Gebete und Gottesdienste für den Papst in Lebensgefahr

"Franziskus ist trotzdem hier bei uns"

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Kerzen und Blumen vor der Gemelli-Klinik, in der Papst Franziskus behandelt wird
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Foto: kna/Romano Siciliani/Cristian Gennari

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Gebet für den kranken Papst: Gläubige stellen Kerzen und Blumen vor der Gemelli-Klinik auf

Der Zustand des schwerkranken Papst Franziskus ist weiterhin kritisch. Während einige Therapien Wirkung zeigen, verschlechtern sich andere Werte. Nun sind die Nieren betroffen.

Bedrückende Leere im voll besetzten Petersdom. Beim Gottesdienst am Sonntag mit rund 5000 Diakonen aus aller Welt bleibt der Platz von Papst Franziskus unbesetzt. Seit zehn Tagen befindet sich der 88-Jährige wegen einer lebensbedrohlichen Atemwegsinfektion in der römischen Gemelli-Klinik. Sein Zustand sei kritisch, teilte der Vatikan am Montag erneut mit. 

Bluttests hätten ein beginnendes, leichtes Nierenversagen gezeigt, das aber unter Kontrolle sei. Weitere Anfälle von Atemnot habe es seit Samstagabend nicht gegeben, die Sauerstofftherapie werde fortgesetzt. Am Samstag war zudem eine Bluttransfusion erforderlich geworden - die Zahl der Blutplättchen hatte sich im Zusammenhang mit einer Anämie verringert. Papst Franziskus sei weiterhin gut orientiert und ansprechbar, heißt es vom Presseamt. Er habe an einer Sonntagsmesse in seiner Krankenwohnung im römischen Gemelli-Krankenhaus teilgenommen. 

Seit dem 14. Februar wird er dort behandelt - und weltweit wird für den Papst gebetet, dessen Humor und Offenheit auch Menschen schätzen, die der Kirche eher fern stehen. So etwa Simone aus Zürich, die mit ihren Söhnen Max und Sebastian als "normale Touristin" nach Rom gekommen ist. "Ich hoffe sehr, dass er wieder gesund wird, denn er hat viele gute Initiativen für die Kirche angestoßen", so die Schweizerin. "Und wer weiß, wer danach käme."

Hoffen auf baldige Rückkehr

Daran wollen viele noch nicht denken, sondern lieber hoffen und beten. Für den Papst fand am späten Sonntagnachmittag ein Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika mit Kardinal Baldo Reina statt. Am Rosenkranzgebet mit dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi im selben Anliegen konnte man um 20 Uhr via Internet teilnehmen. Schon vor Tagen hatten Italiens Bischöfe zum Gebet für Franziskus aufgerufen und eigene Fürbitten für seine baldige Rückkehr formuliert.

Die Nummer zwei im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, weilt derzeit wegen einer Bischofsweihe im norditalienischen Bergamo. "Unsere Gedanken und inbrünstigen Gebete gelten dem Heiligen Vater für seine Gesundheit", lässt er verlauten.

Im Petersdom feiern Diakone aus 100 Ländern ihr Heilig-Jahr-Treffen. Wie wichtig ihr Einsatz für die Kirche ist, betont auch der Papst in seiner Predigt - die allerdings nicht von ihm, sondern von Erzbischof Rino Fisichella vorgetragen wird. Natürlich vermissen sie den Papst, betonen Arturo Jaimes und Carlos Romo, die zusammen mit ihren Frauen und 50 weiteren Diakonen aus Texas angereist sind. "Aber Franziskus ist trotzdem hier bei uns, das kann man spüren", sagt Romo, als sich die Gruppe in ihren weißen Diakonen-Gewändern für ein Foto auf dem Petersplatz postiert.

"Ausruhen ist auch Teil der Therapie"

Dort herrscht fast genauso viel Trubel wie an jedem Sonntag: Immer um 12 Uhr hält der Papst sonst das sogenannte Angelusgebet vom Fenster des Apostolischen Palastes über dem Petersplatz. Doch bereits zum zweiten Mal in Folge wird seine Ansprache nur schriftlich verbreitet. Weder auf den Großbildschirmen noch über die Lautsprecher gibt es dazu Hinweise. Viele Menschen, die nicht über die Situation im Bilde sind, warten vergebens auf die Worte des Kirchenoberhaupts.

"Ich setze zuversichtlich meinen Aufenthalt in der Gemelli-Klinik fort; und Ausruhen ist auch Teil der Therapie!", schreibt Franziskus in seiner über die Medien verbreiteten Erklärung. Weiter lobt er das medizinische Personal für seine Aufmerksamkeit und Hingabe im Dienst an den Kranken und dankt für Briefe und Gebete um seine Genesung. Besonders gerührt zeigt sich Franziskus über die Zeichnungen, die er während seines Klinikaufenthalts von Kindern aus vielen Ländern erhalten habe.

Und der vor knapp zwölf Jahren gewählte Papst wäre nicht er selbst, wenn er nicht die aktuelle Weltlage kommentieren und zum Frieden aufrufen würde: "Morgen jährt sich zum dritten Mal der massive Krieg gegen die Ukraine: ein Anlass für Schmerz und Scham für die gesamte Menschheit."

kna