Segnungen für alle Liebende
Segen gibt der Liebe Kraft
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Mit dem Segen hält Gott ihre Beziehung in seinen Händen, sagen Ulrike Otto und Sabine Wude. „Es war uns beiden wichtig, neben einer standesamtlichen Trauung auch den Segen Gottes zu erhalten. Diesen Segen können wir uns nicht selbst schenken. Es war eine wunderbare Erfahrung, und sie trägt uns weiterhin“, erzählt das Ehepaar. Gesegnet hat sie im Jahr 2018 Ulrikes Bruder, Werner Otto, Pfarrer von St. Bonifatius in Frankfurt.
Diesen Segen unterstützt Bischof Georg Bätzing nun ausdrücklich. Er empfiehlt die Umsetzung der Handreichung „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ und ermutigt die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bistum, die Möglichkeiten zu nutzen, die die Handreichung für die Gestaltung von Segensfeiern für wiederverheiratet Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare bietet. Wer selbst nicht segnen möchte, soll an eine andere Stelle verweisen. Die Empfehlung stützt sich auf die Voten des Bistumsteams, des Seelsorgerats und des Diözesansynodalrats. Die Gemeinsame Konferenz von Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hatte die Handreichung im April verabschiedet.
Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt des Bistums Limburg im Juli ist es jetzt möglich, Segensfeiern offiziell anzubieten. In Frankfurt gibt es ab sofort für alle Liebenden in den neun katholischen Pfarreien eine Ansprechperson. „Ich fand es immer schon hochproblematisch, dass die Kirche Paaren, die treu ihre Liebe leben, den Segen verweigert hat“, erklärt Werner Otto von St. Bonifatius. Es freut ihn, dass der Segen, den er schon mehrmals gespendet hat, im Bistum mit Duldung des Vatikans nun ausdrücklich erwünscht ist. „An meiner pastoralen Arbeit ändert sich nichts. Die Unterstützung des Bischofs ist aber ein klares Signal. Ich fühle mich bestärkt und hoffe, dass sich nun mehr Menschen von der katholischen Kirche eingeladen fühlen. Die Massen werden es nicht sein, denn dafür haben wir zu viele Menschen enttäuscht“, gibt Otto zu Bedenken.
„Es wird kein Ja-Wort abgefragt“
Der Frankfurter Pfarrer ist der Meinung, dass es kein festgelegtes Ritual für die Segensfeiern braucht. „Das kann man den Seelsorgenden überlassen. Sie wissen, wie es geht“, sagt er. Es sei auch kein Problem, eine Unterscheidung zu einer Eheschließung zu treffen. „Wenn der Seelsorgende es vernünftig macht, kein Ja-Wort abfragt, kann es zu keiner Verwechslung kommen. Es geht einfach darum, dass ein Paar um den Segen Gottes bittet und dieser zugesprochen wird“, erklärt Otto.
Auch Pfarrer Andreas Fuchs aus Wirges freut sich über die Handreichung und die Unterstützung von Bischof Bätzing. „In den vielen Jahren meiner pastoralen Arbeit bin ich Menschen in allen Lebenssituationen und allen Weisen, eine Partnerschaft zu leben, begegnet. Dabei war mir die Zusage von Gottes gutem Segen immer ein Anliegen. Ich kann jetzt offiziell die Segnung im Gespräch mit Menschen ansprechen, die mir in meiner pastoralen Arbeit begegnen“, erklärt er. Doch er bezweifelt, dass dies nun oft geschehen wird. „Bisher gibt es noch keinen Ansturm auf die Segnungen und den erwarte ich auch nicht. Durch die bisherige Linie der Kirche haben sich ja viele Menschen abgewandt und erwarten gar keine Offenheit in dieser Richtung“, sagt er.
Für Ulrike Otto und Sabine Wude hat die Handreichung eine große Bedeutung. „Vor Gott sind wir alle gleich, aber die Kirche macht Unterschiede. Sie zeigt nun, dass auch unsere Liebe dort einen Wert hat und wir uns wieder mehr zugehörig fühlen können. Den Menschen, die jetzt gesegnet werden können, gibt sie einen Teil ihrer Würde zurück“, sagen sie.
Die Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft“
2023 stimmte die Versammlung des Synodalen Wegs mehrheitlich für den Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben.“ Dazu wurde eine liturgische Handreichung beauftragt. Seelsorgende sollten die Entscheidung zu segnen aus ihrer pastoralen Verantwortung heraus treffen.
Ende 2023 veröffentlichte Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández die Erklärung „Fiducia supplicans“ – mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus. Darin steht, dass auch Paare in „irregulären Situationen“ gesegnet werden können. Im April veröffentlichte die Gemeinsame Konferenz aus Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eine Handreichung mit dem Titel „Segen gibt der Liebe Kraft“. Sie bietet „Hinweise für die Praxis“. Kirchenrechtlich verbindlich ist sie nicht.
Im Januar 2018 hat bereits der damalige Stadtdekan Johannes zu Eltz beim zweiten Frankfurter Stadtkirchenforum ein knapp zusammengefasstes Papier vorgestellt, in dem er erstmals im deutschen Sprachraum einen konkreten Vorschlag für die Einführung von Segensfeiern mit theologischen und praktischen Hinweisen schriftlich darlegte. Entscheidend war, dass es sich nicht um eine Eheschließung handelte. Im Anschluss an das Stadtkirchenforum initiierte Bischof Georg Bätzing im Bistum Limburg einen umfangreichen Diskussionsprozess, der 2019 startete und mit einer Empfehlung für die Segensfeiern endete.
Blick in die Bistümer Fulda und Mainz
Im Sinne der Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft“ vom April 2025 ist es das ausdrückliche Ziel im Bistum Fulda, Paaren, die sich in Liebe verbunden wissen, seelsorglich zur Seite zu stehen. Die Segnung kann hierfür ein sichtbares Zeichen sein. Das Bistum Fulda steht in einem Prozess der Umsetzung. Dabei orientiert es sich an den theologischen und pastoralen Grundlagen der Handreichung sowie an den Erfahrungen der Pfarrgemeinden. Zugleich legt es Wert darauf, mit Sensibilität, Klarheit und Transparenz vorzugehen. Dabei sollte beachtet werden, dass der Segen außerhalb einer offiziellen Liturgie stattfindet und es durch die Art und Form der Segnung nicht zu einer Verwechslung mit der sakramentalen Ehe kommt.
Im Bistum Mainz sind Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren offiziell möglich. Wünschen zwei Liebende die Zusage Gottes, sind die Seelsorgenden angehalten, diese anzubieten oder an einen anderen Kollegen oder eine Kollegin zu verweisen. Christine Schardt und Pfarrer Mathias Berger sind seit 2022 für queersensible Pastoral im Bistum Mainz beauftragt. Sie sind eng mit der queeren Community vernetzt. Das Ja aus Rom, dass alle Paare gesegnet werden können, sehen sie als Bestätigung ihrer Arbeit. Die bundesweite Handreichung ist für sie eine Ermutigung, dazu die Segnungen im öffentlichen Raum liturgisch würdig zu gestalten.
Zur Sache
Die bundesweite Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft“ kann von der Homepage des Synodalen Weges heruntergeladen werden: www.synodalerweg.de