In Baccum ist ein Gemeindezentrum für zwei Konfessionen entstanden

Ein Haus für mehr Ökumene

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Fünf Menschen stehen auf einem Platz, im Hintergrund ist eine Kirche zu sehen.
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Foto: Petra Diek-Münchow

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 Auf die Einweihung des neuen Gemeindezentrums für Baccum freuen sich Dirk Tecklenborg (v.l.), Angelika Schoo, Gaby vom Stein, Martina Lücke und Reinhard Zwake. Foto: Petra Diek-Münchow

Zwei Kirchtürme prägen den Lingener Ortsteil Baccum: der katholische und der reformierte. Genau dazwischen liegt das neue ökumenische Gemeindehaus, das zu einem Treffpunkt für das ganze Dorf werden soll. Nun wird das Gebäude eingeweiht.

„Ein bisschen ist noch zu tun“, sagt Gaby vom Stein beim Blick in das Gemeindehaus. Hier und da fehlen noch Möbel und Lampen, klebt noch Folie auf Fußböden und an Wänden. „Aber das schaffen wir“, sagt die Kirchenratsvorsitzende und Rendantin der reformierten Gemeinde. Sie schaut sich mit der Vorsitzenden des katholischen Pfarrgemeinderates von St. Antonius, Angelika Schoo, das Gebäude an. Auch Dirk Teck­lenborg, Reinhard Zwake und Martina Lücke, die den Umbau begleitet haben, sind mit dem Ergebnis zufrieden. „Jetzt sehen sich unsere Gemeinden noch öfter. Da wird immer mehr zusammenwachsen“, so Tecklenborg.

„Ökumenische Mitte“ existiert schon lange

„Unsere Gemeinden“ – das sind die reformierten und die katholischen Christen in Lingen-Baccum. Nur wenige hundert Meter liegen die beiden Kirchen auseinander. Und auch das bisherige katholische Jugendheim und das reformierte Gemeindehaus standen sich direkt gegenüber. Dazwischen gibt es seit über zehn Jahren den Platz der „Ökumenischen Mitte“. Der hat die Gemeindemitglieder bei Festen und Begegnungen zusammengeführt. „Wir haben hier viel gemacht“, erzählen Zwake und Lücke.


Was nun entstanden ist, sehen alle Beteiligten als konsequente Weiterführung des schon guten Miteinanders. Statt zwei Gemeindehäusern gibt es jetzt nur noch eines, das beide Kirchengemeinden nach dem Umbau künftig gemeinsam nutzen: ein Projekt, das auch von Bistumsseite als wegweisend betrachtet wird, weil es Kosten spart und effektiver ist. Denn beide Gebäude waren zuvor sanierungsbedürftig, nicht immer voll ausgelastet und zum Teil nicht überall barrierefrei. 


Die katholische Kirche in Baccum hat ihr Jugendheim aufgegeben und das Gebäude samt Grundstück an die Stadt Lingen verkauft. Aus dem vormals reformierten Gemeindehaus wird nun das neue ökumenische Gemeindezentrum. Viel ist darin beim Umbau und der umfassenden Sanierung passiert. Das Gebäude mit seinen gut 400 Quadratmetern Nutzfläche ist entkernt, technisch auf den neuesten Stand gebracht und in großen Teilen mit neuem Mobiliar ausgestattet worden. 

Zwei Frauen an einem Schreibtisch.
Tür an Tür arbeiten im neuen ökumenischen Gemeindehaus die reformierte Rendantin Gaby vom Stein (l.) und die katholische Pfarrsekretärin Marianne Pieper. Foto: privat


Mit einem Fahrstuhl können in ihrer Mobilität eingeschränkte Gäste die Räume im Untergeschoss einfach erreichen. Dort gibt es Zimmer für die Jugendarbeit und einen Kreativraum. Im Erdgeschoss befinden sich die Pfarrbüros beider Gemeinden. Und auch die politische Ortsverwaltung zieht mit ihrem Bürgerbüro ein. Mittelpunkt wird der etwa 100 Quadratmeter große Saal sein: bei Bedarf dreifach unterteilbar und durch die bodentiefen Fenster schön hell. 


Von hier aus schauen Besucher auf beide Kirchen und direkt vor ihnen auf die „Ökumenische Mitte“. In dem Raum können sich Kirchenvorstand und Kirchenrat, Seniorenkreis und Landjugend, Frauen und Musikgruppen treffen. Einiges davon läuft schon jetzt ökumenisch wie der Weltgebetstag oder die Bigband. Die Küche bietet mit einer Sitzecke Platz für eine weitere Kleingruppe. Frisch aufgearbeitet wirken Fassade und Treppe fast wie neu. 

Das Haus wird gemeinsam verwaltet

Bauherr des Projekts ist die katholische Kirchengemeinde, aber die Nutzung regelt künftig ein paritätisch besetzter Beirat. In diesem Gremium sitzen je zwei Personen aus der katholischen und reformierten Gemeinde sowie eine Person vom Ortsrat der Kommune. „Das Haus wird gemeinsam verwaltet“, betont Gaby vom Stein. 

Die Baukosten gibt Reinhard Zwake mit etwa 1,2 Millionen Euro an. St. Antonius hat neben dem Verkaufserlös aus dem alten Jugendheim noch Eigenmittel, die reformierte Gemeinde das Haus als solches eingebracht. Zuschüsse gab es aus einem Förderprogramm der Europäischen Union, von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), vom Landkreis Emsland und der Stadt Lingen mit Blick auf die Jugendarbeit sowie vom Bistum.  


Alle Seiten hoffen, dass das Gemeindehaus das Miteinander in Baccum weiter beflügeln und zu einem echten Ortszentrum werden wird. „Da wird noch mehr Begegnung stattfinden als bisher schon“, sagt Reinhard Zwake. Dirk Tecklenborg geht davon aus, dass sich automatisch neue Formen der Zusammenarbeit ergeben werden: „Unter einem Dach, das gibt noch mehr Impulse, da bin ich wirklich gespannt."

Petra Diek-Münchow