Telefonseelsorge Hamburg sucht „Auszubildende“
Wo man lernt, die Seele aufzuhellen

Foto: Matthias Schatz
Hell und freundlich sind die Räume, in denen die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge die Anrufe entgegennehmen. Es gibt dort zudem eine Küche und natürlich sanitäre Einrichtungen.
Eine anonyme Spende hat es möglich gemacht: Am 8. März kann eine neuer Ausbildungskurs der katholischen Telefonseelsorge in Hamburg beginnen. „Ursprünglich sollte er bereits im November anfangen, damals fehlten allerdings noch ausreichende finanzielle Mittel“, erklärt Frank Reuter, Leiter der Einrichtung. Teilnehmen können dann acht bis zwölf Personen. Der Kurs findet über bis zu zehn Monate an Wochenenden statt, und zwar meist im 14-Tage Rhythmus freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr in den Räumen des Erzbistums an der Danziger Straße im Hamburger Stadtteil St. Georg. In die Schulferien in Hamburg und Schleswig-Holstein fallen keine Termine.
„Wir werden gut geschult“, sagt eine Ehrenamtliche, die wie alle, die Anrufer bei der Telefonseelsorge betreuen, anonym bleiben muss. Ebenso der Ort, an dem sie und die anderen Ehrenamtlichen die Anrufe entgegennehmen. Nur so viel darf verraten werden: Er ist in Hamburg und bietet helle angenehme Räume, die einen wohltuenden Kontrast zu den oft dunklen und abgründigen Themen und Schicksalen darstellen, mit denen sich die Telefonseelsorger befassen. „Es gibt manchmal Momente, aus denen man etwas mit nach Hause nimmt“, sagt die Ehrenamtliche weiter, „aber im Großen und Ganzen werde ich das schnell wieder los.“ Dabei helfe auch die monatliche Supervision, eine seelische Betreuung der Ehrenamtlichen.
In den Gesprächen gehe es oft um Einsamkeit und um Gesundheit. Beides sei oft auch mit einander verbunden, etwa wenn die Anrufer krankheitsbedingt ihr Zuhause kaum verlassen könnten. Die unsicherer gewordene politische Weltlage spiele hingegen keine Rolle. Dafür aber hin und wieder Erziehungsfragen von Elternteilen. Hin und wieder trieben die Anrufer auch Suizidgedanken um. „Wir machen die Erfahrung, dass die Menschen das Gespräch darin unterstützt, von diesen Gedanken Abstand zu nehmen“, sagt sie weiter.
Ihre Tagesschicht dauere vier Stunden, in denen sie vier bis sechs Telefonate entgegennehme, berichtet die Ehrenamtliche weiter. Dazwischen trinke sie zuweilen einen Kaffee in der Küche der Telefonseelsorge, um dann wieder bereits sein zu können, sich auf ein weiteres Gespräch einzulassen. Die derzeit knapp 60 Telefonseelsorger, von denen rund zwei Drittel Frauen sind, können die Länge ihrer Schichten selbst bestimmen. „Das muss ja auch in ihren Lebenskontext passen“, so Reuter. Die Bandbreite reiche von drei bis zu acht Stunden. Verpflichtend sind für alle Ehrenamtlichen unter 70 Jahren vier Nachtschichten pro Jahr. Insgesamt müssen jährlich 92 Stunden absolviert werden. Hinzu kämen dann noch rund 20 Stunden für die Supervision und bis zu acht Stunden jährlich für die Weiterbildung.
Nach drei Monaten Ausbildung nehmen die Kursteilnehmer bereits erste Anrufe entgegen. Wer den Kurs beendet, verpflichtet sich für drei Jahre. „Danach kann jeder noch mal schauen, ob er sich für weitere zwei Jahre beauftragen lässt“, sagt Reuter. Im Schnitt seien die Ehrenamtlichen für sieben bis neun Jahre dort tätig, was dem Bundesdurchschnitt entspreche. Wer an dem neuen Kurs teilnehmen möchte, kann sich an Frank Reuter, Telefon 040 / 280 140 872, E-Mail: frank.reuter@caritas-im-norden.de wenden.