Kirche auf dem Wochenmarkt
„Am Riedenbach trifft sich freitags die Stadt“
Luzia Arlinghaus
An ihnen kommt man nicht vorbei, ohne wenigstens kurz auf ihr Banner zu schauen. Wenn Gemeindereferent Stefan Schulte, Pastoralassistent Nicolai Speer und ein evangelischer Kollege, diesmal Andreas Holthaus, wieder auf dem Wochenmarkt an der St. Josephkirche stehen, stellen sie sich an eine Abzweigung, an der jeder vorbeigeht. Die drei gehören zum Pastoralteam der Pfarrei St. Joseph und zur evangelischen Südstadtkirchengemeinde in Osnabrück. Sie wollen ein „niedrigschwelliges Angebot für die Leute“ schaffen, sagt Schulte. „Am Riedenbach trifft sich freitags die Stadt“, deshalb versuchen sie mit Mitbringseln und dem aktuellen Pfarrbrief auf sich aufmerksam zu machen. Heute ist es eine Frisbeescheibe mit der Aufschrift „Ich fange dich auf. – Gott“. Das kommt bei den meisten gut an, und wer gerade keine Frisbee braucht, kommt trotzdem ins Gespräch.
Oft erzählen Leute auch, dass sie gerade ausgetreten seien, dann hören Schulte und seine Kollegen erst einmal zu. „Ich finde es gut, wenn Leute offen darüber reden“, sagt er. Oft habe er Verständnis wenn sich jemand über Kirchenpolitik aufregt, „ich verweise dann immer auf die Kirche vor Ort“, sagt er. Oft merken die drei: Auch wenn Menschen der Kirche nicht mehr trauen, am Ende des Gesprächs bleibt ein positiver Eindruck. Zumindest von der Kirche in Osnabrück, und das ist ihr Ziel.
Sich kennenzulernen fällt leichter
Doch nicht nur Kirchenskeptiker, sondern auch aktive Gemeindemitglieder kommen vorbei und freuen sich, den Gemeindereferenten mal wieder persönlich zu sehen. Es sei auch schon eine Frau vorbeigekommen, die neu in Osnabrück war, sich über Angebote der Gemeinde informierte und schließlich im Kirchenchor mitsang. Schulte ist überzeugt, dass es Leuten leichter fällt, auf die Kirche zuzukommen, wenn sie schon ein Gesicht vor Augen haben, anstatt eine fremde Telefonnummer zu wählen.
Wichtig ist dem Team vom Wochenmarkt, dass sie niemanden bekehren wollen. „Wir haben keine Bibel dabei“, sagt Schulte. Stattdessen wollen sie zuhören und zeigen, dass sie auch andere Vorstellungen von Kirche und Religion tolerieren.
Entstanden ist die Idee auf den Wochenmarkt zu gehen, nachdem sie mit dem Friedhofscafé als unverbindlichen Treffpunkt gute Erfahrungen gemacht hatten. Dort trafen sie allerdings vor allem auf ältere Leute. Auf dem Wochenmarkt ist das anders, hierher kommen verschiedene Altersgruppen und in den Ferien auch viele Familien. „Hier erreichen wir eine Zielgruppe, die wir in der Liturgie nicht mehr antreffen“, sagt Pastoralassistent Speer. Trotzdem, auf dem Wochenmarkt trifft sich eher eine wohlhabende Klientel, denn die Lebensmittelpreise dort kann sich nicht jeder leisten. Deshalb überlegen Stefan Schulte und seine Kollegen schon wieder wo sie ein weiteres Angebot schaffen könnten, um zum Beispiel auch jüngeren Menschen ab 20 eine Anlaufstelle zu bieten.
Zur Sache:
Immer am zweiten Freitag des Monats stehen Stefan Schulte und seine Kollegen auf dem Wochenmarkt am Riedenbach im Stadtteil Schölerberg. Hier laden sie zu den anstehenden Angeboten der Pfarrei ein, zum Beispiel zum Lagerfeuerabend in Maria-Hilfe der Christen am 12. August um 18 Uhr oder zum Bierfest am 1. September um 18 Uhr im Kolpingzelt am Antoniusbrunnen in Voxtrup.