Studenten und die aktuellen Preissteigerungen

Große Not ist bisher ausgeblieben

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Bei Studenten ist der Geldbeutel meistens schmal. Sind sie deshalb von den aktuellen Preissteigerungen stark betroffen? Die Studentenseelsorger in der Region können ein Stück weit Entwarnung geben – dennoch gibt es durchaus Unterschiede.

Mittlerweile sind auch einige Studenten bei einer Tafel registriert.
Foto: imago images/Martin Bertrand

 

Strom und Heizung sind deutlich teurer geworden, auch in den Supermärkten müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen. Und der Wohnungsmarkt ist gerade in den Universitätsstädten stark angespannt. Das trifft besonders auch die Studenten, die ohnehin meistens notorisch knapp bei Kasse sind. Doch wie eine Umfrage unter den Katholischen Studentengemeinden (KSG) in der Region ergab, ist die Situation weniger dramatisch als von manchen befürchtet.

Kaum ein Thema, dennoch mehr Angebote
„Bei uns ist das nicht wirklich ein Thema“, sagt beispielsweise Thomas Lazar, Studentenseelsorger in der KSG Halle. Das liege vielleicht auch daran, dass viele ihre Jahresabrechnungen noch gar nicht erhalten hätten – oder die Eltern ihren Kindern mehr zahlten. Dass Studenten wegen der steigenden Kosten in Not geraten seien, habe er bisher nicht beobachten können, auch sei es kein großes Gesprächsthema bei den Treffen in der Studentengemeinde. Dennoch kommt die KSG den jungen Leuten entgegen: Fünfmal in der Woche können sie hier gemeinsam essen, auch würden die Räume dann einigermaßen aufgeheizt. Im Durchschnitt kämen fünf, sechs Personen pro Tag, manchmal seien es auch über zehn. Jeden Wochentag gibt es in der KSG Halle mindestens eine Mahlzeit, vom gemeinsamen Frühstück mit Morgengebet übers Mittagessen bis zum traditionellen Abendessen am Mittwoch.
In der KSG Leipzig kümmert sich unter anderem Schwester Christa Baich als Seelsorgerin um die Studenten. „Die reden schon davon, dass es derzeit schwierig ist“, erzählt sie. Manche würden sich wärmer anziehen und die Heizung herunterdrehen. Dass aber jemand seine Wohnung nicht mehr zahlen könne, habe sie bisher nicht gehört. Bei Gesprächen mit den Studenten seien die hohen Energie- und Lebensmittelkosten durchaus ein Thema. Mehr Angebote in der KSG seien schwierig – auch das Bistum fordere finanzielle Einsparungen, erzählt Schwester Christa. In der Küche könnten die Studenten dennoch gemeinsam kochen, was rege genutzt werde.
Mittwochs und sonntags gebe es ohnehin regelmäßig ein gemeinsames Essen. Dass die Studenten häufiger kommen, sich öfters in der KSG aufhalten und gemeinsam kochen, das merke man schon, sagt die Seelsorgerin. Dann bräuchten sie zu Hause weniger heizen. „Die freuen sich, wenn sie bei uns ein warmes Wohnzimmer haben.“

Internationale Studenten haben es schwerer
Karen Siebert, Referentin der KSG in Berlin, weist noch auf eine andere betroffene Gruppe hin: die internationalen Studenten. Für sie sei es ohnehin schwieriger, in der Hauptstadt eine Wohnung zu finden – viele seien in Studentenwohnheimen untergekommen. „Da gibt es durchaus Ernährungsschwierigkeiten“, erzählt Siebert, die auch als Coach und Mediatorin arbeitet. „Die kaufen dann manchmal im Discounter für zwei, drei Euro ein.“ Die deutschen Studenten könnten die gestiegenen Kosten dagegen eher abfedern.
Berufstätige Studenten haben – wie andere Arbeitnehmer auch – im vergangenen Herbst die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro erhalten. Für Bafög-Empfänger gab es zudem zwei Heizkostenzuschüsse von 230 und 345 Euro, wobei der zweite Betrag in diesen Wochen ausgezahlt werden soll. Hinzu kommt für alle Studenten, unabhängig vom Bafög-Anspruch, eine Einmalzahlung über 200 Euro, die allerdings weiterhin auf sich warten lässt.
Dennoch: Laut Karen Siebert gibt es vereinzelt auch Bafög-Empfänger, die bei einer Tafel registriert sind. Und auch in Berlin öffnet die KSG ihre Räume im Stadtteil Prenzlauer Berg: Hier können Studenten zusammenkommen, gemeinsam lernen und kochen. Immerhin habe sich nach der Pandemie die Situation bei den Nebenjobs wieder verbessert, sagt die KSG-Referentin. Doch auch hier gebe es deutliche Unterschiede zwischen deutschen und internationalen Studenten: Während die Einheimischen eher im Homeoffice oder an der Uni arbeiten würden, seien Ausländer häufig bei Zeitarbeitsfirmen oder in der Pflege beschäftigt, manche würden auch Regale einräumen. Das Kellnern als klassischer Studentenjob sei hingegen nicht mehr sonderlich beliebt: Seit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen hätten viele Jugendliche dafür kaum noch Zeit.

Von Oliver Gierens