Barkeeper für Ex-Kirche gesucht

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Die Bierkneipe „Kleines Versteck“ in Wyk auf Föhr
Nachweis

Foto: Engel & Völkers

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Äußerlich ist die Kneipe immer noch Kirche, so wie sie 1899 gebaut und 1950 erweitert wurde. 

Eine ungewöhnliche Immobilie steht auf der Insel Föhr zum Verkauf. Es ist die alte katholische Kirche der Insel, die allerdings schon vor Jahrzehnten zu einer Gastwirtschaft umgebaut wurde – und auch künftig Kneipe bleiben soll.

Wyk auf Föhr. Tische und Stühle stehen im Raum, die Gläser sind gespült, sogar die Spirituosenflaschen stehen in Reih und Glied über dem Tresen. In Wyk auf Föhr ist die Bierkneipe „Kleines Versteck“ zu verkaufen. Das Besondere daran: Kneipe und Café, das war einmal die katholische St. Marienkirche. 1899 wurde sie gebaut und gut 50 Jahre später durch einen Anbau vergrößert.
 
Das reichte aber nicht. Die Marienkirche in der Mühlenstraße war bald wieder zu klein für die steigende Zahl der Gottesdienstbesucher auf der Ferieninsel. 1974 entstand die neue Marienkirche am Rebbelstieg. Aus der alten Kirche wurde das „Kleine Versteck“. Fast 30 Jahre lang hat die Wirtin dort ihren Gästen Kaffee, Aquavit und Likör ausgeschenkt – und Dortmunder Union Bier gezapft. Die Restaurantbesitzerin sorgte außerdem für eine besondere Atmosphäre. Das Kirchenschiff­ ist wie ein Schiff gestaltet. In der Mitte steht ein starker Mast. Die Lampen hängen an Schiffs­tauen. Taue tragen auch einen runden Tisch um den Mast, wo man sein Bier abstellen oder eine Münze in das Sammelschiffchen der Seenotrettung werfen kann. Die Holzstühle und Tische erinnern an eine Messe. (Hinweis für Landratten: Gemeint ist nicht die Messfeier, sondern der Ess- und Aufenthaltsraum in einem Schiff, genannt die Messe.) 

Sonnenlicht bekommt dieses Kneipenschiff aber nicht etwa durch Bullaugen, sondern durch die gotischen Spitzbogenfenster der ehemaligen Kirche. 

Das „Kleine Versteck“ ist „die wohl ungewöhnlichste Schankwirtschaft in der Nordsee“, so kann man auf der Angebotsseite der Immobiliengesellschaft „Engel und Völkers“ lesen. Das Objekt steht jetzt zum Verkauf, allerdings mit einer Vorbedingung: Nach dem Willen der langjährigen Eigentümerin soll das „Kleine Versteck“ auch nach dem Besitzerwechsel ein Restaurant bleiben. „Das ist ihr ausdrücklicher Wunsch“, sagt Makler Thomas Müller. Der Immobilienvermittler hat eine Vorliebe für außergewöhnliche Objekte. Das Restaurant im „Kirchenlook“ aber finde ein so großes Interesse wie kaum ein anderes. „Es gab bereits einige Ortstermine mit Kaufinteressenten“, berichtet Thomas Müller. Das Haus sei insgesamt in gutem Zustand. Obwohl der Gastronomiebetrieb vor zwölf Jahren eingestellt wurde, ist innen alles unverändert und startbereit. Nur an einigen Stellen, etwa am Dach, sollte der Käufer noch Investitionen einplanen. 

Für den Preis von 415 000 Euro steht das Haus in der Anzeige von Engel und Völkers. 108 Quadratmeter umfasst die ehemalige Kirche, sie steht auf einem 148 Quadratmeter großen Grundstück. Ein Luftbild wirbt mit dem Pluspunkt Seenähe. Man geht um das Haus, 70 Meter weiter, und steht auf dem Strand.

Andreas Hüser