Seit 50 Frauen als Messdienerinnen in Nordhorn
"Da bin ich schon ganz nah dran"

Foto: privat
In St. Josef in Nordhorn setzen sich seit 50 Jahren Frauen als Messdienerinnen ein.
So lange ist Helga Hilberink, eine der heute sieben Frauen-Messdienerinnen in St. Josef, noch nicht dabei. Sie hat 1984 diese Aufgabe übernommen und die Geschichte zum 50-jährigen Jubiläum recherchiert. Der damalige Pfarrer der Nordhorner Gemeinde, Friese, hatte 1974 einige Frauen gefragt, ob sie ihm am Dienstagvormittag als Messdienerinnen in der Frauenmesse helfen könnten. „Das Laufen fiel ihm etwas schwer und für ihn war es eine große Erleichterung, dass die Frauen zustimmten“, berichtet Hilberink. Auch im Rückblick empfindet sie seine Initiative noch als sehr fortschrittlich, „denn eigentlich durften Frauen zu der Zeit noch nicht Ministrantinnen sein“. Diese Möglichkeit hat Papst Johannes Paul II. tatsächlich erst 1992 offiziell eröffnet – auch wenn das vielerorts in Deutschland schon längst gängige Praxis war. Heute gibt es nach Erkenntnissen der Bischofskonferenz mittlerweile mehr Mädchen als Jungen in diesem Dienst.
In St. Josef hat die Geschichte sogar noch ein zweites Kapitel. Denn 1984 kam ein weiterer Pfarrer der Gemeinde, Pater Hermann Luttikhuis, erneut auf die katholische Frauengemeinschaft zu – mit der Bitte, in den Pfingstgottesdiensten den Altardienst zu übernehmen. „Und ob wir das wollten. Das hat uns echt gefreut.“ Er wollte damit allen Messdiener-Kindern die Teilnahme am parallel laufenden Ferienlager ermöglichen. Die Anfrage an die Frauen hat in der Gemeinde durchaus für Gesprächsstoff gesorgt, erinnert sich Helga Hilberink mit einem Schmunzeln. „Es handelte sich immerhin um fünf Messen, in denen wir zu viert gedient haben.“ Und der Einsatz war keine einmalige Sache, „13 Jahre haben wir das gemacht“. Anfangs noch in Zivilkleidung, denn liturgische Gewänder für die Frauen gab es da noch nicht. Mittlerweile haben mehr als 25 Frauen diese Aufgabe ausgefüllt, mehrere von ihnen bis zu 30 Jahre lang.
Am Ziel sind wir noch nicht
Helga Hilberink mag wie ihre Mitstreiterinnen den Dienst sehr. Zu Beginn ging es ihr neben dem als Ehre empfundenen Amt für die Gemeinde auch um die stärkere Präsenz von Frauen in der Kirche. „Da bin ich schon ganz nah dran und der Weg für die nächsten Aufgaben ist nicht mehr so weit“, sagt sie und meint damit die auch von ihr erwünschte Weihe von Frauen zu Diakoninnen und Priesterinnen. „Heute gibt es durch die Lektorinnen und Kommunionhelferinnen oft mehr Frauen als Männer im Altarraum, aber am Ziel sind wir noch nicht. Es sollte doch darum gehen, wer die Fähigkeiten hat und wer berufen ist.“
Überdies schätzen Elisabeth Klinner, Helga Hering, Jutta Havenga, Claudia Hindriks, Anita Effner, Helga Hilberink und Astrid Lenz, die die Aufgabe am Wochenende übernimmt, vor allem die Gemeinschaft in der Gruppe. Und die Möglichkeit, noch tiefer in den Gottesdienst einzutauchen. Denn alle Frauen, die am Dienstag dienen, tragen in dem Gottesdienst auch die Lesung vor. „Man beschäftigt sich dann schon vorher intensiver mit den Texten“, sagt Hilberink. Sie hat das Gefühl, dass sie nach ihrem Dienst als Messdienerin und Lektorin verändert aus der Messe herausgeht. „Wir lassen uns da auch verwandeln, das ist doch ein schöner Gedanke.“