bündeln. Unser ehemaliges Stadtpfarrzentrum war viel zu klein und seit Jahren nur wenig genutzt.“ Es ist ein Dilemma vieler fusionierenden Pfarreien: Einerseits muss man sich auf wenige Standorte konzentrieren, diese aber andererseits zeitgemäß gestalten und dort auch genug räumliche Kapazitäten bieten.
Platz für viele Ideen und Projekte
Jetzt, so Anja Kamrad, habe man viel Platz und könne das neue Haus auch für externe Veranstaltungen vermieten. Dort ist unter anderem der „Kontaktpunkt“ für geflüchtete Menschen untergebracht, zentrale Angebote wie die „Exerzitien im Alltag“ sollen in den Räumen stattfinden. Gemeinsam mit den Ordensfrauen der Benediktinerinnenabtei Fulda, die das Haus 2019 an die Pfarrei verkauft hatten, sind spirituelle Angebote geplant.
Das Haus der Kirche besteht aus zwei Gebäudeteilen: Im denkmalgeschützten Altbau sind Gruppen- und Büroräume untergebracht. Im ausgebauten Dachgeschoss ist ein Meditationsraum entstanden. Der neue Anbau bietet einen großen Saal, der je nach Bedarf in drei kleinere Räume unterteilt werden kann.
Vorbeischauen, willkommen sein
Insgesamt sei viel Raum für neue Ideen entstanden, so Kamrad. Auch die Innenstadtpfarrei setzt auf Angebote, die Menschen ohne Kirchenbindung neugierig machen. Angedacht ist etwa eine neue Gruppe, zu der Gäste spontan dazukommen können: Regelmäßig sollen Menschen aus der Pfarrei vor Ort sein, mit denen man ungezwungen über Gott und die Welt ins Gespräch kommen kann. So will die Pfarrei zeigen: Jeder und jede ist willkommen.