Pfingstnacht der Jugend in Brandenburg an der Havel
Junge Beter in alter Kirche

Fotos: Thomas Marin
„Ich war sofort fasziniert von diesem Kirchenraum. Das Raumgefühl führt einen augenblicklich in eine andächtige Stimmung und ich dachte mir: Das ist etwas für Jugendliche.“ Benedikt Bederna steht in der ältesten Kirche des Erzbistums Berlin und ist auch nach über zehn Jahren begeistert von der romanischen Basilika St. Nikolai. Mit seinem Cousin Jonas Bunzel hatte er sich 2014 zu einem Besuch bei Matthias Patzelt nach Brandenburg an der Havel aufgemacht. Der wurde kurz zuvor von der Heimatgemeinde der beiden Jugendlichen in Potsdam-Babelsberg als Pfarrer in die Domstadt versetzt.
„Im Nachhinein wirkt es so, als müsste das alles so sein, wie es dann geworden ist. Das war aber von Anfang an gar nicht so klar.“ Benedikt Bederna erinnert sich an mehrere Konzeptideen und vor allem an die Frage nach dem Termin. „Ich war schon immer ein großer Fan vom Dekanatstag am Pfingstmontag im Kloster Lehnin. Und so sind wir auf die Idee gekommen, ein spirituelles Angebot für Jugendliche mit diesem Format zu kombinieren.“ Es traf sich, dass der Vorläufer der heutigen Märkischen Katholikentage wegen der Bundesgartenschau 2015 in Brandenburg stattfinden sollte.
„Wenn man etwas für Jugendliche machen will, muss man es abends machen. Der Dekanatstag findet aber nun mal morgens statt, am helllichten Tag. Und nach dem Dekanatstag, am Pfingstmontag nachmittags zu starten, war von Anfang an keine Option“, erinnert sich Bederna. So blieb nur der Abend des Pfingstsonntags und die Nacht vor dem Treffen der damaligen Dekanate Brandenburg und Potsdam-Luckenwalde, um Jugendliche zu einer Gebetsnacht in die 850 Jahre alte Nikolaikirche einzuladen.
Das Konzept bauten die Initiatoren auf drei Säulen auf. „Die erste ist, einen Raum für Jugendliche zu schaffen, der ihnen ermöglicht, Gott leichter erfahren zu können als im Alltag oder in einer normalen Sonntagsmesse.“ Den Raum mit Farbe und Licht, vor allem aber mit Musik, mit einem durchgehenden Klangteppich zu gestalten, habe man auch von Taizé oder Nightfever gelernt. Dass der Ort, die mittelalterliche Kirche, auch Jugendliche schon von sich aus zu einem geistlichen Tun einlädt, sieht Benedikt Bederna als zentral an. „Jugendliche fangen ja mit ihren ganz persönlichen Herausforderungen, Fragen und Problemen an und entdecken oft darüber dieses Dialogische zwischen ihnen und Christus. Und da ist es wichtig, dass man eine gewisse kontemplative Atmosphäre hat.“
Die zweite Säule bildet das Erleben des Miteinanders mit anderen Jugendlichen. „Niemand glaubt allein, man braucht immer eine Form von Gemeinschaft. Deshalb ist es gut, wenn sich verschiedene Jugendliche, unterschiedliche Pfarrjugendgruppen kennenlernen und so der Austausch zwischen den jungen Christen gefördert wird.“ Drittes Element ist die Verbindung zu den Kirchengemeinden vor Ort, aus denen die Jugendlichen stammen und in die sie ihre hier gemachte Erfahrung mitnehmen. Auch dafür war die Anbindung an den Dekanatstag hilfreich.

Die Gemeinschaftserfahrung entsteht nicht erst bei einer Veranstaltung wie der Pfingstnacht, sie lebt von der lebendigen Jugendpastoral in den Gemeinden vor Ort. Nach drei Jahren mit begeisternden und gut besuchten Pfingstnächten, bröckelten die Teilnehmerzahlen. Benedikt Bederna, der die Entwicklung aufmerksam protokolliert hat, erinnert sich: „2018 fiel die Pfingstnacht in eine Zeit, in der die Jugendgruppen in den Gemeinden gerade überall sehr schlecht liefen. Wir haben in diesem Jahr vor allem Jugendliche gesehen, die wiedergekommen sind, aber kaum neue. Aus der Pfingstnacht kann man da auch lernen, dass zentrale Veranstaltungen notwendig sind, sie basieren aber auf einer erfolgreichen lokalen Arbeit. Das ist vielleicht auch in den kirchlichen Schrumpfungsprozessen zu sehen. Man sucht sein Heil oft in der zentralen Struktur, denn da kann man vielleicht eher noch etwas aufrechterhalten. Aber meine Erfahrung ist, dass sich die zentralen Veranstaltungen aus der erfolgreichen lokalen Jugendarbeit speisen.“
„Entweder ist es eine gute Veranstaltung oder lieber gar keine Veranstaltung. Eine Veranstaltung, die nicht begeistert und mitreißt, besuchen Jugendliche kein zweites Mal,“ ist Bederna noch heute überzeugt. So wurde die Pfingstnacht im nächsten Jahr abgesagt. Der lähmenden Pandemiezeit folgte jedoch ein Revival der Pfingstnacht. Eine neue Dynamik in den Jugendgruppen mancher Gemeinden der Region und die Vorbereitung auf den Weltjugendtag in Lissabon 2023 machten einen Neustart möglich. Im vergangenen Jahr kamen bereits mehr als 80 junge Christen nach Brandenburg.
Natürlich ist die Pfingstnacht auch anstrengend, für Organisatoren wie Teilnehmer. „Das hat ja auch ein bisschen etwas Verrücktes an sich,“ findet Benedikt Bederna. Aber: „Um so verrückter, desto besser kann man sich erinnern. Es zieht sich ja weit in die Nacht. Im letzten Jahr haben Jugendliche sich sogar nach dem Abschluss in St. Nikolai die Nacht aufgeteilt und in der Pfarrkirche bis zum Morgen weitergebetet. Die Rückmeldungen der Jugendlichen waren durchweg unglaublich positiv. Und sie bezogen sich vor allem, das ist vielleicht für den Blick auf katholische Jugendarbeit interessant, auf die Stunden in der Kirche, nicht auf das Drumherum.“