Bewahrung der Schöpfung

Bienen und faire Geschenke

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Pfarrer Timo Gothe (links) und Christoph Arenhövel
Nachweis

Fotos: Eckhard Pohl

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Engagierten Christen in der Pfarrei Weimar ist der Erhalt von Lebensraum für Tiere ein wichtiges Anliegen – auch auf den eigenen Gemeindegrundstücken. Pfarrer Timo Gothe kümmert sich um Bienenstöcke auf dem Pfarrgelände. Christoph Arenhövel regt immer wieder neue Aktivitäten für Schöpfungsbewahrung und Gerechtigkeit an.

Christen in der Pfarrei Weimar engagieren sich für die Bewahrung der Schöpfung und mehr Gerechtigkeit in der Welt. Dabei halten sie Kriterien des Erfurter Bistumsprojekts „öko+fair vor Ort“ ein.

„Sich als Christen für die Bewahrung der Schöpfung und gerechte Lebensverhältnisse einzusetzen, sollte selbstverständlich sein. Als Gemeinde tun wir dafür etwas, und zwar konkret und stetig.“ So fasst Pfarrer Timo Gothe ganz nüchtern zusammen, was in der Pfarrei Herz Jesu in Weimar auf dem Weg ist und wofür die Gemeinde jetzt vom Bistum Erfurt die Anerkennung und Plakette „öko+fair vor Ort“ erhielt.
„Den Geist dafür, für die Schöpfung Sorge zu tragen und etwas gegen Unrecht und Not in der Welt zu tun, gibt es in der Pfarrei schon lange“, sagt Christoph Arenhövel, der sich seit vielen Jahren und auch im Katholikenrat des Bistums Erfurt in diesen Anliegen engagiert. Dieser Geist sei nochmals durch die 2015 veröffentlichte Enzyklika ,Laudato Si’‘ von Papst Franziskus befeuert worden. Und nun habe das Ganze durch die Beteiligung am Projekt ,öko+fair vor Ort‘ des Bistums Erfurt noch einmal „mehr Fahrt bekommen“.

Lebensraum für Insekten und Vögel

Vor einiger Zeit schon hätte sich der Kirchenvorstand entschieden, Mittel für eine Blühpatenschaft in der Agargenossenschaft Mellingen nahe Weimar bereitzustellen, sagt Arenhövel. Dort gibt es jetzt naturbelassene Blühstreifen für Insekten und Vögel. Auf dem Pfarreigelände in Weimar sind Nisthilfen für Turmfalken, Mauersegler und andere Vogelarten angebracht. Im Pfarreigarten stehen verschiedene Obstbäume. Pfarrer Gothe kümmert sich seit zwei Jahren um einige Bienenvölker auf dem Pfarreigelände, pflanzt Stauden und Sträucher,  lässt Wiesenabschnitte ungemäht stehen ... „Durch meine Herkunft aus einem kleinen Eichsfelddorf  habe ich von Haus aus Zugang zur Gartem und Natur“, sagt Gothe. „Als Christ und Mensch weiß ich, dass wir Teil der Schöpfung sind, wie es auch Albert Schweitzer ausgedrückt hat: ,Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.‘ Entsprechend gilt es, mit der Schöpfung umzugehen.“
Die Pfarrei unterhalte gute Verbindungen zum Weltladen in Weimar, sagt Christoph Arenhövel und verweist damit auf die mit der Schöpfungsbewahrung eng verbundene Frage nach der Gerechtigkeit. Der Weltladen sei seit einigen Jahren beim Pfarreifest mit einem Stand vertreten. Mit Hilfe des Weltladens, in dem seine Frau tätig ist, werde auch der Geschenkeschrank bestückt.

Nistkasten
Nistkasten von der Religiösen Kinderwoche 2022 zum Thema Schöpfung.

