Zeltlager im Bistum Osnabrück

Ein Urlaub mit Freunden

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Jugendliche im Zeltlager vor Zelten
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Foto: Lea Brelage

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„Wir machen Polonaise“: Bei den Kindern im Zeltlager kommt selten Langeweile auf. Foto: Lea Brelage

Über 16 000 Kinder und Jugendliche nehmen im Bistum ein Ferienangebot einer Kirchengemeinde an. Ganz oben auf der Liste: die traditionellen Zeltlager. Wie läuft das Lager einer Osnabrücker Kirchengemeinde im Sauerland ab?

„Mein Opa war schon im Zeltlager“, sagt der zehnjährige Ben. Später fuhren seine Eltern mit und jetzt ist auch Ben schon zum zweiten Mal dabei. Das ist keine Seltenheit: Seit über 50 Jahren fahren Kinder und Jugendliche, oft schon seit Generationen, ins Sommerzeltlager der Christus-König-Gemeinde aus dem Osnabrücker Stadtteil Haste. Dieses Mal sind sie in Drolshagen im südlichen Sauerland. „Wir sind auch als Kinder mitgefahren und dann irgendwie hängengeblieben“, sagt Franziska Langenhorst. Sie leitet das Zeltlager dieses Jahr gemeinsam mit Johanna Faber und Kersten Knopp. Alle sind Anfang 30, arbeiten als Sozialpädagoginnen und Tischler und fahren schon seit Jahren mit.

Diese Erfahrungen helfen, um zwei Wochen lang ein Zeltlager mit 130 Personen zu versorgen und zu koordinieren. Kinder und Jugendliche ab neun Jahren dürfen mitfahren und können mit 16 Jahren Gruppenleiter werden. Später kann man im Küchenzelt, im lagereigenen Presseteam des „Haster Lager Blattes“ oder als Lagerleitung mitarbeiten. Jemanden zu finden, der das Zeltlager leiten möchte, sei dieses Jahr aber gar nicht so leicht gewesen, erklärt das Leitungsteam. Vielen sei die Verantwortung zu groß. Bevor das Zeltlager ausgefallen wäre, wollten die drei es lieber noch einmal machen. „Wir wollen den Kindern ermöglichen, so schöne Erfahrungen zu machen, wie wir sie gemacht haben“, sagt Faber. „Für uns ist es auch ein Urlaub mit Freunden. Wir kennen uns alle so gut. Und ich glaube, wenn ,meine Leute‘ irgendwann nicht mehr dabei sind, dann würde es mir auch nicht mehr so viel Spaß machen“, ergänzt Langenhorst.

Ich freue mich am meisten auf das Bergfest.

Freundschaft geschlossen haben auch Manouri und Johanna. Die beiden 14-Jährigen kannten sich zwar schon vor dem Zeltlager, aber dadurch, dass sie zusammen in einem Zelt schlafen, bei Spielen in einem Team sind und beim Essen meistens an einem Tisch sitzen, haben sie sich innerhalb weniger Tage weiter angefreundet. So wird ihnen auch ohne Handy, das im Zeltlager verboten ist, nie langweilig: „Man hat immer Gesprächsthemen, weil hier eigentlich immer irgendetwas passiert. Jemand verliebt sich oder zwei haben Stress“, erzählt Manouri. Dass zwei sich streiten, passiert schnell, trotzdem schaffen sie es meistens, sich als Team selbstständig zusammenzuraufen. „Wir sind 14 Mädchen im Zelt, da wollen wir nicht wegen jeder Kleinigkeit unsere Gruppenleiterin fragen“, erzählt Johanna.

Zwei Köche im Zeltlager
Heute gibt‘s Pilze: Jens Stallkamp (l.) und Christian Unland vom Küchenteam müssen manchmal auch 70 Kilo Kartoffeln schälen. Foto: Luzia Arlinghaus

„Was ich auch cool finde: Hier lernt man viele Leute aus anderen Schulen kennen. Man kann leicht ins Gespräch kommen, weil alle gleich sind, alle schlafen in Zelten, alle hängen aufeinander rum“, findet Johanna. So wie jetzt gerade, wenn die Mittagssonne auf dem Zeltplatz steht und sich die älteren Kinder mit ihren Luftmatratzen unter den Bäumen entspannen, Armbänder basteln und dabei Musik hören. Für die jüngeren bauen die Gruppenleiter eine Wasserrutsche auf und die Kinder bespritzen sich mit Wasserpistolen.

Was sind die persönlichen Highlights? „Ich freue mich am meisten aufs Bergfest! Dafür habe ich auch schon einen Partner“, erzählt Paula. Das Fest findet immer in der Mitte des Zeltlagers statt und besteht aus einem „Bergfestbüffet“, Feiern und Tanzen mit seinen Freunden und der Wahl des „Lagerpaars“. Hierbei können sich die Kinder aussuchen, ob sie als Freundesgruppe, mit dem besten Kumpel oder als Pärchen gehen. Viele sind schon Tage, bevor es losgeht, aufgeregt und gespannt, wer zum Lagerpaar gewählt wird. Ein Junge betont: „Das Lagerfeuer – das ist richtiges Zeltlagerfeeling für mich.“ Dort wird sich am Feuer gewärmt, es werden Geschichten erzählt und Lieder gesungen sowie Gitarre gespielt. Die Lagerleitung macht die Erfahrung: Je abwechslungsreicher die Angebote und Spiele sind, desto seltener kommt Heimweh auf.

Ein weiteres Highlight für viele: die Überfälle. Ein Spiel, bei dem niemand weiß, wann es losgeht, denn die Überfaller aus dem Heimatort schleichen sich nachts auf den Zeltplatz, um das Banner des Zeltlagers zu klauen. „Das ist unser Schatz und den versuchen wir zu verteidigen“, erklärt Kersten Knopp. Zur Vorbereitung des Spiels gibt es Nachtwachen, die am Rand des Zeltplatzes sitzen und Alarm schlagen, wenn sie die Überfaller bemerken. Dann geht alles ganz schnell, Flutlichter springen an, jemand schreit „Überfall“ und alle stürmen aus ihren Zelten zum Mast, um zu verhindern, dass die Angreifer das aufgehängte Banner stehlen.

Das gemeinsame Ziel schweißt die Gruppe zusammen, egal wie alt man ist, welches Geschlecht oder welche Religion man hat oder aus welcher Familie man kommt. „Alle Kinder lernen aber auch, dass es ein Spiel ist“, sagt Johanna Faber. Wer keine Lust hat, sich zu rangeln, oder Angst hat, kann einfach im Zelt liegenbleiben. Und natürlich sind die Angreifer in Wirklichkeit keine Feinde, sondern ehemalige Gruppenleiter und Freunde, die sich vorher anmelden. Das begreifen die Kinder spätestens, wenn keine schwarz maskierte Gestalt auf den Mast zurennt, sondern ein verkleideter Weihnachtsmann oder ein Pirat. „Es ist für alle spannend, wenn nachts auch noch etwas passiert.“

Luzia Arlinghaus

Lea Amidala Brelage