Gemeindegruppen bereiten in Erfurt Wortgottesfeiern vor

Eine Chance für alle Beteiligten

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Winfried Weinrich
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Fotos: Eckhard Pohl

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Die Wortgottesfeier ist zu Ende. Diakonatshelfer Winfried Weinrich und die Ministrantinnen stehen beim Schlusslied zwischen der Gemeinde.

Diakonatshelfer Winfried Weinrich aus Erfurt bezieht Gruppen der Gemeinde St. Wigbert in die Gestaltung von Wortgottesfeiern ein. Diesmal war der Kreis „Offene Kirche St. Wigbert“ an der Reihe.

„Menschen suchen Ruhe in unserer Kirche. Manche wollen sich einfach ein bisschen erholen vom Getümmel in der Fußgängerzone. Andere, die kommen, fühlen sich heimatlos, sind traurig oder aber auch dankbar. Einige wollen vielleicht ihrer Sehnsucht nach etwas Größerem Raum geben.“ So beschreibt Renate Krebs an diesem Sonntagvormittag Menschen, die ihr begegnen, wenn sie an einem Werktag durch ihre Anwesenheit die St.-Wigbert-Kirche am Erfurter Anger offen hält.

An diesem Sonntagmorgen gestaltet der Kreis „Offene Kirche St. Wigbert“ gemeinsam mit Diakonatshelfer Winfried Weinrich die Wortgottesfeier. Der Kirchort St. Wigbert gehört zur Erfurter Innenstadtpfarrei St. Laurentius. Renate Krebs hat ihre Erfahrungen gerade als Einstieg zur Predigt von Diakonatshelfer Weinrich geschildert. Zuvor, am Beginn des Gottesdienstes, hat Renate Schmidt, ebenfalls Kirchenöffnerin, bereits den Kreis „Offene Kirche“ kurz vorgestellt. Auch die beiden Lesungen haben Vertreter des Kreises übernommen, genauso wird es später mit den Fürbitten sein.

Renate Krebs
Diakonatshelfer Winfried Weinrich und Renate Krebs vom Kreis „Offene Kirche St. Wigbert“ während der Predigt in der Wortgottesfeier am Sonntag Laetare.

Winfried Weinrich hat für den Gottesdienst besondere Lesungen ausgewählt, um auf ihrem Hintergrund die Aufgaben der Kirchenöffner geistlich zu deuten. Das Johannes-Evangelium des heutigen vierten Fastensonntages über das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus nimmt er hinzu.

Im Alten Testament im ersten Buch der Könige bittet der junge König Salomo Gott um ein hörendes Herz. Ein solches hörendes Herz zu haben, so Diplom-Theologe Weinrich in seiner Predigt, sei ein erster Dienst, den die ehrenamtlichen Kirchenöffner leisteten und an dem es im übrigen in der gesamten Gesellschaft mangele. Im ersten Petrusbrief wird die Gemeinde aufgefordert, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“. Weinrich: „Es ist wichtig, Menschen Rede und Antwort zu stehen im Blick auf unseren Glauben.“ Dabei gelte es, das vom Evangelium zugesagte Leben überzeugend zu verkünden. „Die Ehrenamtlichen vom Kreis ,Offene Kirche St. Wigbert‘ mühen sich genau darum und halten Kirchtür, Herzen und den Himmel offen“.

Bereit, Gesprächspartner zu sein

Zehn Tage zuvor hatten sich sieben der rund 15 Mitglieder des Kreises am späten Nachmittag mit Winfried Weinrich getroffen, um die Wortgottesfeier vorzubereiten. Dabei hatten sie sich zunächst kurz vergewissert, wer und was ihnen bei ihrem Dienst begegnet und wie es ihnen ergeht, wenn sie jeweils für drei Stunden die alte Wigbert-Kirche offenhalten. Die meisten Besucher würden nur mal kurz reinschauen, hätten keine Fragen, sagte etwa Gisela Supianek. Manchmal käme es aber auch zu tieferen Gesprächen. Nicht selten würde nach den modern gestalteten Fenstern gefragt, sagte Gerd Schmidt. Und es kämen auch Menschen, die mit der Kirche etwas verbindet, die zum Beispiel hier geheiratet haben. „Die meiste Zeit aber“, so Schmidt weiter, „gilt es für uns Kirchenöffner, einfach in der Kirche auszuhalten.“

„Als Kirchort St. Wigbert ist es uns wichtig, dass möglichst viele aus der Gemeinde an der Gottesdienstgestaltung beteiligt sind“, sagte Diakonatshelfer Weinrich am Rande der Vorbereitung. Dazu hätten ja auch die Konzilsväter ausdrücklich eingeladen. „Je mehr Gemeindemitglieder sich beteiligen, um so mehr ist es unser Gottesdienst, den wir gemeinsam feiern. Für die Beteiligten ist es eine Chance, ihren Glauben und ihr Leben einzubringen.“ Gleichzeitig biete das die Möglichkeit, dass sich die Gruppen und Kreise aus der Gemeinde vorstellen. Im Advent etwa habe die Tansania-Gruppe die Wortgottesfeier mitgestaltet.

Parallel zur Wortgottesfeier sind an diesem Vormittag in St. Wigbert auch die „Kirchenmäuse“ der gesamten Innenstadtpfarrei St. Laurentius zu ihrem Gottesdienst versammelt. Zum Kommunionteil kommen die Kinder und Eltern jetzt mit in die Kirche und stellen sich rund um den Altar auf. Diakonatshelfer Weinrich begrüßt sie, lädt sie ein, nun in der ganzen versammelten Gemeinde mitzufeiern.

Nach Kommunion und Schlussgebet gilt es noch, Termine zu vermelden und zwei langjährige Leiterinnen von Kinder- und Jugendchor aus ihrer Aufgabe zu verabschieden. Stephan Schmidt vom Kirchortrat und selbst auch Kirchenöffner lädt Interessierte ein, doch gleich am Dienstag zum Kreis „Offene Kirche St. Wigbert“ dazuzukommen, wenn der Dienstplan für das Sommerhalbjahr erstellt wird. Nach Segen und Schlusslied geht die Wortgottesfeier schließlich zu Ende. Diakonatshelfer Weinrich und die drei Ministrantinnen ziehen aus der Kirche in die Sakristei.

„Gut, dass es Wortgottesfeiern gibt“

„Ich fand es gut, dass der Kreis ,Offene Kirche‘ die Wortgottesfeier mitgestaltet hat“, sagt im Anschluss Gemeindemitglied Katharina Rieneckert. „Im Gottesdienst kann sich jeder mit einbringen. Zugleich ist es eine Chance, den Einsatz der jeweiligen Gruppe zu würdigen“, so Rieneckert, die selbst einem der Familienkreise angehört. Auch wenn manche Gemeindemitglieder lieber an einer Messe teilnähmen, gebe es vor Ort keine Alternative. Angesichts des Priestermangels finden in St. Wigbert im wöchentlichen Wechsel Eucharistie- und Wortgottesfeiern statt. „Wir müssen uns dem Transformationsprozess stellen“, sagt Rieneckert. „Es ist toll, dass sich Gemeindemitglieder zu Diakonatshelfern ausbilden lassen und Wortgottesfeiern übernehmen.“

Eckhard Pohl