25 Jahre Hospizarbeit in Lemförde
Beistand in der Sterbestunde
Sie sitzen am Sterbebett und entlasten die Angehörigen. Mitarbeiterinnen des Hospidienstes Lemförde sind in Familien, Krankenhäusern und Pflegeheimen im Einsatz. Der Hospizdienst besteht seit 25 Jahren.
Manchmal melden sich Angehörige erst sehr spät, meistens dann, wenn sie selbst keine Kraft mehr haben. Dann heißt es am Telefon: „Können Sie kommen?“ Und Schwester Maria geht los. Betritt das Haus, in dem ein Mensch im Sterben liegt, setzt sich zu diesem ans Bett, hält seine Hand, hört zu, schweigt. Oder sie stellt eine schöne Musik an, holt ein Fotoalbum hervor. Hört wieder zu. Wenn die Sterbenden es wünschen, betet sie mit ihnen.
So machen es auch die ehrenamtlichen Hospizbegleiter. Sie kommen nur auf Wunsch der Sterbenden und Angehörigen, drängen sich nicht auf, sind aber verlässlich da, um die Angehörigen zu entlasten. Deshalb sei es schade, wenn der Hospizdienst erst spät, ganz zum Ende hin, informiert werde, sagt Schwester Maria. Die Hospizbegleiterinnen könnten schon vorher eine gute Unterstützung sein. Aber es gebe manchmal die Scheu, den Hospizdienst zu rufen, aus Angst um die Kranken. Aber, so sagt Schwester Maria, „die sterben nicht eher, aber leichter, wenn wir da sind“.
Hospizarbeit begann
mit Clemensschwestern
Schwester Maria Thiede, 73, ist für viele Menschen das Gesicht des Lemförder Hospizdienstes, denn die Hospizgründung vor 25 Jahren ist mit der Ankunft von Clemensschwestern verknüpft. Schwester Maria gehört zum Team der drei Mitarbeiterinnen, die die Einsätze der ehrenamtlichen Hospizbegleiter koordinieren – neben ihr sind es Silke Hülsmann und Nicole Otte, die unter der Nummer des Hospizdienstes zu erreichen sind.
Aber Schwester Maria koordiniert nicht nur die Termine der Ehrenamtlichen, sie wird auch selbst von den Familien hergebeten, oft, weil sie die Personen näher kennt. Schwester Maria ist Krankenschwester mit Palliativ-Care-Zusatzausbildung. Sie kann sicher handeln, wo Angehörige unsicher sind. Viele Sterbende wollen zum Ende hin nichts essen oder trinken. Dann betupft Schwester Maria ihre Lippen mit einem Tuch, das in ein Getränk getaucht wurde, das dem Sterbenden immer gut geschmeckt hat, Wasser, Kaffee oder Tee.
Sie kann der Familie zeigen, was ihrem Angehörigen in diesen letzten Stunden guttun könnte. Und sie ist für den Sterbenden da, wenn noch Dinge besprochen werden sollen, die lange ungesagt blieben. Manche vertrauen sich Schwester Maria an. „Dann kommen ganz viele Dinge aus dem Krieg wieder hoch“, sagt die Ordensfrau. Bei den Männern sind es Erlebnisse aus ihrer Soldatenzeit, bei vielen Frauen die schrecklichen Dinge, die ihnen auf der Flucht widerfahren sind. Das wurde oft nie zuvor mit jemandem besprochen. Manchmal liegen den Menschen auch ungeklärte Familienstreitigkeiten auf der Seele.
Der Hospizdienst Lemförde wurde vor 25 Jahren gegründet, der damalige Pfarrer Theo Paul holte dafür zwei Ordensschwestern aus Münster nach Lemförde. Schwester Irmtrudis ist schon lange nicht mehr in Lemförde tätig, Schwester Irmhild wurde vor einigen Wochen verabschiedet.
Schwester Maria Thiede, die damals für Schwester Irmtrudis kam, war zuvor 39 Jahre lang als Krankenschwester tätig. Als sie mit 65 Jahren in ihrem Beruf in Rente ging, wechselte sie nach Lemförde. Der Ort war ihr vertraut, denn sie hatte immer wieder Urlaubsvertretungen in Lemförde gemacht, als dem Pfarrhaus noch ein stationäres Hospiz mit zwei Betten angegliedert war. „Das war das erste stationäre Hospiz in Niedersachsen“, sagt Schwester Maria stolz.
Rund um den
Stemweder Berg
Mittlerweile gibt es stationäre Hospize in Osnabrück und Dink
lage, die Arbeit des Hospizdienstes Lemförde wird ambulant geführt, in Lemförde, rund um den Stemweder Berg, Bohmte, Hunteburg und Oppenwehe. In jedem Ort gibt es auch Ehrenamtliche, die die umfangreiche Fortbildung absolviert haben.
Begleitet werden Menschen jeden Glaubens und Konfessionslose. „Es geht um die Menschen, nicht um uns“, sagt Schwester Maria. Wenn jemand gestorben ist, spricht Schwester Maria auf Wunsch ein Gebet oder bietet eine kleine Andacht an. Und sie lässt der Familie einen kleinen Schmetterling da, den sie in der Occhi-Handarbeitstechnik selbst angefertigt hat – ein Zeichen der Verwandlung und Hoffnung.
Es sei wichtig, den Verstorbenen nicht „holterdipolter aus dem Haus zu schaffen“, sondern den Abschied besonders zu gestalten, sich dafür Zeit zu nehmen. Ich muss das auf mich wirken lassen!“ Man könne eine Kerze anzünden und noch am Bett des Verstorbenen verweilen. Umso besser könnten die Angehörigen später den Verlust verarbeiten.
Hospizbegleiter anfordern können Interessierte unter Telefon 0 54 43/99 70 93.
Andrea Kolhoff
Termine:
Das offene Trauerfrühstückfindet an jedem zweiten Mittwoch im Monat von 9.30 bis 11.30 Uhr im Gemeinderaum der Kirchengemeinde statt, Am Burggraben 20, Lemförde.
Eine feste Trauergruppe für Berufstätige trifft sich im 14-tägigen Rhythmus donnerstags von 19 bis 21 Uhr. Beginn ist am dritten Donnerstag im Oktober. Teilnehmen können zehn Personen.
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