Kirchen in der zentralen Feier des Tages der deutschen Einheit
Der Osten bleibt anders.
Foto: Rainer Cordes
Das Land, das den Vorsitz im Bundesrat hat, richtet auch die Zentralfeier am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober aus. Schwerin war deshalb Ort dieser Feier, mit einem Bürgerfest, vielen Reden – und einem ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung. „Deutschland als Lerngemeinschaft. Das wär’s!“, sagte Erzbischof Heiner Koch in der Predigt. Koch ist einer von zwei katholischen Bischöfen im Gastgeberland, die Region Vorpommern gehört zu seinem Bistum.
Eine lebenslange Lernaufgabe
Das Handwerk der Demokratie neu zu lernen, das empfahl auch die evangelische Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Wir lassen uns nicht wieder wegnehmen, wofür Menschen auch aus diesem Dom vor 35 Jahren auf die Straße gegangen sind“, so die Bischöfin.
Die deutsche Einheit als lebenslange Lernaufgabe – das geht nicht ohne Rückschläge. Die Unzufriedenheit im Land schlägt sich in Wahlergebnissen nieder. Dabei ist die Einheitsbilanz gar nicht so schlecht. Mecklenburg-Vorpommern etwa ist derzeit das Bundesland mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. Bundeskanzler Olaf Scholz: „Wir sollten niemals vergessen, was im Osten seit 1990 geleistet, was hier aufgebaut wurde und wie weit wir gemeinsam vorangekommen sind.“ Scholz setzt auf „die Anständigen. Das sind die, die nicht nur motzen, sondern anpacken für unser Land.“Die Gastgeberin, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, nannte Gründe für die schlechte Stimmung. Es gebe noch immer Benachteiligungen, „mit denen wir uns nicht abfinden dürfen“: geringere Löhne, kleinere Vermögen, weniger große Unternehmen. Manuela Schwesig mahnte, die Menschen in Ost und West in ihren Eigenarten ernst zu nehmen: „Der Osten bleibt anders: mit seinen Erwartungen und Erfahrungen, mit seinen Einstellungen und Lebensentwürfen.“
Dass heute die deutsche Einheit gefeiert wird, ist auch ein Verdienst der Christen in der DDR. Im Hof der Propsteikirche St. Anna war eine Ausstellung zu den Kirchen in der Wendezeit zu sehen. Die Kirche selbst stand als Ort der Stille und des Gebets offen. Caritas und Diakonie zeigten, was Christen heute für Gerechtigkeit und zum Wohl der Schwachen leisten. Das Missionswerk Missio lenkte den Blick über die Grenzen. Der Titel einer Ausstellung im Missiotruck war ein Appell: „Eine Welt. Keine Sklaverei.“