Sie waren bei der "dennoch. Konferenz" dabei

Jetzt muss es im Alltag ankommen

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dennoch.Konferenz
Nachweis

Foto: Annika Schmitz/KNA

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Bei der „dennoch. Konferenz für Neues in Kirche“ in Hannover kleben auf einer Glasfront die Buchstaben „Why“ , „Warum“ . Darin haften Zettel mit Gründen, warum Menschen „dennoch“ Kirche gestalten.

Großen Zuspruch hatte die „dennoch. Konferenz für Neues in Kirche“. Die KiZ-hat mit Menschen gesprochen, die dabei gewesen sind: Wie haben sie die Veranstaltung erlebt? Was nehmen sie mit in ihre Gemeinden?

Das Ehepaar Barbara (66) und Eberhard Walther (68) aus Verden engagiert sich ehrenamtlich in ihrer Pfarrgemeinde, Barbara Walther auch noch darüber hinaus im Dekanatspastoralrat sowie im Diözesanrat und im Diözesanpastoralrat. Ihre Erwartungen an den Kongress wurden erfüllt. Sie trafen Gleichgesinnte und konnten sich mit „zuversichtlichen Glaubensgeschwistern“ austauschen. „Und wir haben gehofft, dass von dieser Veranstaltung ein gemeinsamer Aufbruch ausgeht, um die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder zu stärken und die Frohe Botschaft im Alltag zu leben“, so das Ehepaar. Besonders gefallen hat ihnen die „fröhliche Gemeinschaft, die guten Vorträge und kreativen Impulse in den Workshops, die mutmachende Rede von Bischof Heiner, die Spontaneität und Spiritualität im Gottesdienst, die lockere 

Ehepaar Walther
Barbara und Eberhard Walther nehmen viele Impulse von der Dennoch-Konferenz mit nach Haus.

und wertschätzende Atmosphäre, die jugendliche Band mit ihren inspirierenden Texten sowie die sehr gute Location“. Trotz der Imagekrise, in der die katholische Kirche steckt, konnten Barbara und Eberhard Walther einen Neuaufbruch spüren. „Die freudige Stimmung zeigte deutlich, dass die Teilnehmenden miteinander „dennoch“ Kirche mit einer froh machenden Botschaft Jesu Christi sein wollen“, betont das Ehepaar. Als Impuls in ihren Wirkungskreis nehmen sie mit: „Gemeinsam sind wir kreativ und kraftvoll, Haupt- und Ehrenamtliche ziehen an einem Strang und stärken sich gegenseitig den Rücken.“ Sie sind davon überzeugt, „dass diese Art eines Kongresses uns Gläubigen hilft, die lebensspendende Kraft Gottes immer wieder neu wahrzunehmen“. Die Frage bleibt, wie der Funke von Hannover weitergetragen kann, wenn er auf die Heimatgemeinden überspringt und die Pfarrer und Gottesdienstleiter zur Umsetzung der Impulse motiviert werden können, zum Beispiel im Priesterrat.


Ingrid Bäuml (63) aus Bremerhaven engagiert sich im Pfarrgemeinderat und in der Fokolar-Bewegung. Sie hat aus Neugierde an der Konferenz teilgenommen, „um zu erfahren, was andere so machen“. Angetan war sie von den Teilnehmern, mit denen sie enger zu tun hatte. „Sie kamen als bodenständig rüber und als Menschen, die wie selbstverständlich ihren Platz in der Kirche gefunden haben und dort gerne sind“, erzählt sie. Nicht alle Vorträge haben ihr gefallen und die Musik bei den Mahlzeiten habe die Unterhaltung erschwert. „Doch die Stimmung war super. Ich habe viele gleichgesinnte, offene, sympathische Leute getroffen, die nicht anstrengend waren, sondern mir viel Freude in den 

Bäuml
Ingrid Bäuml hat viele gleichgesinnte, offene und sympathische Leute getroffen.

Begegnungen geschenkt haben. Ehren-, Hauptamtliche, Bischöfe – wir waren gefühlt alle auf Augenhöhe und sind gemeinsam unterwegs. Ich hatte das Gefühl,  als ob wir schon durchgestartet sind und uns gegenseitig stärken können. Ich habe niemanden getroffen, der in einer Krise war oder auf Inspiration vom Bistum wartete.“ Wichtig für Bäuml ist Leute zu finden, denen sie von der Konferenz erzählen kann. „Ein paar Leute habe ich schon, die etwas über den Kongress erfahren wollen. Mit ihnen zusammen finden wir vielleicht etwas, was wir vor Ort umsetzen können“, hofft Bäuml.