Die Verwendung von Produkten aus dem Weltladen als kleines Geschenk für Jubilare in der Gemeinde ist ein Aspekt, der in der Pfarrei seit Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung im Rahmen des Projekts „öko+fair vor Ort“ des Bistums Erfurt praktiziert wird. In einem Schrank vor dem Pfarrbüro finden die Ehrenamtlichen vom Besuchsdienst Produkte, die sich als kleiner Gruß der Pfarrei eignen, also Kaffee, Tee, Schokolade, Bonbons, Plätzchen, aber auch Honig aus dem Pfarreigarten. Außerdem sind hier die Kriterien des Projekts „öko+fair vor Ort“ ausgehängt. „Bei zirka 650 Geburtstagskindern im Jahr ist s

o ein kleines Präsent aus Fairem Handel schon eine Botschaft“, betont Pfarrer Gothe. Außerdem unterstütze man so faire Herstellung und fairen Handel von Produkten in der Einen Welt.
Solche Produkte als Geschenke zu verwenden, ist eine der Anregungen von „öko+fair vor Ort“. Das Projekt gibt es seit 2021 im Bistum Erfurt. Gemeinden, kirchliche Einrichtungen, Verbände und Einzelpersonen sind eingeladen, sich zu beteiligen. Unter sechs ökologischen und sechs fairen/sozialen Kriterien müssen Teilnehmer mindestens je drei und damit insgesamt sechs auswählen. Über das Projekt wird zum Beispiel auch angeregt, fair produzierte Produkte bei Veranstaltungen zu verwenden und Bildungsveranstaltungen zum Fairen Handel anzubieten. Bei den „Ökologischen Kriterien“ sind „verpackungsarmes Einkaufen“, Energieeinsparung oder die Verwendung von Recyclingpapier wichtige Aspekte.
Ein schwieriges Feld, das auch zu den möglichen Kriterien gehört, sei die Müllvermeidung, sagt Pfarrer Gothe. „Egal, wie man es anstellt: Die gelbe Tonne wird immer wieder voll.“ Zum Beispiel sei es ein Spagat, Kinder bei der Religiösen Kinderwoche gut zu versorgen und dabei nicht seine Ideale zu verraten. „Das Essen etwa soll bezahlbar bleiben, aber dennoch aus guten Lebensmitteln bereitet sein. Die sollen wenig verpackt sein. Und Ehrenamtliche sollen das ganze händeln können. Das ist für eine Gemeinde nicht einfach.“
Pfarrer Gothe hält das Projekt „öko+fair vor Ort“ dennoch für eine gute Sache. „Sich selbst Kriterien auswählen und zur Einhaltung verpflichten zu können, hat Charme. Die Kriterien setzen bei Aspekten an, die in vielen Gemeinden mindestens anfanghaft da sind. Das überfordert nicht, sondern lädt ein, mitzutun.“

Sich selbst zur Einhaltung von Kriterien verpflichtet

So war es auch in der Pfarrei Weimar: Anfang des Jahres hatten sich die Gremien Pfarreirat und Kirchenvorstand zur Klausurtagung getroffen. Dabei stellte Referent Eckehart Schmidt vom Seelsorgeamt Erfurt das Projekt vor. Am Ende verpflichtete man sich zur Einhaltung von sogar sieben Kritierien. Nun erhielt die Pfarrei am 9. September die Plakette „öko+fair vor Ort“, die inzwischen am Eingang zum Pfarrbüro angebracht ist. Weimar ist die erste der 33 Pfarreien im Bistum Erfurt mit einer solchen Plakette. Ausgezeichnet sind aber schon ein Altenpflegeheim, zwei Pfadfindergruppen und zwei Bildungseinrichtungen.
Die Übergabe der Plakette fand bei einem ökumenischen Schöpfungsgottesdienst statt. Papst Franziskus hatte 2015 der katholischen Kirche empfohlen, wie in anderen Kirchen, den 1. September als Tag der Schöpfung zu feiern und solche Gottesdienste angeregt.
„Früher stand das ,Macht euch die Erde untertan‘ im Mittelpunkt, heute ist deutlich, dass es um ein ,Hüten und Bewahren‘ der Schöpfung geht“, sagt Arenhövel. In der Pfarrei gehöre dazu etwa auch, auf das nächtliche Anstrahlen der Kirche zu verzichten, weil  dies Insekten und anderen Tieren schade. Jedes Jahr veranstalte die Pfarrei einen Bildungstag zur Schöpfungsbewahrung oder zu Fairem Handel.
Auch wenn er selbst angesichts der vielen Umweltprobleme besorgt sei, gelte es, das Notwendige zu tun. „Meine Frau und ich engagieren sich gern und tun dies nicht zuletzt auch für unsere Enkel“, sagt Arenhövel.

Mehr Infos: 
www.bistum-erfurt.de/oekofair
www.herzjesu-weimar.de

Eckhard Pohl