Serie zum Advent

Engagiert euch! Jetzt!

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Freiwillige Helferinnen
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Foto: kna/Michael Althaus

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Freiwillige Helferinnen 

Advent ist die Zeit des Wartens, heißt es. Manchmal ist Warten aber gar nicht so gut, dann heißt es handeln. Schließlich kann ohne unser Tun die Welt nicht besser werden.

Mitte November haben wir im Kindergarten meiner Tochter Sankt Martin gefeiert. Kinder aus allen Gruppen kamen mit ihren Eltern und Großeltern. Es gab ein Martinsspiel in der Kirche, einen Laternenumzug durch die Siedlung und zum Schluss wurden Martinsgänse aus Hefeteig an die Kinder verteilt,  warme Getränke, Pommes und Brezeln verkauft. 

Es war ein schöner Abend: Die Kinder freuten sich, endlich mit ihren selbst gebastelten Laternen losziehen zu können. Sie sangen lauthals „Laterne, Laterne“ und „Sankt Martin“. Der Kindergarten war mit Lichterketten geschmückt, und an Bänken und Tischen konnten sich die Eltern unterhalten, während die Kinder über die Wiese tobten. Gelingen konnte dieses Fest nur, weil es Eltern gab, die sich engagierten und bereit waren, mitzuhelfen: die in der Kirche Liedzettel verteilten, die draußen Sitzbänke schleppten, die den Pavillon am Imbissstand aufbauten; Mütter, die an den Fritteusen standen; Väter, die heißen Kakao verteilten. Sie warteten nicht auf andere, sondern packten mit an.

Oft sagen wir: Der Advent ist eine Zeit des Wartens. Wir warten darauf, dass wir die Kerzen am Adventskranz entzünden dürfen. Wir warten auf den Beginn der Weihnachtsmärkte. Wir warten auf die Rorate-Messen. Wir warten auf die Wunschzettel der Kinder. Wir warten darauf, dass Gott Mensch wird. Aber wäre es nicht besser, das Warten aufzugeben und einfach selbst loszulegen? Gerade jetzt?
Zugegeben, wir können die Ankunft Christi nicht beschleunigen. Aber wir können dafür sorgen, dass Menschen in unserer Familie, in unserer Nachbarschaft oder in unserem Stadtteil ein bisschen von der christlichen Advents- und Weihnachtsfreude spüren, dass sie für einen Moment aus ihrem Alltag ausbrechen können, dass sie Licht sehen. 

Wir könnten zum Beispiel unsere Wohnung hübsch schmücken und die Familie oder Freunde zu einem Adventskaffee einladen – einfach mal Zeit miteinander verbringen, sich in Ruhe treffen und Neuigkeiten nicht nur zwischen Tür und Angel austauschen. Wir könnten uns spontan mit Nachbarn treffen, am Gartenzaun einen Punsch trinken und Adventslieder anstimmen. Vielleicht könnten wir uns auch mit anderen in unserem Stadtteil oder in der Kirchengemeinde zusammentun und einen Weihnachtsbasar organisieren: mit Waffeln, Glühwein und kleinen Geschenken. Und mit dem Erlös Menschen unterstützen, die bedürftig sind.

Wenn wir auf das vergangene Jahr zurückblicken, gab es viele Momente, die schockiert und bewegt haben: die unerträglichen Bilder des Massakers der Hamas-Terroristen, das Leid der Palästinenser im Gaza-Streifen, die Toten und Verwundeten des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, Hungernde in Afrika und Menschen, die unter Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen gelitten haben. 

Wir können diese Krisen natürlich nicht allein und schon gar nicht innerhalb von vier Wochen lösen. Was wir tun können, ist: in diesem Advent ein Zeichen setzen – für Hoffnung und gegen Ausgrenzung, Egoismus und Hass. „Ihr seid das Salz der Erde“, heißt es im Matthäusevangelium. Manchmal reicht schon eine kleine Prise, um große Wirkung zu entfalten. 

Wir könnten ein Friedensgebet organisieren und für die Menschen in der Ukraine, in Israel und Palästina beten. Wir könnten Flüchtlingsfamilien besuchen und sie fragen: „Können wir euch etwas Gutes tun?“ Wir könnten für ihre Kinder kleine Geschenke kaufen und ihnen zeigen: Wir haben euch nicht vergessen. 
Und wir könnten uns für mehr Klimaschutz engagieren – damit die Extremwetter-Katastrophen nicht noch häufiger und heftiger werden. Dazu müssen wir nicht einmal eine große Aktion organisieren. Es hilft schon, wenn wir das Thema bei unseren Freunden oder in der Familie wachhalten. Wenn wir darauf hinweisen, wie wichtig es ist, unser Verhalten immer wieder zu überprüfen und ein Bewusstsein für die Dramatik der Klimakrise zu schaffen.

Ja, hinter all diesen Ideen stecken Arbeit und Mühe. Aber es lohnt sich. Denn viel zu oft fühlen wir uns doch angesichts der Krisen in der Welt hilflos und ohnmächtig. Dabei hilft es, aktiv zu werden, sich mit anderen zusammenzutun, um etwas Gutes zu bewirken. Nutzen wir den Advent: Warten wir nicht länger und engagieren uns. Bewirken wir etwas!

Kerstin Ostendorf