Thomas Fehst (60) ist Banker und engagiert sich in seiner Gemeinde im Erwachsenenkatechumenat und der Taufpastoral sowie in der Bolivienpartnerschaft des Bistums. „Meine Erwartungen und Hoffnungen an die Konferenz bestanden darin, dass einerseits im Rahmen der Impulse und Workshops neue Wege und innovative Ideen für eine künftige positive Entwicklung von Kirche vorgestellt beziehungsweise erarbeitet werden können. Darüber hinaus hatte ich die Hoffnung auf eine Aufbruchsstimmung, die ich in den Gemeinden alten Zuschnitts einfach nicht mehr finden kann“, so Fehst zu seiner Motivation, an der Konferenz teilzunehmen. Auch wenn sein Eindruck von der „dennoch-Konferenz“ positiv ist, hat er trotzdem kritische Anfragen. „Ich bin in einer sehr positiven und motivierenden Stimmung wieder nach Hause gefahren. Die vorgestellten Themen und die von mir besuchten Workshops haben mich bestätigt, Neues zu wagen und darauf zu vertrauen, dass der Heilige Geist wirken wird. Insofern fand ich die inspirierenden Gespräche am Rande und die Themen der Workshops und Impulse sehr gut. Was ich eher kritisch sehe, ist die verpasste Chance eine solche Veranstaltung ökumenisch zu veranstalten. Ich glaube, das hätte nochmal viele andere Aspekte gebracht und die Möglichkeit, zusammen zu rücken. Einige Vorträge waren eher zu lang und die Verleihung des ZAP-Innovationspreises am Abend eines langen Tages wurde weder den Preisträgern noch den Teilnehmern des Kongresses gerecht“, meint Fehst. 

Er ist sich aber sicher, dass die Imagekrise der Kirche durch eine solche Veranstaltung nicht kleiner wird. „Ich glaube auch nicht, dass es nach dem Kongress ein Durchstarten oder einen Neuaufbruchfür die Kirche gibt.  Die Hoffnung ist, dass die Teilnehmer an ihren Wirkungsorten Neues wagen und Kirche positiv entwickeln. Wo Menschen glaubhaft und mit Überzeugung ihren Glauben vertreten und der Kirche damit ein positives Gesicht geben, da werden andere angesteckt. Solange aber die Institution Kirche sich nur um ihre eigenen Strukturen und Probleme dreht, immer wieder neue negative Schlagzeilen produziert und selber eben nicht bereit ist sich zu verändern, sind die Aktiven vor Ort chancenlos“, betont Fehst. 

Fehst
Thomas Fehst glaubt, die Frage, warum Kirche und nicht Sportverein, wird existentiell.

Was er von der Konferenz mitnimmt? „Einiges. Nur um eines konkret zu nennen: Im Workshop ‚Zielgruppen‘ haben wir intensiv über die Frage ‚Für wen?‘ diskutiert. Diesen und andere Impulse kann ich gut in den Alltag, in meinem Wirkungskreis mitnehmen. Ich glaube, auch den anderen Teilnehmern wird es so gehen, dass sie gute Impulse für die Arbeit in Gemeinden und Gruppen mitnehmen können. Insofern helfen solche Kongresse – wegen der Werkzeuge, die vorgestellt und ausprobiert werden können –, die Arbeit in der Kirche zukunftsfähiger aufzustellen. Es bleibt aber ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Reformunwilligkeit der Kirche in wesentlichen Themen“, betont Fehst. Und er appelliert an die Bistumsleitung: „Meines Erachtens muss es auch ein Committment der Bistumsleitung geben, dass neue Wege gewollt sind und Kirche sich auch vor Ort verändern und entwickeln muss. Auch müssen die in den Gemeinden und Gruppierungen wirkenden Menschen durch das Bistum viel stärker unterstützt und befähigt werden, dieses zu tun – und da meine ich nicht nur die Ehrenamtlichen. Vor allem glaube ich, dass das, was uns als christliche Gemeinschaft ausmacht, mehr in den Fokus rücken muss. Die Bibel, Spiritualität, Glaubenszeugnis und Liturgie sollten in neuen Formen gestärkt werden. Die Frage, warum Kirche und nicht Sportverein, wird existentiell werden“, ist sich Fehst sicher.
 

Edmund Deppe