Letztes Konzert von Meppener Band
"aschira" war immer mehr als Musik
In Meppen begann der Weg, in Meppen endet er. Nach Ostern gibt die Band „aschira“ dort ihr letztes Konzert. 25 Jahre hat die Gruppe das Neue Geistliche Liedgut im Bistum wesentlich geprägt: ein Abschied mit Wehmut und einem Blick nach vorne.
Für das Abschiedskonzert am 15. April ist Dominik Lübbers tief in sein Archiv abgetaucht. Hat wieder mal CDs von „aschira“ angehört und alte Fotos angeschaut: von vielen Katholiken- und Kirchentagen, von Glaubenswochen und Messdienertreffen, von Stadtfesten und Gottesdiensten vor großer Kulisse. Nicht nur im Bistum Osnabrück ist die zwölfköpfige Band bekannt und geschätzt, sie hat Fans im ganzen Bundesgebiet. „Es waren schöne Zeiten“, sagt Lübbers und Wehmut klingt in seiner Stimme mit. „Wir haben eine lange Lebensstrecke zusammen zurückgelegt und für alle war aschira immer mehr als nur Mucke.“
Ein Blick zurück: Mitte der neunziger Jahre ist Karl-Bernhard Hüttis, den viele noch heute einfach „KB“ nennen, Regionalkantor im Dekanat Emsland-Mitte mit Sitz in der Meppener Propsteigemeinde. Aus dem „Kleinen Chor“, den er dort leitet, entwickelt sich 1998/99 „aschira“. Auch Dominik Lübbers und sein Bruder Tobias gehören dazu. Letzterer findet den Namen für die Band: ein hebräisches Wort aus dem Alten Testament, das „Ich will singen“ bedeutet.
Darin steckt zugleich das Programm von „aschira“: Neue Geistliche Lieder (NGL) mit Elementen von Jazz bis Rock, berührende Texte über Gott und die Welt, über den befreienden Glauben an Jesus. Schnell spricht sich herum, wie anspruchsvoll die Musik, wie aufwendig die Arrangements, wie poetisch die Songverse sind. Zwischen 1998 und 2018 wird die Gruppe immer wieder auf große Events eingeladen, produziert vier CDs mit Kompositionen fast nur aus eigener Feder. Eine wichtige Inspirationsquelle ist dabei das musikalische Pfingsttreffen in Sögel, bei dem Mitglieder der Band ganz oft zu Gast sind: „Das war unser Zuhause, da haben wir musikalisch und spirituell aufgetankt“, sagt Lübbers.
In den vergangenen Jahren sind die Auftritte rar geworden, nicht nur wegen Corona. Heute wohnt von den aktiven Mitgliedern niemand mehr in Meppen. Dominik Lübbers und seine Frau Stefanie, auch eine von den „aschiras“, leben in Osnabrück – andere in Ibbenbüren, Bremen, Bamberg, Stuttgart. Sich zu Proben oder Produktionen zu treffen, wird angesichts weiter Wege, familiärer und beruflicher Verpflichtungen schwierig. „Wir wollen dieses Kapitel beenden und in den Hafen einfahren“, sagt Lübbers. Dort, wo die Wurzeln liegen: in Meppen.
Die Freundschaften tragen bis heute
Die Wurzeln, mehr noch das Fundament von „aschira“ – das sind nicht nur der Ort und die lange Liste der Auftritte auf großen Bühnen. „Wir sind Familie, Mannschaft und Team“, sagt Dominik Lübbers. Über die Jahrzehnte sind Freundschaften entstanden, die bis heute tragen. Zusammengeschweißt in durcharbeiteten Tagen im Studio und im Ringen um jeden Ton, im Diskutieren, Lachen und zuweilen auch Fluchen, im Lampenfieber und vielen kleinen Geschichten, die Hüttis und Lübbers mit einem Augenzwinkern erzählen. Das ist die nächtliche Pizza am Keyboard genauso wie der schnarchende Luftmatratzennachbar in der Turnhalle. „Ich sehe immer noch bestimmte Bilder vor mit“, sagt Hüttis mit einem wissenden Lächeln. Und Lübbers glaubt, dass die Nacht vor dem Abschiedskonzert lang werden könnte, wenn sich alle mit lautem „Hallo“ daran erinnern. Viele ehemalige „aschira“-Mitglieder sind zu seiner großen Freude der Einladung dazu gefolgt. „Ich fürchte, dass wir bis mittags keinen einzigen Ton spielen, weil alle erst mal reden wollen.“
Denn die Band hat viele Lebenswege geprägt. Mehrere „aschiras“ sind wie das Ehepaar Lübbers miteinander verheiratet, anderen hat das musikalische Engagement die berufliche Laufbahn vorgezeichnet. Wie zum Beispiel bei Tobias Lübbers, der als Diözesanreferent für das Neue Geistliche Liedgut im Bistum Bamberg arbeitet oder bei Marco Fühner, der Domkantor und Kirchenmusikdirektor in Aachen ist. Dominik Lübbers ist zutiefst dankbar für die 25 Jahre. „Ich habe unglaublich viel gelernt durch aschira.“
Daher ist es nicht nur ein Blick zurück in Wehmut, sondern auch einer mit Zufriedenheit und Zuversicht für neue Chancen und Freiräume, die der Abschied bietet. Lübbers leitet einen Chor, den er weiterentwickeln möchte. Hüttis, bis vor zwei Jahren Kirchenmusikdirektor in Bremen, möchte in seinem Ruhestand noch mal was anderes als NGL machen. „Sie sehen ja das Klavier hinter mir“, sagt er. Aber sicher sind beide, dass die Musik von „aschira“ bleiben wird.
Petra Diek-Münchow
Am Samstag, 15. April, beginnt um 19.30 Uhr in der Meppener Propsteikirche St. Vitus (Domhof 18) das Abschiedskonzert der Band „aschira“. Der Eintritt ist frei. Am 16. April gestaltet „aschira“ um 10.30 Uhr die Sonntagsmesse musikalisch mit.