Letzte Lieder
Auch im Hospiz reimt sich Herz auf Schmerz

Unter dem Titel „Und die Welt steht still“ werden in Osnabrück Lieder und Geschichten aus dem Hospiz zu hören sein. Es lesen Christoph Maria Herbst und Birgitta Assheuer, neben Solisten singt der Projektchor der Pfarrei Heilig Kreuz.

Abend mit Lieblingsliedern von Hospizgästen. Foto: Thomas Osterfeld
Schlager, die das Zimmer erfüllen mit Texten, bei denen sich Herz auf Schmerz reimt – auch sie zählen zu den „Letzten Liedern“, die Stefan Weiller für sein gleichnamiges Projekt zusammengetragen hat. Weiller besuchte Menschen im Hospiz und fragte sie unter anderem, welche Musik sie in den letzten Tagen ihres Lebens hören. Manche lieben Rock- und Popmusik, andere bevorzugen klassische Stücke, Lieder von Telemann oder Schubert beispielsweise. Ein älterer Herr nannte ein Schlaflied aus seiner Kindheit, das ihm im Hospiz Trost vermittelte.
Solche Lieder sind zusammen mit den Texten, die auf Berichten der Befragten beruhen, die Basis für einen Abend unter dem Titel „Und die Welt steht still. Letzte Lieder und Geschichten aus dem Hospiz“. 2013 fand das Projekt erstmals in Frankfurt statt, seither an verschiedenen Orten in Deutschland. Texte, Lieder und Mitwirkende sind jedes Mal anders; in Osnabrück sind unter anderem Beiträge dabei, die auf Interviews mit Gästen des Osnabrücker Hospizes beruhen.
Stefan Weiller hat in Osnabrück mit vier Gästen gesprochen. Er habe sich seinen Gesprächspartnern mit Empathie, Vorsicht und Respekt genähert, sagt Ursula Frühauf, die das Osnabrücker Hospiz leitet. Alle hätten sich freiwillig bereit-erklärt, mit Weiller zu sprechen. Sie hätten sich gefreut, Teil des Projekts zu sein und mit ihren Liedern zu dem geplanten Abend beizutragen, eine Spur über den Tod hinaus zu hinterlassen, berichtet Stefan Weiller.
„Mach doch mal normal!": Besuche ohne Berührungsängste
Der Abend mit den letzten Liedern wird in Osnabrück am Sonntag, 7. April, in der Kirche Heilig Kreuz im Stadtteil Schinkel stattfinden. Gelesen werden die Texte von Christoph Maria Herbst und Birgitta Assheuer. Für die Musik sind eine Band, mehrere Solisten – daunter Max Ciolek – und ein Chor der Kirchengemeinde Heilig Kreuz zuständig. Damit der Abend ein Erfolg wird, proben die Sängerinnen und Sänger in Heilig Kreuz schon seit vielen Monaten für diesen Abend. Dem schon bestehenden Kirchenchor schlossen sich für dieses Projekt weitere Ehrenamtliche an, die mit den erfahrenen Chormitgliedern einmal wöchentlich und zusätzlich an einigen Samstagen üben.
So ist eine Chorgemeinschaft entstanden, die einige Wochen vor der Aufführung schon gut aufeinander eingestimmt ist. Chorleiterin Annika Dintinger trägt mit ihrer Probenarbeit dazu bei, dass auch die Laien Perfektion anstreben. Die gesamte Pfarrei Heilig Kreuz unterstützt das Projekt und will auf die gute Arbeit des Hospizes und des ambulanten Hospizdienstes in Osnabrück aufmerksam machen. Das Hospiz braucht gleichermaßen Spenden und engagierte Ehrenamtliche.
Stefan Weiller betont, dass der Tod zum Leben dazugehört und dass in Hospizen auch gelebt und gelacht wird. Hospize seien keine Sterbehäuser, die Bewohner seien Gäste, nicht Patienten. Es gehe um unseren Umgang mit Menschen an ihrem Lebensende, sagt Weiller: Wie können wir uns ihnen annähern, mit ihnen sprechen? „Mach doch mal normal“, habe eine ältere Dame ihm gesagt, als er sie im Hospiz besuchte.
Die Menschen, die er trifft, wenn er Gespräche für die Reihe „Letze Lieder“ führt, sind ganz unterschiedlich. Es gibt den über 97-Jährigen, der noch einiges vorhat; den 21-Jährigen, der sagt, es sei okay, er habe ein gutes Leben gehabt, und die Ärztin, die schlimme Diagnosen überbrachte und nun selbst betroffen ist.
Andrea Kolhoff
Karten für den kostenlosen Vortragsabend „Letzte Lieder“ am Sonntag, 7. April, wurden schon verteilt. Beginn ist um 19.30 Uhr in Heilig Kreuz. Wer gegen 19.15 Uhr kommt, kann schauen, ob alle Plätze eingenommen wurden und welche Plätze frei sind. Der Abend wird ergänzt durch eine Ausstellung „Letzte Lieder“, die vom 10. bis 22. April in der Kirche gezeigt wird.
Fastenzeit in Heilig Kreuz
„Neues Leben durch den Tod – wer glaubt denn noch an Auferstehung“ ist der Titel, unter dem die Osnabrücker Pfarrei Heilig Kreuz in der Fastenzeit Angebote macht. Geplant sind fünf Meditationen, die freitags von 19.30 bis 20.15 Uhr in der Kapelle der Kreuzkirche stattfinden: am 8., 15., 22. und 29. März und am 12. April.
Am Montag, 25. März, gibt es eine Bibel-Erzählnacht in der Kreuzkirche (20 Uhr, Schützenstraße 85a). Gemeindereferentin Claudia Hettlich bietet Exerzitien unter dem Titel „Meine Zeit mit Gott“ an; sie gibt Ideen und Anregungen in wöchentlichen Treffen in der Fastenzeit: donnerstags um 20 Uhr im Gemeindehaus Rosenkranz, Windthorststraße 60. Auch Einzelgespräche sind möglich, E-Mail an: c.hettlich@hl-kreuz.de
Am Donnerstag, 14. März, spricht Palliativmediziner Winfried Hardinghaus um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Heilig Kreuz. Am 21. März referiert die Leiterin des Osnabrücker Hospiz’, Ursula Frühauf, ab 19.30 Uhr zum Thema „Hospiz – Leben bis zuletzt“ im Gemeindezentrum St. Maria Rosenkranz, Windthorststraße 60. Am Donnerstag, 28. März, folgt der Abend „Bestattungskultur heute“, Pfarrheim St. Bonifatius, Widukindplatz 1, 19.30 Uhr.