41. Nachfolgerin der heiligen Hildegard: Katharina Drouvé
Auf jede Einzelne hören
Als Schwester Katharina Drouvé 1983 in die Abtei St. Hildegard eintrat, hat sie nicht im Traum daran gedacht, dass ihre Mitschwestern sie 40 Jahre später zur Äbtissin wählen würden. Die bisherige Priorin ist die 41. Nachfolgerin der heiligen Hildegard. Am 4. März findet die Äbtissinnenweihe statt. Von Christa Kaddar
„Ich habe schon früh Gott gesucht und mit meinen Fragen habe ich meinen Vater manchmal zur Verzweiflung getrieben“, erinnert sich Schwester Katharina Drouvé, 61. In ihrem Elternhaus in Leverkusen, wo sie mit ihren drei Jahre jüngeren Zwillingsbrüdern aufgewachsen ist, gehörten Kommunion und Firmung zum üblichen „Werdegang “, aber es ging zu Hause nicht betont katholisch zu. „Mein Großvater hat mich immer mitgenommen in die Kirche. Das hatte einen Einfluss auf mich – und auch die weiterführende Marienschule im Leverkusener Stadtteil Opladen, die damals in der Trägerschaft der Dernbacher Schwestern war.“ An diese Zeit denkt sie gerne zurück. „Ich habe gute Erfahrungen mit den Dernbacher Schwestern gemacht und sie haben mich auch in schwierigen Phasen gut begleitet.“
Sehnsucht nach einem Leben für Gott
In der zehnten Klasse kam sie zu Exerzitien ins Mutterhaus nach Dernbach und erstmals in Kontakt mit klösterlichem Leben. „Das hat mich in der Tiefe angesprochen, und ich spürte zum ersten Mal selbst eine Sehnsucht nach einem Leben für Gott “, erzählt sie, „und nach dem Abitur habe ich ein Praktikum in der Gärtnerei der Abtei Maria Laach gemacht. An einem Abend während der Komplet wusste ich plötzlich, dass auch ich Benediktinerin werden wollte.“ In dieser Zeit weilte dort auch eine Benediktinerin aus der Abtei St. Hildegard, mit der sie gute Gespräche führte. „Die Entscheidung, Nonne zu werden, fiel nicht blitzartig als Erkenntnis vom Himmel. Es war ein Prozess. Durch die Beziehung zu Menschen, die mir das Klosterleben vorlebten, und durch das Erleben klösterlicher Orte ist meine Entscheidung gereift.“
Katharina Drouvé studierte noch Sonderpädagogik mit den Fächern Deutsch und Religion, bis sie sich 1983 entschied, in die Abtei St. Hildegard einzutreten. „Ich hatte keine leichten Noviziatsjahre“, gesteht sie. Bisweilen plagten sie Zweifel und die Sehnsucht nach einer Familie mit Kindern. „Aber dafür ist das Noviziat da – dass man vor der Entscheidung zur Profess alle Fragen und Zweifel durchlebt.“ 1985 legte sie ihre Profess ab. Sie hat fast alle Bereiche des Klosters durchlaufen, war im Klosterladen und im Gästehaus tätig und darüber hinaus viele Jahre Novizenmeisterin. Besonders in der Corona-Zeit hat sie viel in der Verwaltung gearbeitet.
Wie wird man Äbtissin? Gibt es eine Bewerbung für diese Position? „Nein, das gibt es bei uns nicht“, erläutert Schwester Katharina Drouvé mit einem Lächeln und will ihr neues Amt auch nicht als „Karriere im Kloster“ verstanden wissen. Nachdem Schwester Dorothea Flandera mit Vollendung des 70. Lebensjahrs als Äbtissin zurückgetreten war, habe die Gemeinschaft nach einer Nachfolgerin gesucht. „Wir haben uns in begleiteten Gesprächen auf die Wahl vorbereitet und miteinander gebetet, um Gottes Willen zu hören.“ Schwester Katharina wurde gewählt. Sie betont: „Die Benediktsregel gibt eine Art Profil für die Äbtissin vor. Besonders wichtig ist das Hören auf das, was für das Ganze heilbringend ist.“
In Kontinuität zu den Vorgängerinnen
Mehr denn je sei es heute von Bedeutung, auf die Gemeinschaft und auf jede Einzelne zu hören. „Und es gilt auch abzuwägen, was gerade dran ist, was von Kirche und Gesellschaft von uns erwartet wird oder auf uns zukommt. Ökologische Fragestellungen spielen eine zunehmende Rolle. Auch unsere Gastfreundschaft ist immer mehr gefragt, der Bedarf nach Seelsorge und Kloster auf Zeit ist groß.“ Sie ist überzeugt, dass jede Äbtissin ihren eigenen Führungsstil entwickelt. „Aber ich habe keine Abgrenzungsgedanken. Ich sehe eine Kontinuität zu Schwester Dorothea Flandera und Schwester Clementia Killewald.“
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Von Christa Kaddar