Praktikum im Norden

Mit dem Bonifatiuswerk andere Länder entdecken

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Auslandserfahrungen besonderer Art sammeln zwei junge Frauen und ein junger Mann aus dem Bistum Hildesheim: Sie machen auf Vermittlung des Bonifatiuswerkes ein „Praktikum im Norden“.


Aika Weiß, Mathis Heineke und Charleen Horoba (v.l.) vor ihrer Abreise nach Estland und Norwegen. Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes) und Marisa Grummich (Projektreferentin) wünschen ihnen alles Gute.

Dass Aika Weiß nach ihrem Abitur ein Auslandsjahr machen wollte, stand für sie schon früh fest. Dass es sie einmal nach Estland ziehen würde, ahnte sie allerdings nicht. Ein Onkel gab der Wolfenbüttlerin den Tipp, sich doch mal auf der Homepage des Bonifatiuswerkes umzuschauen. Das „Hilfswerk für den Glauben“ vermittelt alljährlich Praktikanten nach Nordeuropa, in die Länder der katholischen Diaspora. Aika Weiß bewarb sich spontan und wurde prompt genommen.

In Estland sind Katholiken eine kleine Minderheit

Jetzt ist die 19-Jährige seit zwei Monaten in der estländischen Stadt Tartu. In Estland ist die Diaspora, die Zerstreuung der Katholiken, besonders groß: Ganze 0,5 Prozent der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an, im ganzen Land sind das 5000 bis 6000 Menschen. Dennoch zeigt die Kirche in dem baltischen Staat Flagge und unterhält unter anderem zwei Schulen. An einer von ihnen ist Aika Weiß tätig. „Ich helfe mit im Deutschunterricht, unterstütze Schüler, die schwächer sind, bin aber auch ,Mädchen für alles‘“, berichtet sie.

Mithelfen beim Deutschunterricht ist manchmal nicht ganz einfach, denn noch lernt die junge Frau an der örtlichen Universität selbst Estnisch. Die Sprache hat es in sich: Es gibt keine Artikel, dafür aber 14 Fälle. Verwandt ist Estnisch mit Finnisch und Ungarisch – weit weg von der mitteleuropäischen Sprachfamilie.

Kurz nachdem Aika Weiß in Tartu angekommen war, sank die Temperatur von 30 auf 8 Grad. „Da musste ich mich erstmal dran gewöhnen“, sagt sie. Gewöhnen musste sie sich auch daran, dass die Esten ein eher kühles Volk sind und es nicht so einfach ist, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Dennoch zieht sie eine positive Zwischenbilanz: „Ich habe viele gute Erfahrungen gemacht und schon viel Spaß gehabt. Ich möchte nicht nur die Kultur kennenlernen, sondern auch die Menschen und ihre Verhaltensweisen“, sagt sie.
 


Aika Weiß (Mitte) hilft Schülerinnen und Schülern im estländischen Tartu beim Deutsch lernen.

Besonders aufgefallen ist Aika Weiß, wie die Esten Tradition und Technik zusammenbringen. Vieles in Estland ist sehr traditionell, andererseits spielt Elektronik eine große Rolle. Die komplette Verwaltung des Landes kommt ohne Akten aus und ist computerbasiert, jeder Bewohner hat ein Recht auf Internet.

In ihrer Heimatgemeinde St. Petrus in Wolfenbüttel war Aika Weiß Messdienerin und Betreuerin von Freizeiten und Gruppenstunden. Im Juni kommenden Jahres wird sie dorthin zurückkehren. Was wird sie dann machen? „Studieren. Was, das steht aber noch nicht fest.“

Zwei Praktikanten in Norwegen im Einsatz

Neben Aika Weiß sind noch zwei Praktikanten aus dem Bistums Hildesheim beim „Praktikum im Norden“ dabei: Charleen Horoba kommt gebürtig aus Braunschweig. Die Studentin unterstützt das Kloster Katarinahjemmet in Oslo. Neben verschiedenen Aufgaben im Kloster hat sie die Möglichkeit, sich in Einrichtungen des Bistums Oslo zu engagieren „Bevor ich die berufliche Laufbahn einschlagen werde, möchte ich noch einmal den Schritt wagen und ein ‚Praktikum im Norden‘ beim Bonifatiuswerk absolvieren. Die möglichen Einsatzstellen zeigen mir, wie ich Menschen in ihrem Lebens- und Glaubensweg, auch im Alltag, begleiten kann. Das motiviert mich sehr“, erklärte Horoba vor ihrer Abreise.

Mathis Heineke macht ein Praktikum im St.-Marien-Kloster Munkeby in Norwegen. Vier Mönche leben dort nach der Ordensregel der Zisterzienser. Nicht nur bei der alltäglichen Arbeit im Kloster hilft der Theologie-Student mit, sondern auch in den klostereigenen Einrichtungen, wie dem Gästehaus und der Käserei. Im Januar nächsten Jahres wechselt Heineke seine Einsatzstelle und wird bis Juni im St.-Dominikus-Kloster in Oslo aktiv sein, das einen kleinen Dominikanerorden beherbergt.

„Das Wagnis eingehen und ein neues Land in seiner ganzen Vielfalt entdecken: Mit unserem ,Praktikum im Norden‘ ermöglichen wir jedes Jahr jungen Freiwilligen die Chance, diesen Schritt zu gehen“, sagt der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen über das Praktikum Norden.

Matthias Bode