Annett Mutke ist erste katholische Militärseelsorgerin in Ostdeutschland

Für jeden soll gesorgt sein

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Annett Mutke
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Foto: Franziska Pilz

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Annett Mutke bei ihrer Amtseinführung in der Dresdener Garnisonkirche St. Martin. Sie trägt die Stola und das Kreuz der Militärseelsorge.

Sie ist die erste katholische Militärseelsorgerin in Ostdeutschland. Pastoralreferentin Annett Mutke wurde am 16. Mai in Dresden ins Amt eingeführt. Sie sieht sich als Seelsorgerin für alle Soldaten.

Das Interesse für Friedensethik zieht sich durch Annett Mutkes Studium und Wirken als Pastoralreferentin. Ausgelöst wurde es durch den Bericht einer kroatischen Mitbewohnerin in einer Studenten-WG in Wien, die den Krieg auf dem Balkan erlebt hatte. Eine Begegnung, die Mutke nachhaltig mit dem Thema Krieg und Frieden konfrontierte.

Soldaten sind Teil der Friedenssicherung 

„Soldaten sind Teil der Friedenssicherung“, sagt die Militärseelsorgerin. Die Bundeswehr stelle zwar nicht den Frieden her. Aber sie sorge mit Stabiliserungseinsätzen wie in Afghanistan oder im Kosovo für eine Grundlage, dass Politik verhandeln kann. „Für mich ist Frieden eine Zunahme von Gerechtigkeit und eine Abnahme von Gewalt“, fügt Mutke hinzu. Die Bundeswehr verbinde sie aber zuerst mit Amtshilfe, wie der Logistik für Corona-Impfungen oder in den Hochwasserkatastrophen wie zuletzt im Ahrtal. 
Nun wurde Annett Mutke am 16. Mai offiziell in der Garnisonkirche St. Martin in Dresden ins Amt eingeführt. Als erste Frau in Ostdeutschland bekleidet die gebürtige Thüringerin dieses Amt.
Seit September arbeitet sie bereits im „Haus der Militärseelsorge“, dem ehemaligen Kommandantenhaus der Offiziersschule des Heeres in Dresden und gehört damit zum Militärdekanat Berlin. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Soldatinnen und Soldaten. Neben Lehrgängen, die sie selbst zu Beginn belegen musste, hat Annett Mutke bereits den „Lebenskundlichen Unterricht“, also Ethik für angehende Soldaten unterrichtet – eine Hauptaufgabe neben der Seelsorge. 
Themen wie das Menschenbild, Tod und Trauer oder Ehe- und Familie kämen dabei zur Sprache. „Die Soldaten wollen ja nicht unbedingt in den Einsatz. Die meisten haben Familie“, erklärt Mutke. 
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine sei aber deutlicher im Fokus, dass die Bundeswehr eine Armee zur Landes- und Bündnisverteidigung ist. Viele Soldaten beschäftige das, vor allem wenn sie zur Schnelleingreiftruppe zählten, die innerhalb weniger Tage einsatzbereit sein muss. „Da wird in Gesprächen thematisiert, was das für die Familie bedeutet oder wie es um die eigene Fitness bestellt ist. Aber Soldatinnen und Soldaten erfahren auch mehr Anerkennung. Viele sind ja Pendler  und haben zum Beispiel im Zug positivere Gespräche“, erzählt Annett Mutke.
Auch Gespräche mit aus dem Einsatz zurückgekehrten Soldaten gehören zu ihren Aufgaben, etwa auch die Gesprächsrunde „Café im Pfarrhaus“ mit Soldaten, die im Einsatz versehrt wurden. Diese Runde wird durch ein psychosoziales Netzwerk angeboten, zu dem auch die katholische und evangelische Militärseelsorge gehört. „Für alle soll gesorgt sein, unabhängig ob sie  einer Konfession angehören oder nicht“ so Mutke.
„Ich selbst hole mir ganz viel Kraft aus meiner Gottesbeziehung“, so die Militärseelsorgerin. Die Beziehung und das Reisen mit ihrem Mann füllten ihren Tank auch wieder gut auf, demnächst geplante Ziele seien Herrnhut und Prag. Aber auch der Austausch mit anderen Militärseelsorgern, dem Militärpfarrhelfer und dem evangelischen Kollegen vor Ort seien ihr wichtig, um für die Soldatinnen und Soldaten da zu sein.

Kein Konkurrenzdenken zwischen Konfessionen

Ein „Herzensthema“ ist der 37-Jährigen die Ökumene, die ihr geradezu in die Wiege gelegt wurde. Geboren in Nordhausen, wuchs sie mit einer katholischen Mutter auf, die aus dem Eichsfeld stammte, und einem evangelischen Vater, der das katholisch getaufte Mädchen auch in evangelische Gottesdienste mitnahm. Am Ende studierte sie katholische Theologie in Erfurt. „Das Konkurrenzdenken zwischen den Konfessionen konnte ich nicht nachvollziehen“, erklärt sie. 
Annett Mutke beschreibt sich als politisch interessiert und wissensdurstig. „Die Weite der Theologie, die Beschäftigung mit der Sozial- und Friedensethik hat mich am meisten interessiert.“ In dem Fachgebiet hat sie auch promoviert. Trotzdem sei sie auch mit „Leib und Seele Seelsorgerin“. Im Bistum Osnabrück, das sie in den Dienst in der Militärseelsorge gestellt hat, war sie unter anderem Diözesanreferentin für Ökumene, bot aber auch Paarwochenenden an.
In Dresden gehören ökumenische Militärgottesdienste selbstverständlich auch zu Annett Mutkes Einsatz. Und an denen nehmen nicht nur Christen teil.

Ruth Weinhold-Heße